Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Röntgens Geburtshaus wird Lernort für Wissenschaftler
Etwa hundert Röntgenologen werden ab dem nächsten Jahr regelmäßig in der Lenneper Altstadt verweilen, um Prüfungen für die Qualifizierungen in ihrem Spezialgebiet abzulegen. Für Lennep ist das ein verlässlicher Zuwachs an Gästen und für Remscheid eine Aufwertung als Bildungsstandort. Die Prüfungen und Fortbildungen finden im Geburtshaus von Röntgen statt, am Gänsemarkt. Das Haus liegt keine 200 Meter entfernt vom Deutschen Röntgenmuseum. Uwe Busch, Direktor des Deutschen Röntgenmuseums, spricht von einen „Hotspot für die Wissenschaft“. Während das RöLab in der dritten Etage des Museums Schüler mit Themen zur Strahlenforschung und Physik auf experimentelle Weise vertraut machen will, richten sich die Veranstaltungen im Geburtshaus an junge Wissenschaftler.
Bisher ist nur die untere Etage in dem Fachwerkhaus renoviert. Eine Dauerausstellung zeigt einige private Aspekte des Nobelpreisträgers. Die erste Etage und das Dachgeschoss werden in diesem Jahr ausgebaut. Deadline ist der 27. März 2020. Dann feiert die Stadt ein Doppeljubiläum. 175. Geburtstag von Conrad Wilhelm Röntgen und 125 Jahre Entdeckung der X-Strahlen. „Wir werden zu diesem Termin in jedem Fall fertig sein“, sagt Professor Gerald Antoch von der Universität Düsseldorf. Er ist Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, die das Haus betreibt. 1,5 Millionen Euro investierte der Hausherr in das denkmalgeschützte Objekt. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hat Bundespräsident Walter Steinmeier zum Festakt nach Remscheid eingeladen. Das Bundespräsidialamt prüft den Termin, heißt es.
Mit dem Geburtshaus als Hotspot für Radiologen tritt ein wichtiger Partner in ein großes Netzwerk für naturwissenschaftliche Bildung ein. Die Kooperationen mit der Junior-Universität Wuppertal können verstärkt werden, und die Kontakte zur Radiologie in Düsseldorf intensiviert. Dabei geht es nicht nur um die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuches. Auch für die Qualifizierung von jungen Menschen als Radiologieassistenten*innen soll es Angebote geben.
Fortschritte bei der Röntgentechnologie erwartet sich Antorch vor allem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Sie ermögliche es in Zukunft, durch die Auswertung von Datensätzen hinter den Bildern eine bessere Charakterisierung von Tumoren, sagt Antoch.