Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bessere Tierhaltung – weniger Antibiotika
Das Thema der weitverbreiteten Antibiotika-Resistenzen kann man gar nicht überschätzen: Die widerstandsfähigen und sich schnell anpassenden Keime sind eine Bedrohung für die Menschheit. Zum Glück ist das Problem bereits erkannt: Weltweit muss der Antibiotika-Einsatz eingedämmt werden. Dies muss aber schneller und konsequenter geschehen.
Auch in Deutschland werden zu viele Antibiotika in Arztpraxen verschrieben und in Tierställen verabreicht. In der Schweinemast wurden die Mengen reduziert. Das ist ein Fortschritt. Doch beim Geflügel ist kein Umsteuern in Sicht. Hühner und Puten werden immer noch mit Antibiotika vollgepumpt. Skandalös ist, dass dabei bis zu 40 Prozent Antibiotika verwendet werden, die als Notfall- oder Reserve-Arzneien eingestuft sind. Sie sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn ein gängiges Antibiotikum wegen resistenter Keime versagt. Je häufiger die Reserve-Mittel genutzt werden, desto mehr Resistenzen entstehen. Dieser Entwicklung muss dringend Einhalt geboten werden.
Ohne strengere Regeln und bessere Kontrollen wird sich das Problem nicht lösen lassen. Dabei könnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Denn die Konsequenz aus weniger Antibiotika-Einsatz wäre eine für das Wohl der Tiere bessere Haltung. Der übermäßige Medikamenteneinsatz geschieht dort, wo Tiere auf zu engem Raum gehalten werden.
Auch in der Humanmedizin braucht es mehr Ehrgeiz, um den Verbrauch von Antibiotika herunterzufahren. In den Kliniken ist der wichtigste Punkt dafür die Hygiene. Dort konnten multiresistente Keime auch deshalb entstehen, weil die Hygienevorschriften nicht richtig eingehalten wurden. Ärzte und Pflegepersonal können sich nicht oft genug vor Augen führen, dass von ihrer Hygiene Menschenleben abhängen.