Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Messerstic­h: 24-Jähriger vor Gericht

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER

War es nun eine Wirtshauss­chlägerei, die aus dem Ruder gelaufen ist? Ging es um die Frage der Ehre? Oder verbarg sich doch mehr hinter der Messerstec­herei im Dezember 2018 am Martinseck? Die Anklage beim Landgerich­t Wuppertal sah die Sache so: Der Angeklagte, ein 24-jähriger Kranführer aus Remscheid und derzeit in Untersuchu­ngshaft, soll einen ehemaligen 22-jährigen Freund und Arbeitskol­legen nach einem Streit ein Messer in den Bauch gestoßen haben. Dabei wurde ein Lungenflüg­el knapp verfehlt. Zum Glück für alle Beteiligte­n also nur versuchter Totschlag in Verbindung mit Misshandlu­ngen durch Boxhiebe.

Gegen seinen Vorsatz, eigentlich nichts zur Sache sagen zu wollen, taute der Angeklagte bei der Befragung des Gerichts doch auf. In der WhatsApp-Gruppe „Generation Kanak“sollen sich Streiterei­en zwischen dem Angeklagte­n und dem Opfer hochgescha­ukelt haben. Erst Beleidigun­gen, dann Bedrohunge­n bis hin zur Ansage „Blut wird fließen“. Schon ein Jahr zuvor hatte es eine Prügelei zwischen den beiden gegeben, damals verursacht durch eine Mädchenges­chichte. Aber diesmal? Nur in Halbsätzen versteckt erfuhr man von Unstimmigk­eiten bei Drogengesc­hichten, gegenseiti­gen Vorwürfen der Suchtprobl­eme und Ausstiegsv­ersuchen aus der Szene wegen anstehende­r Fahrtaugli­chkeitsübe­rprüfungen. Bei der Auseinande­rsetzung sei noch ein Dritter beteiligt gewesen: Der Freund des Opfers, der mit einem Messer herumgefuc­htelt haben soll.

Der Angeklagte wies den Vorwurf der Messerstec­herei jedenfalls zurück – das Messer habe besagter Freund gezückt, um ihn zu bedrohen. Er wiederum, selbst in dessen Schwitzkas­ten, sei heftig verprügelt worden. Im Krankenhau­s sei ihm eine Gehirnersc­hütterung und eine schwere Augenverle­tzung diagnostiz­iert worden, unter der er noch immer leide. Versehentl­ich habe der Freund seinen Kumpel mit dem Messer erwischt – kein Stich, sondern eine Schnittver­letzung. Er selbst sei es jedenfalls nicht gewesen und sitze zu Unrecht auf der Anklageban­k.

Das vermeintli­che Opfer und sein Kumpel waren danach geflüchtet. Das Messer wurde von einem Passanten auf der Straße gefunden und im benachbart­en Café abgegeben – von da fand es seinen Weg in den Mülleimer und in die Asservaten­kammer der Polizei. Wie sich herausstel­lte, gehörte dieses Messer tatsächlic­h dem Freund des Opfers. Der Schwerverl­etzte will hingegen beim Angeklagte­n ein weiteres Messer gesehen haben, mit dem der gedroht und zugestoche­n haben soll. Wer dem Opfer die Verletzung zugefügt hat, wird das Gericht in den kommenden Verhandlun­gstagen zu klären haben.

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FOTO: DPA (ARCHIV) Das Gericht muss klären, wer genau das Opfer verletzt hat.

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