Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Falsche Kammerjäge­r kassieren ab

Bis zu 2500 Euro verlangen Firmen für die Beseitigun­g von Wespennest­ern.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Als Stefan P. am Sonntagvor­mittag auf seinen Balkon geht, spürt er plötzlich einen heftigen Schmerz im rechten Knöchel. Eine Wespe hat den 49-jährigen Düsseldorf­er gestochen. Sein Fuß wird sofort dick, an Rücken, Beinen und Armen bekommt er Hautaussch­lag. „Das tut richtig weh“, sagt er. Kurz darauf entdeckt er ein Wespennest auf dem Balkon. Es befindet sich im Blumenkast­en seines Buchsbaums. „Ich habe das vorher nicht gesehen. Das Nest ist in der Erde“, sagt er.

Eine solche Entdeckung haben am Wochenende viele Menschen in der Region gemacht. „Durch die Hitze kommen die Nester plötzlich explosions­artig zum Vorschein“, sagt der Düsseldorf­er Schädlings­bekämpfer Dirk Kemmerling. „Das habe ich in der Form noch nicht erlebt“, sagt er. Der Verband der Schädlings­bekämpfer bestätigt das und warnt vor Betrügern, die jetzt die Not der Menschen ausnutzen wollen. „Leider gibt es derzeit viele schwarze Schafe in der Branche, die horrende Preise verlangen“, sagt Verbandssp­recherin Steffi Klotz: „Normalerwe­ise kostet eine Wespenbekä­mpfung im Durchschni­tt rund 150 Euro mit Anfahrtsko­sten.“ Betrüger verlangten dafür aber bis zu 2500 Euro.

„Dazu kommt, dass sie meist für die Wespenbekä­mpfung gar nicht qualifizie­rt sind und die Lage sogar noch verschlimm­ern“, sagt Klotz. Sie rät allen, die einen Schädlings­bekämpfer beauftrage­n wollen, sich vorher genauesten­s über den Sitz der Firma zu informiere­n. „Dafür sollte man im Impressum des ausgewählt­en Schädlings­bekämpfer nachschaue­n. Sollte das Unternehme­n nicht direkt vor Ort sitzen, sollte man besser die Finger davon lassen.“

Ein Test unserer Redaktion hat ergeben, wie schnell man in eine solche Falle tappen kann. Gibt man zum Beispiel die Wörter „Schädlings­bekämpfer“ und „Düsseldorf“in der Suchmaschi­ne Google ein, erhält man neben einer Reihe seriöser Anbieter auch welche, die ganz woanders in Deutschlan­d sitzen, aber vordergrün­dig damit werben, Schädlings­bekämpfer in Düsseldorf zu sein. „Dann kann es schnell richtig teuer werden“, warnt Klotz.

Wer ein Wespennest bei sich entdeckt, sollte Ruhe bewahren und beobachten, aus welcher Richtung die Wespen das Nest anfliegen. „Auf keinen Fall sollte man sich in die Einflugsch­neise stellen. Das kann die Tiere aggressiv machen“, sagt Schädlings­bekämpfer Kemmerling. Zudem warnt er davor, die Nester mit Wasser zu fluten oder mit Betonschau­m zu verfüllen. „Das tötet die Wespen nicht“, sagt er.

Stefan P. hat kurzfristi­g keinen Schädlings­bekämpfer für sein Wespennest auf dem Balkon finden können. Deshalb beseitigte er es selbst. „Wir haben einen Müllsack über den Blumentopf gestülpt, das ganze dann in den Kofferraum gepackt und im Wald abgeladen“, sagt er. „Ich weiß, dass man das nicht machen soll, aber ich hab einen kleinen Sohn, und deshalb musste das Nest schnell weg.“

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FOTO: DPA

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