Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Falsche Kammerjäger kassieren ab
Bis zu 2500 Euro verlangen Firmen für die Beseitigung von Wespennestern.
Als Stefan P. am Sonntagvormittag auf seinen Balkon geht, spürt er plötzlich einen heftigen Schmerz im rechten Knöchel. Eine Wespe hat den 49-jährigen Düsseldorfer gestochen. Sein Fuß wird sofort dick, an Rücken, Beinen und Armen bekommt er Hautausschlag. „Das tut richtig weh“, sagt er. Kurz darauf entdeckt er ein Wespennest auf dem Balkon. Es befindet sich im Blumenkasten seines Buchsbaums. „Ich habe das vorher nicht gesehen. Das Nest ist in der Erde“, sagt er.
Eine solche Entdeckung haben am Wochenende viele Menschen in der Region gemacht. „Durch die Hitze kommen die Nester plötzlich explosionsartig zum Vorschein“, sagt der Düsseldorfer Schädlingsbekämpfer Dirk Kemmerling. „Das habe ich in der Form noch nicht erlebt“, sagt er. Der Verband der Schädlingsbekämpfer bestätigt das und warnt vor Betrügern, die jetzt die Not der Menschen ausnutzen wollen. „Leider gibt es derzeit viele schwarze Schafe in der Branche, die horrende Preise verlangen“, sagt Verbandssprecherin Steffi Klotz: „Normalerweise kostet eine Wespenbekämpfung im Durchschnitt rund 150 Euro mit Anfahrtskosten.“ Betrüger verlangten dafür aber bis zu 2500 Euro.
„Dazu kommt, dass sie meist für die Wespenbekämpfung gar nicht qualifiziert sind und die Lage sogar noch verschlimmern“, sagt Klotz. Sie rät allen, die einen Schädlingsbekämpfer beauftragen wollen, sich vorher genauestens über den Sitz der Firma zu informieren. „Dafür sollte man im Impressum des ausgewählten Schädlingsbekämpfer nachschauen. Sollte das Unternehmen nicht direkt vor Ort sitzen, sollte man besser die Finger davon lassen.“
Ein Test unserer Redaktion hat ergeben, wie schnell man in eine solche Falle tappen kann. Gibt man zum Beispiel die Wörter „Schädlingsbekämpfer“ und „Düsseldorf“in der Suchmaschine Google ein, erhält man neben einer Reihe seriöser Anbieter auch welche, die ganz woanders in Deutschland sitzen, aber vordergründig damit werben, Schädlingsbekämpfer in Düsseldorf zu sein. „Dann kann es schnell richtig teuer werden“, warnt Klotz.
Wer ein Wespennest bei sich entdeckt, sollte Ruhe bewahren und beobachten, aus welcher Richtung die Wespen das Nest anfliegen. „Auf keinen Fall sollte man sich in die Einflugschneise stellen. Das kann die Tiere aggressiv machen“, sagt Schädlingsbekämpfer Kemmerling. Zudem warnt er davor, die Nester mit Wasser zu fluten oder mit Betonschaum zu verfüllen. „Das tötet die Wespen nicht“, sagt er.
Stefan P. hat kurzfristig keinen Schädlingsbekämpfer für sein Wespennest auf dem Balkon finden können. Deshalb beseitigte er es selbst. „Wir haben einen Müllsack über den Blumentopf gestülpt, das ganze dann in den Kofferraum gepackt und im Wald abgeladen“, sagt er. „Ich weiß, dass man das nicht machen soll, aber ich hab einen kleinen Sohn, und deshalb musste das Nest schnell weg.“