Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Gaskessel: „Eine Sensation für Barmen“
Am Wochenende öffnete die neue Attraktion. Die Besucher waren beeindruckt. Der Außenaufzug konnte noch nicht benutzt werden.
Es waren vor allem die Heckinghauser selbst, die am Eröffnungswochenende den Gaskessel erkundeten. Monatelang hatten sie die Bauarbeiten beobachtet und wollten jetzt wissen, was daraus geworden ist. Während der Besuch am Samstag – vermutlich aufgrund des morgens diesigen Wetters – eher langsam anlief, standen am Sonntag die ersten Gäste pünktlich um
10 Uhr vor der Tür. „Sehr schön, das ist wirklich eine Sensation für Barmen“, fand etwa das Ehepaar Dabringhausen. „Und eine super Ausstellung.“
Wer die herrliche Aussicht vom
68 Meter hohen Gaskessel genießen wollte, musste zur Eröffnung einigermaßen fit sein: Der Außenaufzug funktionierte noch nicht, weil vergangene Woche Wasser in den Schacht gelaufen war und die Installation der Elektronik verzögert hatte. Bis zum Ende der Woche, so hoffen die Betreiber, soll er funktionieren. Der aktuelle Stand dazu wird jeweils auf der Homepage veröffentlicht. Bis dahin müssen die Besucher immerhin 250 Treppenstufen erklimmen.
Die Ausstellung im Erdgeschoss durchliefen die meisten Besucher zügig. Hier sind optische Täuschungen und Projektionen zu sehen. Viele davon stammen vom Künstlerkollektiv Urbanscreen, das auch den
20-minütigen Film für die Wundermaschine geschaffen hat. So erzeugen etwa Projektionen auf runden Holzscheiben den Eindruck, hier würden Bälle liegen.
Immer wieder neu lässt Urbanscreen die runden Formen aufleuchten und verschwinden, sich verwandeln. Eine streng symmetrische Hauswand löst sich auf und verändert sich. Ein weißer Kubus wird mit wechselnden Motiven angestrahlt. Von Victor Vasarely, dem Meister der optischen Täuschung, hängen mehrere Werke in der Ausstellung. Wer viel Geduld hat, kann sich an einigen Tischen beim Knobeln mit geometrischen Formen ausprobieren oder einen Elefant abmalen.
Fasziniert sind die Besucher jedoch eher vom Film im ersten Stock, der die Baugeschichte zeigt: Hier erleben sie, wie sich die Kräne durchs Tor zwängen, wie die stählerne Druckscheibe abgetragen wird, wie angeseilte Arbeiter die riesigen Werbeplakate auf der Außenhaut montieren. „Wenn man das so bildlich sieht, ist das wirklich beeindruckend“, findet Besucherin Sylvia Klausner, die überhaupt vom Gaskessel begeistert ist. „Supertoll, dass wir so etwas in Wuppertal haben!“
Wie der Gaskessel vorher funktioniert hat und wie lange um seinen Gebrauch gerungen wurde, erfahren die Gäste im ersten Stock. „Schön ist, dass man auch etwas über die Geschichte lernt. Der Gaskessel ist ein echtes Gesamtkunstwerk“, schwärmt Stefanie Mai.
Ein echtes Erlebnis jedoch ist die eigentliche Wundermaschine im fünften Stock des Gebäudes. Hier können sich die Besucher auf gemütlichen Sitzkissen in halb liegender Position niederlassen und in das rund 40 Meter hohe und breite Rund blicken.
Urbanscreen lässt eine Maschine mit Zahnrädern und Kolben stampfen, schaumförmige Kügelchen über die Riesenleinwand kullern, die Stahllamellen des Gaskessels flirren und herabrutschen. Herabfallende Kugeln erzeugen Töne, die alsbald eine Melodie ergeben. Ein Junge äugt durch eine Öffnung in den Kessel. Zeit und Raum verschwimmen.
Danach geht es aufs Dach zum Skywalk, der einen weiten Blick über Barmen und die umliegenden Hügel ermöglicht.