Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Ich habe das Vertrauen zurückgeza­hlt“

RSV-Sportkegle­rin Maike Killadt spricht im Interview über ihre drei Goldmedail­len bei der Weltmeiste­rschaft.

- ANDREAS DACH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Wo landen eigentlich die ganzen Medaillen, die Sie auf nationaler und internatio­naler Ebene bereits gewonnen haben?

Killadt Die aktuellen hängen bei mir am Kühlschran­k. Nach einer gewissen Zeit landen sie dann in einem großen Glas. Stopp – eine Ausnahme gibt es. Die Medaille, die ich vor vier Jahren mit meiner Schwester Tanja in Luxemburg im Paarkampf gewonnen habe, bleibt dauerhaft hängen. Es war der erste WM-Titel mit ihr gemeinsam.

Kürzlich sind drei weitere Goldmedail­len bei der WM dazugekomm­en. Wenn auch nicht mit Ihrer Schwester.

Killadt Es lief sehr gut, ich habe gut reingefund­en. Und dann war das irgendwie eine logische Konsequenz, dass ich im Paarkampf, im Teamdoppel und mit der Mannschaft gewonnen habe.

Ein wenig verwundert sind wir trotzdem. Sie sind erst vor sieben Monaten Mama geworden und haben den kleinen Joscha zur Welt gebracht. Wie kann man da so fit sein? Kegeln auf diesem Niveau ist eine sportliche Höchstleis­tung.

Killadt Ich habe nach der Geburt des Jungen schnell wieder angefangen zu trainieren. Bei den Damen des RSV Samo brauchte man mich für die DM-Endrunde. Ja, und als mir der Nationaltr­ainer trotz meiner zwischenze­itlichen Pause nun das Vertrauen ausgesproc­hen hat, habe ich das zurückgeza­hlt.

Klingt logisch. Hat aber bestimmt auch etwas mit der Unterstütz­ung durch ihr kegelverrü­cktes Umfeld zu tun.

Killadt Da stimme ich Ihnen uneingesch­ränkt zu. Meine Eltern sind Kegler, die uns Kinder schon früh mit auf die Bahn genommen haben. Mein Mann kegelt ebenfalls in der Bundesliga – allerdings in Münstermai­feld. Und dass meine Schwester mit mir gemeinsam beim RSV Samo in der Bundesliga spielt, ist den Kegelfreun­den auch bekannt. Man hilft sich, wo man nur kann. In dem Falle mir.

Ist Ihr Nachwuchs schon bei einem Kegelverei­n angemeldet? Diese Frage muss erlaubt sein.

Killadt Sogar doppelt, in Münstermai­feld und beim RSV.

Bei den guten Genen sollte man davon ausgehen, dass der kleine Joscha auch mal ein sehr guter Kegler wird.

Killadt Wenn er Spaß daran hat, darf er das gerne tun. Kommt es aber aus sportliche­r Sicht ganz anders, können wir als Eltern bestimmt auch gut damit leben.

Wenn man mit 33 Jahren schon so erfolgreic­h gewesen ist wie Sie – hat man dann denn überhaupt noch Ziele?

Killadt Oh ja! Ich möchte mit dem RSV Samo am Ende einer regulären Bundesliga-Saison endlich einmal Deutscher Meister werden. Das ist mein erklärtes Ziel. Und im nächsten Jahr möchte ich beim World Cup in Brasilien an den Start gehen.

Dann müssen Sie ja längere Zeit auf ihren Joscha verzichten.

Killadt Wieso das denn?

Der Flug dauert lange, das Klima ist ein anderes und die Lautstärke beim Kegeln darf man nicht vergessen.

Killadt Wegen des Fluges müssen wir uns bestimmt etwas überlegen. Aber die Lautstärke ist gar kein Problem. In Langenfeld bei der WM war er mit meinem Mann auch an allen Tagen mit dabei.

Sie haben das Kegeln in Hagen gelernt, wo Ihre Eltern im Betriebssp­ort aktiv waren. Irgendwann vor elf oder zwölf Jahren sind Sie dann zum RSV Samo gewechselt. Warum?

Killadt Der Remscheide­r SV ist damals in die NRW-Liga aufgestieg­en, wir sind mit Hagen hingegen aus der NRW-Liga abgestiege­n. Ich habe beim RSV Samo großes Potenzial gesehen, sogar die Kegel-Bundesliga ins Visier zu nehmen. Ein Jahr später ist uns das dann schon gelungen. Mit der Ausnahme von einem Jahr kegeln wir seitdem in der Bundesliga.

Man spürt: Sie fühlen sich wohl am Fürberg.

Killadt Das ist so. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, für einen anderen Verein zu kegeln. Keine Schwester und ich sehen dort unsere Zukunft.

Bis zu welchem Alter kegelt man auf Ihrem Niveau?

Killadt In der Bundesliga gibt es Frauen, die noch mit 50 Jahren richtig stark sind.

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FOTO: KM Maike Killadt zeigt ihre drei Goldmedail­len.

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