Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die Tücken des Embolo-Pokers
Borussia Mönchengladbach will den Stürmer von Schalke 04 verpflichten. Doch aufgrund seiner Verletzungshistorie wäre ein Transfer auch mit Risiko behaftet. Auch das erschwert die Verhandlungen über die Ablösesumme.
Der mögliche Transfer von Breel Embolo zu Borussia Mönchengladbach könnte zu einer sehr komplizierten Angelegenheit werden. Schon ungewöhnlich war die Maßnahme, dass der Stürmer von Schalke 04 zu einer medizinischen Untersuchung bei den Gladbachern war, in der festgestellt werden sollte, ob Embolo die körperlichen Voraussetzungen erfüllt. Es gibt Quellen, die aussagen, dass er diesen Vorab-Check bestanden hat, andere sprechen davon, er sei durchgefallen. Das Interesse der Gladbacher ist jedenfalls geblieben, sie wollen Embolo, der prädestiniert für den Pressing-Stil des neuen Trainers Marco Rose ist, offenbar verpflichten. Doch die Verhandlungen mit den Schalkern werden nun zu einer harten Aufgabe für Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
Aufgrund der Verletzungshistorie Embolos wäre ein Zukauf riskant, das zeigt auch die Untersuchung, die nicht der obligatorische Medizincheck war, der vor jedem Transferabschluss absolviert wird.
64 Spiele verpasste der Schweizer Nationalspieler während seiner drei Jahre auf Schalke. Im Oktober 2016 zog er sich nach einem Foul des damaligen Augsburgers Konstantinos Stafylidis einen Knöchelbruch, einen Wadenbeinbruch sowie einen Riss der Syndesmose und des Außenbandes zu. Im November 2018 einen Mittelfußbruch. Obwohl sich die Gladbacher Ärzte die Problemzonen Embolos angesehen haben, kann wohl nicht garantiert werden, dass seine Verletzungsanfälligkeit der Vergangenheit angehört.
Die risikoärmste Variante wäre für die Gladbacher nun, den 22-Jährigen mit Kaufoption auszuleihen. Eine dauerhafte Bindung würde dann nur zustandekommen, wenn Embolo in Mönchengladbach (körperlich) funktioniert. Dies ist jedoch ein Szenario, auf das sich Schalke kaum einlassen wird. Denn im Erfolgsfall verlieren sie einen Spieler, der bei einem anderen Klub plötzlich überzeugt. Käme der Stürmer jedoch nach einem Jahr zurück, hätte er auch anderorts nicht die Leistungen gebracht, die man sich von ihm erhofft hat. Zudem läuft sein Vertrag auf Schalke nur noch bis 2021, ein Verkauf wäre für die Knappen nach einem verkorksten Jahr in Gladbach eine größere Herausforderung als sie es nun ist.
Grundsätzlich haben die Verantwortlichen der Schalker aber auch schon signalisiert, Embolo gar nicht abgeben zu wollen und mit ihm für die kommende Saison zu planen. Solche Aussagen sind jedoch meist als Positionierung für die anstehenden Verhandlungen. Die Botschaft dahinter: Der Preis muss stimmen, sonst findet der Wechsel nicht statt. Den richtigen Preis zu finden, dürfte eine Herausforderung werden. Embolo kam 2016 für 26,75 Millionen Euro vom FC Basel nach Gelsenkirchen. Die Schalker wollen so wenig
wie möglich Verlust machen, der Marktwert des Stürmers beläuft sich nur noch auf 14 Millionen Euro, hinzukommt das Verletzungsrisiko, das die Gladbacher einkalkulieren werden. Das werden die Schalker jedoch nicht als Argument akzeptieren. Klar ist nur, dass Schalke nicht die in einer Ausstiegsklausel fixierten 45 Millionen Euro bekommen wird.
Ein Argument für Gladbach ist, dass Embolo Schalke verlassen will. Mönchengladbach ist der Ort, den er wohl für seine Zukunft auserkoren hat. Weil er weiß, dass Eberl ein Fan von ihm ist. Bei seinem Schalke-Wechsel 2016 war auch Gladbach ein Interessent, musste sich aber finanziell geschlagen geben. Seither hat Eberl sich nach Informationen unserer Redaktion immer wieder mal bei Schalkes damaligem Manager Christian Heidel erkundigt, wie es um Embolo steht. Nun wagt der Gladbach-Sportdirektor wohl den Versuch, den Stürmer im zweiten Anlauf an sich zu binden. Erleichternd könnte dabei die angespannte finanzielle Situation der Schalker sein. Sie benötigen Geld, um neue Spieler zu verpflichten, wie etwa Düsseldorfs Benito Raman, bei dem die Knappen aktuell um die Ablösesumme feilschen. Die Verhandlungen dauern seit Wochen an, der Poker zwischen Schalke und Gladbach um Embolo könnte sich ähnlich hinziehen.