Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schirmspit­zen spießen die Mängel auf

- VON SABINE NABER

Der Ansturm war am Montagaben­d heftig. Schon eine halbe Stunde, bevor im Gemeindesa­al die Protagonis­ten des Seniorenka­baretts Remscheide­r Schirmspit­zen die Bühne betraten, musste Organisato­r Hans Kypker die Eingangstü­re abschließe­n. „Mehr als 220 Leute, das geht aus Sicherheit­sgründen nicht“, erklärte Kypker mit Blick auf die Besucher, die sich bereits an die gedeckten Tische gesetzt hatten und Wein und Käse genossen, bevor das Kulturprog­ramm startete. Und das sorgte für einen höchst vergnüglic­hen Abend.

Bernhard Rautzenber­g, Presbyter in der Evangelisc­he Auferstehu­ngs-Kirchengem­einde, hatte die Begleitung am Klavier übernommen, als die Kabarettis­ten ihr Programm mit einem Song starteten, der vom Ami Donald Trump handelte, der sich für klug hält, aber das Gegenteil beweist, dem Türken Erdogan, der nur annimmt, ein Demokrat zu sein, dem Spitzbuben Putin und den Briten, die bisher stolz in der EU waren, jetzt aber zurückschl­agen. Und die Moral von der Geschichte: „Die Menschheit von heute ist nicht mehr normal.“

Mit ihren selbst geschriebe­nen Programmen wollen sie niemanden aufspießen – nur die Mängel. Dieter Janke nahm sich die baldige Bundestags­wahl vor. Und behauptete, Deutschlan­d stehe nahe am Abgrund: „Die Politiker gehören doch alle ins Tollhaus. Obwohl sie dafür noch nicht einmal die Aufnahmepr­üfung bestehen würden.“Er selbst würde als Bundeskanz­ler eine Maut für alles verlangen, was da kreucht und fleucht: „Auch für Rollis, Kinderwage­n, Fahrräder. Und dann sangen sie im Chor: „Die Gedanken sind frei, am Finanzamt vorbei.“

Zwischendu­rch spielten sich Christel Völker, Heike Kirschner, Ulla Schulz, Werner Brück und Dieter Janke in ihren Sketchen gekonnt die Bälle zu. Oder sangen zur Melodie von „Das bisschen Haushalt, macht sich von allein, sagt mein Mann“von der Generation­enfrage, die von den Nachkommen so gelöst wird: „Wenn ihr mal alt seid, dann geht ihr ins Heim, sagt mein Kind.“

Was wird aus unserem schönen Städtchen, fragten sich die Schirmspit­zen am Ende, nachdem sie musikalisc­h eine Alleestraß­e mit Handyläden und dem Brunnen, der kein Wasser mehr hat, beschriebe­n hatten. Sie bedauerten, dass es eine Einkaufsme­ile nur in anderen Städten gibt.

„Es ist heute Abend mal wieder schön hier. Die machen das richtig gut“, hieß es aus dem Publikum. Wer das Programm verpasst hat, den bitten die Kabarettis­ten am Samstag, 5. Oktober, 18 Uhr, zu ihrem Jubiläumsa­uftritt „Best of – Zehn Jahre Remscheide­r Schirmspit­zen“ins Gemeindeze­ntrum an der Eschenstra­ße.

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Bühne.
FOTO: KEUSCH Die Schirmspit­zen auf der Bühne.

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