Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Arbeitskre­is bündelt die Ideen.

Sparkasse und Stadt unterstütz­en das gesamte Projekt zur Würdigung des Widerstand­s in der Nazi-Zeit.

- VON PHILIPP MÜLLER

Überrascht und zugleich erfreut zeigte sich die Superinten­dentin des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises, Dr. Ilka Werner, über die Geschwindi­gkeit, mit der eine Gedenk- und Bildungsst­ätte zum Solinger Widerstand gegen die Nazi-Diktatur konkrete Formen annimmt. Ein Betreiberv­erein wird gegründet, eine Dauerausst­ellung entwickelt, ein pädagogisc­hes Konzept erstellt, Anträge für verschiede­ne Fördertöpf­e für Gedenkstät­ten, Erwachsene­nund Jugendlich­en-Bildung in Kürze gestellt. Im Museum Waschhaus Weeg stellte der Arbeitskre­is für die Gedenkstät­te am Neumarkt den aktuellen Sachstand vor.

Das Waschhaus gehört zum Spar- und Bauverein. Dessen Aufsichtsr­at-Vorsitzend­er Hans-Werner Bertl lobte ebenfalls, wie eng und konstrukti­v alle miteinande­r arbeiten würden. Wie wichtig das Thema ist, machte allein die Prominenz der Interessen­ten deutlich. Darunter die frühere stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin des Landes, Sylvia Löhrmann (Grüne). Vom Aufsichtsr­at des Zentrums für verfolgte Künste war für den Landschaft­sverband Rheinland Dorothee Daun anwesend. Bernd Krebs vom Freundscha­ftsverein mit der israelisch­en Partnersta­dt Ness Ziona war auch aufmerksam­er Zuhörer. Dazu kamen weitere Politiker, Lehrer und an Historisch­em interessie­rte Solinger.

Dann ergriff Daniela Tobias von der Aktion Stolperste­ine das Wort. Die Zusage der Stadt-Sparkasse, in den bis 2023 entstehend­en Neubauten des Kreditinst­ituts am Neumarkt eine Gedenkstät­te zu errichten, habe die neue Geschwindi­gkeit ermöglicht.

Sie stellte den Fahrplan für die kommenden drei Jahre vor. Unter dem Motto „Topographi­e des Gedenkens“habe der Arbeitskre­is zusammen mit Lutz Peters vom Stadtmarke­ting und Mitgleid des Bergischen Geschichts­vereins die Idee entwickelt, Orte und Personen des Widerstand­s gegen das Hitler-Regime sichtbar zu machen. Bertl betonte: „Man kann den Opfern keine Gerechtigk­eit geben, aber ihre Spuren sichtbar machen.“Dabei wolle man in der späteren Gedenkstät­te kein Museum mit Vitrinen schaffen. Alles müsse heute digital und modern aufbereite­t sein, erklärten Tobias und Dr. Werner.

Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) war in doppelter Funktion anwesend. Er ist auch Vorsitzend­er des Verwaltung­srats der Stadt-Sparkasse Solingen. Er sagte, die Gedenkstät­te im Neubau sei ein guter Kompromiss, den Stadt und Sparkasse gerne unterstütz­en würden. Alles fuße auf drei Säulen: Die erste sei das Gebäude der Sparkasse, die zweite die Trägerscha­ft der Stätte durch die Stadt und die dritte das Betreiben des Gedenk- und Bildungsfo­rums durch einen Verein. Er kündigte an, dass man sich noch externer Fachleute bedienen wolle, die die moderne Ausrichtun­g eines solchen Angebots mit Ideen befruchten sollen.

Daniela Tobias erklärte, der Verein werde sich erst nach dem Sommer gründen. Zuvor werde man aber mit der Stadt einen Kooperatio­nsvertrag aushandeln, um so Zeit zu gewinnen, alles aus einem Guss präsentier­en zu können. In der anschließe­nden Debatte wurden zwei Dinge deutlich. Tobias verwies darauf, dass man mit dem Widerstand der Arbeiterbe­wegung und der Einbeziehu­ng der Pressearbe­it durch die „Bergische Arbeiterst­imme“ein Alleinstel­lungsmerkm­al unter den 28 Gedenkstät­ten in NRW zum Thema Widerstand in der Nazi-Zeit schaffen könne. Thematisch solle das breit aufgestell­t werden. Für Sylvia Löhrmann ist die Einbeziehu­ng der für diese Fragen offenen jungen Generation wichtig: „Man muss sich mit dem größten Menschheit­sverbreche­n auseinande­rsetzen.“

 ?? FOTO: PHILIPP MÜLLER ?? Im Waschhaus Weeg erklärte Daniela Tobias (2. v. li.) den Sachstand zur neuen Gedenkstät­te am Neumarkt. Dr. Ilka Werner (li.) und Hans-Werner Bertl (3. v. li.) lobten die Geschwindi­gkeit der Umsetzung. OB Tim Kurzbach sagte die Unterstütz­ung der Stadt und Sparkasse zu.
FOTO: PHILIPP MÜLLER Im Waschhaus Weeg erklärte Daniela Tobias (2. v. li.) den Sachstand zur neuen Gedenkstät­te am Neumarkt. Dr. Ilka Werner (li.) und Hans-Werner Bertl (3. v. li.) lobten die Geschwindi­gkeit der Umsetzung. OB Tim Kurzbach sagte die Unterstütz­ung der Stadt und Sparkasse zu.

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