Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Arbeitskreis bündelt die Ideen.
Sparkasse und Stadt unterstützen das gesamte Projekt zur Würdigung des Widerstands in der Nazi-Zeit.
Überrascht und zugleich erfreut zeigte sich die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, Dr. Ilka Werner, über die Geschwindigkeit, mit der eine Gedenk- und Bildungsstätte zum Solinger Widerstand gegen die Nazi-Diktatur konkrete Formen annimmt. Ein Betreiberverein wird gegründet, eine Dauerausstellung entwickelt, ein pädagogisches Konzept erstellt, Anträge für verschiedene Fördertöpfe für Gedenkstätten, Erwachsenenund Jugendlichen-Bildung in Kürze gestellt. Im Museum Waschhaus Weeg stellte der Arbeitskreis für die Gedenkstätte am Neumarkt den aktuellen Sachstand vor.
Das Waschhaus gehört zum Spar- und Bauverein. Dessen Aufsichtsrat-Vorsitzender Hans-Werner Bertl lobte ebenfalls, wie eng und konstruktiv alle miteinander arbeiten würden. Wie wichtig das Thema ist, machte allein die Prominenz der Interessenten deutlich. Darunter die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes, Sylvia Löhrmann (Grüne). Vom Aufsichtsrat des Zentrums für verfolgte Künste war für den Landschaftsverband Rheinland Dorothee Daun anwesend. Bernd Krebs vom Freundschaftsverein mit der israelischen Partnerstadt Ness Ziona war auch aufmerksamer Zuhörer. Dazu kamen weitere Politiker, Lehrer und an Historischem interessierte Solinger.
Dann ergriff Daniela Tobias von der Aktion Stolpersteine das Wort. Die Zusage der Stadt-Sparkasse, in den bis 2023 entstehenden Neubauten des Kreditinstituts am Neumarkt eine Gedenkstätte zu errichten, habe die neue Geschwindigkeit ermöglicht.
Sie stellte den Fahrplan für die kommenden drei Jahre vor. Unter dem Motto „Topographie des Gedenkens“habe der Arbeitskreis zusammen mit Lutz Peters vom Stadtmarketing und Mitgleid des Bergischen Geschichtsvereins die Idee entwickelt, Orte und Personen des Widerstands gegen das Hitler-Regime sichtbar zu machen. Bertl betonte: „Man kann den Opfern keine Gerechtigkeit geben, aber ihre Spuren sichtbar machen.“Dabei wolle man in der späteren Gedenkstätte kein Museum mit Vitrinen schaffen. Alles müsse heute digital und modern aufbereitet sein, erklärten Tobias und Dr. Werner.
Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war in doppelter Funktion anwesend. Er ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stadt-Sparkasse Solingen. Er sagte, die Gedenkstätte im Neubau sei ein guter Kompromiss, den Stadt und Sparkasse gerne unterstützen würden. Alles fuße auf drei Säulen: Die erste sei das Gebäude der Sparkasse, die zweite die Trägerschaft der Stätte durch die Stadt und die dritte das Betreiben des Gedenk- und Bildungsforums durch einen Verein. Er kündigte an, dass man sich noch externer Fachleute bedienen wolle, die die moderne Ausrichtung eines solchen Angebots mit Ideen befruchten sollen.
Daniela Tobias erklärte, der Verein werde sich erst nach dem Sommer gründen. Zuvor werde man aber mit der Stadt einen Kooperationsvertrag aushandeln, um so Zeit zu gewinnen, alles aus einem Guss präsentieren zu können. In der anschließenden Debatte wurden zwei Dinge deutlich. Tobias verwies darauf, dass man mit dem Widerstand der Arbeiterbewegung und der Einbeziehung der Pressearbeit durch die „Bergische Arbeiterstimme“ein Alleinstellungsmerkmal unter den 28 Gedenkstätten in NRW zum Thema Widerstand in der Nazi-Zeit schaffen könne. Thematisch solle das breit aufgestellt werden. Für Sylvia Löhrmann ist die Einbeziehung der für diese Fragen offenen jungen Generation wichtig: „Man muss sich mit dem größten Menschheitsverbrechen auseinandersetzen.“