Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mit dem Holzhammer
Das Konzept der Webserie
„In bester Verfassung“
(23.55 Uhr, ZDF), deren acht Minifolgen vom ZDF gestern am Stück ausgestrahlt wurden, klang zunächst interessant: Aus Verzweiflung vor einer baldigen Versetzung aus ihrem verschlafenen Kaff nach Rostock zündeten die beiden VerfassungsschutzBeamten Mechthild Dombrowski (Gudrun Landgrebe) und Paul Horner (Uke Bosse) eine alte RAF-Bombe unter einer Jesus-Statue. Ihr Ziel: akute Terrorwarnung in ihrem Dorf und damit eine Aufschiebung ihrer Zwangsversetzung. Der daraufhin entstandene Aufstand der Wutbürger gegen die „Islamisierung“rückte schon bald in den Mittelpunkt der Geschehnisse. Auch wenn es sich bei der Serie um ein Werk aus dem Comedy-Genre handelte, hätte man sich an vielen Stellen weniger Klamauk, dafür aber mehr Finesse gewünscht. Die Darstellung der fremdenfeindlichen Bürger war derart plump und klischeehaft, dass die Inszenierung weder lustig noch besonders überzeugend war. Positiv anzumerken war das Zusammenspiel der herrlich kaltschnäuzigen Mechthild und dem Verfassungsschutz-Referatsleiter Matthias Frings (Fabian Siegismund), die zwar grundsätzlich gegeneinander, am Ende jedoch gezwungenermaßen zusammenarbeiteten. Die übrigen Charaktere waren allerdings derart oberflächlich gezeichnet, dass man sie kaum ernst nehmen konnte. Stattdessen hatte man das Gefühl, die Serie schlug mit den Holzhammer auf den Zuschauer ein, um ihm erkenntlich zu machen, dass sie gerade die aktuelle Wutbürger-Thematik behandelte. Eine subtilere Herangehensweise wäre wünschenswert gewesen.