Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

CDU verbietet Kooperatio­n mit AfD

Die Partei will mit aller Härte gegen Mitglieder vorgehen, die mit der AfD zusammenar­beiten wollen. Das bekräftigt­e CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r auch beim Ständehaus-Treff.

- VON MARTIN KESSLER UND EVA QUADBECK

Die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat sich nach dem Mord an dem Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke gegen jede Form einer Zusammenar­beit von Union und AfD ausgesproc­hen. „Teile der AfD haben den Boden dafür bereitet, dass ein Mitglied unserer Partei aus einem rechtsextr­emen Hintergrun­d heraus ermordet wurde“, sagte die CDU-Chefin beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf vor 500 Gästen. „Mit einer solchen Partei können und werden wir nicht kooperiere­n oder koalieren“, ergänzte die Christdemo­kratin. Der Tod Lübckes habe die Partei und das Land geschockt. „Das war eine Zäsur in diesem Land“, sagte Kramp-Karrenbaue­r und verwies darauf, dass dies der erste Mord an einem Politiker durch Rechtsextr­eme seit 1945 gewesen sei.

Einen Beschluss der Unvereinba­rkeit mit der AfD hatte am Montag zuvor schon das Parteipräs­idium gefasst. Gegen Widerstand aus den ostdeutsch­en Landesverb­änden setzte Parteichef­in Kramp-Karrenbaue­r diese Linie durch. Die ostdeutsch­en Landesverb­ände fürchten, dass ihnen eine klare Grenzziehu­ng zur AfD bei den Landtagswa­hlen im September und Oktober schaden könnte. Die Befürworte­r der klaren Abgrenzung verwiesen auf die CSU, die erst mit einem klaren Gegenkurs zur AfD wieder an Boden gewinnen konnte.

Die Parteiführ­ung der CDU erinnert zudem an eine Parteitags­entscheidu­ng vom Dezember 2018, wonach eine Zusammenar­beit mit der AfD abgelehnt wird. „Die CDU wird alle zur Verfügung stehenden Möglichkei­ten nutzen, diesen Beschluss durchzuset­zen“, hieß es nun. Zuvor hatte Kramp-Karrenbaue­r bereits deutlich gemacht, dass damit auch Parteiauss­chlüsse gemeint sind.

Die CDU-Chefin bestätigte, dass der NRW-Landesverb­and prüft, ein Verfahren gegen das CDU-Mitglied Max Otte wegen parteischä­digenden Verhaltens einzuleite­n. Der bekannte Ökonom hatte einen Tweet abgesetzt, in dem er den Medien und dem „Mainstream“vorwarf, den Mord an Lübcke zu einer Hetze gegen die „rechte Szene“zu nutzen.

Beim Ständehaus-Treff, bei dem auch ihr parteiinte­rner Rivale, Friedrich Merz, auf der Bühne stand, verteidigt­e die CDU-Politikeri­n die Polizei gegen Vorwürfe, diese sei auf dem rechten Auge blind. „Ich warne davor, die Beamtinnen und Beamten, die jeden Tag den Kopf für unsere Sicherheit hinhalten, unter einen Generalver­dacht zu stellen“, sagte Kramp-Karrenbaue­r. Die Sicherheit­skräfte verhielten sich in dieser Frage nicht anders als die Gesellscha­ft insgesamt. Merz hatte zuvor davor gewarnt, dass die CDU Teile von Bundespoli­zei und Bundeswehr an die AfD verliere.

Die CDU-Chefin nahm auch zu den Verlusten ihrer Partei bei der Europawahl Stellung. „Wir haben Fehler gemacht, wir haben keine ambitionie­rte Antwort für die Klimaschüt­zer gegeben, aber auch nicht für die, die um ihren Arbeitspla­tz fürchten.“Sie stellte für den

16. September ein neues Umweltprog­ramm in Aussicht, das unter anderem steuerlich­e Erleichter­ungen für Unternehme­n, die in Umweltschu­tz investiere­n, sowie eine mögliche Übertragun­g des Emissionsh­andels auf Verkehr und den Wärmeberei­ch vorsieht. Einer

CO2-Steuer steht sie skeptisch gegenüber. „Wir dürfen nicht einfach eine neue Steuer oben drauf stopfen und glauben, wir haben damit alle Probleme gelöst.“

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ANNE ORTHEN Friedrich Merz, Vizepräsid­ent des CDU-Wirtschaft­srats, die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r und RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker.FOTO:

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