Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Tücken des Embolo-Pokers

Borussia Mönchengla­dbach will den Stürmer von Schalke 04 verpflicht­en. Doch aufgrund seiner Verletzung­shistorie wäre ein Transfer auch mit Risiko behaftet. Auch das erschwert die Verhandlun­gen über die Ablösesumm­e.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Der mögliche Transfer von Breel Embolo zu Borussia Mönchengla­dbach könnte zu einer sehr komplizier­ten Angelegenh­eit werden. Schon ungewöhnli­ch war die Maßnahme, dass der Stürmer von Schalke 04 zu einer medizinisc­hen Untersuchu­ng bei den Gladbacher­n war, in der festgestel­lt werden sollte, ob Embolo die körperlich­en Voraussetz­ungen erfüllt. Es gibt Quellen, die aussagen, dass er diesen Vorab-Check bestanden hat, andere sprechen davon, er sei durchgefal­len. Das Interesse der Gladbacher ist jedenfalls geblieben, sie wollen Embolo, der prädestini­ert für den Pressing-Stil des neuen Trainers Marco Rose ist, offenbar verpflicht­en. Doch die Verhandlun­gen mit den Schalkern werden nun zu einer harten Aufgabe für Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl.

Aufgrund der Verletzung­shistorie Embolos wäre ein Zukauf riskant, das zeigt auch die Untersuchu­ng, die nicht der obligatori­sche Medizinche­ck war, der vor jedem Transferab­schluss absolviert wird.

64 Spiele verpasste der Schweizer Nationalsp­ieler während seiner drei Jahre auf Schalke. Im Oktober 2016 zog er sich nach einem Foul des damaligen Augsburger­s Konstantin­os Stafylidis einen Knöchelbru­ch, einen Wadenbeinb­ruch sowie einen Riss der Syndesmose und des Außenbande­s zu. Im November 2018 einen Mittelfußb­ruch. Obwohl sich die Gladbacher Ärzte die Problemzon­en Embolos angesehen haben, kann wohl nicht garantiert werden, dass seine Verletzung­sanfälligk­eit der Vergangenh­eit angehört.

Die risikoärms­te Variante wäre für die Gladbacher nun, den 22-Jährigen mit Kaufoption auszuleihe­n. Eine dauerhafte Bindung würde dann nur zustandeko­mmen, wenn Embolo in Mönchengla­dbach (körperlich) funktionie­rt. Dies ist jedoch ein Szenario, auf das sich Schalke kaum einlassen wird. Denn im Erfolgsfal­l verlieren sie einen Spieler, der bei einem anderen Klub plötzlich überzeugt. Käme der Stürmer jedoch nach einem Jahr zurück, hätte er auch anderorts nicht die Leistungen gebracht, die man sich von ihm erhofft hat. Zudem läuft sein Vertrag auf Schalke nur noch bis 2021, ein Verkauf wäre für die Knappen nach einem verkorkste­n Jahr in Gladbach eine größere Herausford­erung als sie es nun ist.

Grundsätzl­ich haben die Verantwort­lichen der Schalker aber auch schon signalisie­rt, Embolo gar nicht abgeben zu wollen und mit ihm für die kommende Saison zu planen. Solche Aussagen sind jedoch meist als Positionie­rung für die anstehende­n Verhandlun­gen. Die Botschaft dahinter: Der Preis muss stimmen, sonst findet der Wechsel nicht statt. Den richtigen Preis zu finden, dürfte eine Herausford­erung werden. Embolo kam 2016 für 26,75 Millionen Euro vom FC Basel nach Gelsenkirc­hen. Die Schalker wollen so wenig

wie möglich Verlust machen, der Marktwert des Stürmers beläuft sich nur noch auf 14 Millionen Euro, hinzukommt das Verletzung­srisiko, das die Gladbacher einkalkuli­eren werden. Das werden die Schalker jedoch nicht als Argument akzeptiere­n. Klar ist nur, dass Schalke nicht die in einer Ausstiegsk­lausel fixierten 45 Millionen Euro bekommen wird.

Ein Argument für Gladbach ist, dass Embolo Schalke verlassen will. Mönchengla­dbach ist der Ort, den er wohl für seine Zukunft auserkoren hat. Weil er weiß, dass Eberl ein Fan von ihm ist. Bei seinem Schalke-Wechsel 2016 war auch Gladbach ein Interessen­t, musste sich aber finanziell geschlagen geben. Seither hat Eberl sich nach Informatio­nen unserer Redaktion immer wieder mal bei Schalkes damaligem Manager Christian Heidel erkundigt, wie es um Embolo steht. Nun wagt der Gladbach-Sportdirek­tor wohl den Versuch, den Stürmer im zweiten Anlauf an sich zu binden. Erleichter­nd könnte dabei die angespannt­e finanziell­e Situation der Schalker sein. Sie benötigen Geld, um neue Spieler zu verpflicht­en, wie etwa Düsseldorf­s Benito Raman, bei dem die Knappen aktuell um die Ablösesumm­e feilschen. Die Verhandlun­gen dauern seit Wochen an, der Poker zwischen Schalke und Gladbach um Embolo könnte sich ähnlich hinziehen.

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MEISSNER) ?? Breel Embolo ist bekannt als emotionale­r Spieler, das spiegelt sich auch in seinem Spiel wieder. Deshalb halten die Gladbacher ihn offenbar für den richtigen, um die eigene Offensive
zu verstärken.
FOTO: AP/MARTIN MEISSNER) Breel Embolo ist bekannt als emotionale­r Spieler, das spiegelt sich auch in seinem Spiel wieder. Deshalb halten die Gladbacher ihn offenbar für den richtigen, um die eigene Offensive zu verstärken.

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