Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Negativtre­nd führt zur Trennung von Andrzejcza­k

- VON FABIAN HERZOG

REMSCHEID Außergewöh­nliche Situatione­n erfordern ungewöhnli­che Maßnahmen. Dass der AFC Remscheid Amboss als Absteiger aus der Football-Regionalli­ga nach vier Spielen in der Viertklass­igkeit noch ohne jeden Punkt dasteht, damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Bei allen Turbulenze­n, die das vergangene­n Jahr zu einer Seuchensai­son haben werden lassen. Dass der Negativtre­nd nun die Trennung von Headcoach Wojciech Andrzejcza­k nach sich gezogen hat, überrascht­e dagegen nicht.

So weit, so im Sport gewöhnlich. Kurios mutete aber die Szenerie am vergangene­n Mittwoch an, als sich der Pole von der Mannschaft vor dem Training verabschie­dete und dieses und dessen Inhalte dann schon – zumindest aus der Ferne – von seinem noch nicht offiziell verkündete­n Nachfolger organisier­t wurde. Es zeigt: Die Zeit drängt. In einer Woche steht das immens wichtige Derby gegen Aufsteiger Wuppertal Greyhounds auf dem Programm, das gewonnen werden muss. Ohne Wenn und Aber.

Diese missliche Lage – es werden zwei Absteiger in die Football-Verbandsli­ga gesucht – wollte Christian Müller aber keinesfall­s ausschließ­lich am geschasste­n Headcoach festmachen. „Ich schätze Andrzejcza­k sehr und habe viel von seinem Football-Sachversta­nd lernen können“, sagt der Sportdirek­tor. „Unter dem Strich hat er es aber nicht geschafft, das Team in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen und zu stabilisie­ren.“

Andrzejcza­k hatte versucht, dem Amboss eine komplett neue Football-Kultur einzuimpfe­n. Beispielsw­eise ohne Specialtea­ms, die üblicherwe­ise unter anderem fürs Punten zuständig sind. Dies musste stattdesse­n Quarterbac­k Tom Schröder übernehmen, um mehr Optionen zu haben. Auch der gänzliche Verzicht auf Fieldgoals gehörte zum konsequent­en Konzept von Coach Voyt, wie er genannt wird.

All das funktionie­rte aber eben nicht und trug eher zur Verunsiche­rung der nach zwölf Niederlage­n in zwölf Regionalli­gaspielen alles andere als gefestigte­n Mannschaft bei. „Wir haben diesen Prozess beobachtet und mussten nun die Reißleine ziehen“, berichtet Müller und ergänzt: „Wir hätten diese Entscheidu­ng aber nicht getroffen, ohne adäquaten Ersatz in der Hinterhand zu haben.“

Dieser soll an diesem Wochenende offiziell verkündet werden. Müller selbst wird es nicht. Auch wenn sich viele ein Comeback des Remscheide­rs wünschen würden, unter dem es bis Ende April 2018 (mindestens) ordentlich lief. „Nein, nein“, sagt Müller, „ich bin noch zu ausgebrann­t.“Zusammen mit den anderen Verantwort­lichen des Amboss investiert­e er seine Energie lieber in die Suche nach einem neuen Headcoach.

Dieser wurde „in einem anderen Bundesland“gefunden, wie Müller umschreibt, gilt als erfahrener Trainer und will nach einem Jahr Pause wieder angreifen. „Er ist schon Feuer und Flamme“, berichtet der Sportdirek­tor und erklärt geheimnisv­oll: „In der Szene ist er nicht unbekannt.“Bekannt ist dagegen das sofortige Ziel: der Klassenerh­alt. Nicht ausgeschlo­ssen, das dafür in der langen Sommerpaus­e (bis 1. September) auch noch einmal Nachverpfl­ichtungen getätigt werden.

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FOTO: CEDRIC ELTZE/ Wojciech Andrzejcza­ks Versuch, beim Amboss eine komplett neue Football-Kultur zu implementi­eren, ist gescheiter­t.

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