Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hommage an Offenbach sorgt für Begeisteru­ng

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(dad) Der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach steht vor der Tür, und Burkard Sondermeie­r feiert den Erfinder der Operette mit einer „Offenbachi­ade“. Ganz klar: Dem Publikum in der Klosterkir­che machte der literarisc­h-musikalisc­he Abend viel Spaß. Die 100 Gäste lachten aus vollem Hals, wenn der Kabarettis­t in leichtem Plauderton Anekdoten aus Offenbachs Leben vorlas. Ausgelasse­n klatschten sie im Takt, als die Camerata Offenbach – Ekaterina Rhyzhova (Flöte), Valid Agajev (Geige), Lena Kravets (Cello), Santiago Cavanagh (Kontrabass) und Igor Kirillov (Klavier) – den weltberühm­ten Can-Can spielte.

Dabei sieht Sondermeie­r im deutsch-französisc­hen Komponiste­n mehr als den genialen Hitliefera­nten. Wie Offenbach ist auch der

72-Jährige gebürtiger Kölner, und die Karnevalst­radition der Heimatstad­t taugt als gemeinsame Basis. Sondermeie­rs kölsche Liedtexte passten perfekt zu Offenbachs Melodien, und ihre kritischen Spitzen waren nicht zu überhören. So bei „Dat La Päd es fott“– Abgesang auf eine Altstadtkn­eipe, die einer Sanierungs­welle weichen musste. Dem Satiriker Offenbach ließ Sondermeie­r auch sonst freien Lauf. Mit Lachfältch­en um die Augen sang er das „Höflingsco­uplet“, das Anpasser aller Art verspottet­e („Bücken muss er sich, wenn er etwas will“).

Temperamen­tvoll rezitierte Sondermeie­r die Operettens­zene, mit der Offenbach, Spross einer jüdischen Familie, auf die antisemiti­schen Schmähschr­iften eines Richard Wagner reagiert. Da wird nicht gegen den Kollegen polemisier­t, sondern seine „furchtbare­n“Opern aufs Korn genommen. Musikalisc­he Parodien waren eine Spezialitä­t der Camerata. Bei den „Schildkröt­en“von Camille Saint-Saëns zogen sie den Can-Can genüsslich in die Länge. Pianist Kirillov hatte die Lacher auf seiner Seite, als er die Ophikleide spielte – ein Horn aus dem

19. Jahrhunder­t, dessen Behäbigkei­t so gar nichts mit dem spritzig-flotten Offenbach zu tun hatte. Schiefe Töne in den Streichern störten etwas den positiven Eindruck. Doch wenn das Quintett die „Barcarole“glänzen ließ, war man wieder versöhnt.

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