Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hitze bleibt noch bis Sonntag
Am Dienstag werden in NRW bis zu 38 Grad erwartet, danach sinken die Temperaturen. Für nächste Woche rechnen Meteorologen wieder mit Normalwerten. Ein erneuter Supersommer ist erstmal nicht in Sicht – trotz heißem Siebenschläfertag.
Die Hitze ist gekommen, um zu bleiben, heißt es zur aktuellen Wetterlage. Doch wie lange? Ausgerechnet auf diesen Donnerstag fällt Siebenschläfer, und die Bauernregel besagt: „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.“Sieben Wochen Hitze mit Temperaturen von mehr als 30 Grad – keine besonders schöne Vorstellung. Bernd Hussing, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD), beruhigt. „Bisher zeigen alle Modelle, dass es in der kommenden Woche wieder kühler und wechselhafter wird“, sagt er. Eine Neuauflage des Dürre-Sommers vom vergangenen Jahr ist also eher unwahrscheinlich.
Bis Sonntag soll es laut Hussing allerdings tropisch warm bleiben. Wobei wohl in NRW keine Rekordwerte erreicht werden, wie die Experten zunächst vermuteten. Bundesweit sieht das schon anders aus. Die 1947 in Frankfurt gemessene Junirekord-Temperatur von 38,2 Grad könnte möglicherweise fallen, heißt es beim DWD.
Am Dienstag, dem heißesten Tag der Woche in NRW, klettern die Temperaturen auf bis zu 38 Grad, am Mittwoch dreht der Wind von südlicher auf nördliche Richtung. „Damit gelangt weniger heiße Luft zu uns“, erklärt Hussing. Von Donnerstag bis Samstag muss mit Werten von maximal 33 Grad gerechnet werden, am Sonntag könnte das Thermometer noch einmal 35 Grad zeigen. „Am Montag kommt der Absturz auf normale 22 bis 25 Grad“, sagt der Meteorologe. Erst dann falle auch Regen.
Ganz aus der Luft gegriffen ist die Siebenschläfer-Regel allerdings nicht. Denn Ende Juni, Anfang Juli bilden sich oft stabile Großwetterlagen, die wochenlang anhalten. Oder eben nicht, wenn zum Beispiel eine Westlage mit atlantischen Tiefausläufern vorherrscht. Allerdings ist nicht der 27. Juni entscheidend, zumal der Siebenschläfertag durch die gregorianische Kalenderrefom 1582 um zehn Tage vordatiert wurde, sondern der Zeitraum Ende Juni, Anfang Juli. „Und da zeigen alle Wettermodelle einen deutlichen Temperaturabsturz mit Regenfällen“, sagt Hussing.
Für den Landesbetrieb Wald und Holz sind das gute Nachrichten, ist die Gefahr von Waldbränden in NRW doch auf die zweithöchste Stufe gestiegen. Ohnehin gelte von März bis Oktober ein gesetzliches Rauchverbot im Wald, sagt eine Sprecherin des Landesbetriebs. Auch offenes Feuer ist verboten. Besucher sollen außerdem kein Glas im Wald lassen: „Der Brennglaseffekt kann Waldbrände auslösen.“
Bei den Landwirten herrsche noch Gelassenheit, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW, zumindest, wenn die Hitze nicht wieder monatelang anhalte. Für die bevorstehende Getreideernte seien ein paar regenfreie Tage nicht schlecht, auch das Heu trockne dann schneller. „Kein Vergleich zum vergangenen Jahr, als wir beim Getreide große Einbußen zu verzeichnen hatten“, sagt Rüb. Damals hatte es aber sowohl im Sommer als auch im Winter zuvor kaum geregnet. Dieses Frühjahr dagegen war relativ feucht.
Davon profitieren auch die Wasserverbände. „Unsere Talsperren sind zu 90 Prozent gefüllt“, sagt Britta Balt vom Ruhrverband. Zwar gehe derzeit mehr Wasser ab als zufließe, nämlich zwei Kubikmeter gegenüber 13,6 Kubikmetern, aber das liege im üblichen Rahmen. „Die Vorräte reichen auf jeden Fall bis in den Herbst“, sagt Balt. Selbst für den Fall, dass kein Tropfen mehr dazu kommt. Auch den großen Flüssen droht vorläufig kein Niedrigwasser, weil die extremen Schneemengen in den Bergen noch nicht komplett abgeschmolzen sind.
Probleme gibt es eher bei der Tierhaltung. So setzen Landwirte in den Ställen Technik ein, um für Abkühlung zu sorgen. „In diesen heißen Tagen versuchen wir alles, um den Tieren die Temperaturen so erträglich wie möglich zu machen“, erklärte die Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster, Susanne Schulze Bockeloh. Neben Ventilatoren kommen beispielsweise Wasserdüsen zum Einsatz. Sie hängen unter der Decke und benebeln die Tiere mit Wasser.
Der Verband weist darauf hin, dass die optimale Außentemperatur in der Rinderhaltung zwischen zehn und fünfzehn Grad liegt: „Kühe mögen ein frisches Lüftchen im Stall.“Die Wohlfühltemperatur von Schweinen pendelt ungefähr zwischen 20 und 25 Grad. Der Hitzestress wirke sich bei den Tieren ähnlich aus wie beim Menschen: „Sie haben nur wenig Appetit und sind sehr träge.“
Auch im Tierpark Reuschenberg in Leverkusen heißt es: „Ab unter die Brause.“Die Einladung gilt nicht fürs Personal, sondern für die Alpaka-Damen. „Die duschen für ihr Leben gerne“, verrät Tierpark-Leiterin Sabine Honnef. Sie hofft darauf, dass über eine aktuelle Spendenaktion eine Sensortechnik angeschafft werden kann, über die sich die Alpakas selbst zu einer kühlen Dusche verhelfen und die Mitarbeiter als Badepersonal entlasten. (mit luh, dpa)