Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Winterspie­le 2026 gehen nach Mailand

Die Bewerbung von Mailand und Cortina d‘Ampezzo setzt sich gegen die Konkurrenz aus Stockholm durch. Die Fans hoffen auf italienisc­hen Winterzaub­er. Die Organisato­ren setzen auf die Euphorie im Land.

- VON CAI-SIMON PREUTEN

(SID) Die Olympische­n Spiele kehren in ein klassische­s Winterspor­tland zurück: Mailand und Cortina d‘Ampezzo haben auf der 134. IOC-Session den Zuschlag für die Austragung der Olympische­n und Paralympis­chen Winterspie­le 2026 erhalten. Die italienisc­hen Städte setzten sich mit 47:34 Stimmen recht knapp gegen Stockholm durch – die Winterspor­t-vernarrten Schweden müssen somit weiter auf die ersten Winterspie­le in ihrer Heimat warten. Cortina d‘Ampezzo ist dagegen bereits zum zweiten Mal nach 1956 Ausrichter.

„Glückwunsc­h an Mailand/Cortina d‘Ampezzo“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach: „Wir können uns auf herausrage­nde Winterspie­le in einem traditione­llen Winterspor­tland freuen.“Die Leidenscha­ft der italienisc­hen Fans werde den „besten Athleten der Welt“die „beste Atmosphäre der Welt“liefern. Im Lager von Mailand/Cortina d‘Ampezzo war der Jubel groß. „Wir sind über dieses großartige Resultat sehr stolz. Das ist ein Sieg Italiens“, sagte Italiens Ministerpr­äsident Giuseppe Conte. In Cortina ertönten die Glocken, vor dem Glockentur­m im Zentrum der Stadt wurde eine 30 Meter lange italienisc­he Fahne ausgerollt.

Auch Mailand reagierte euphorisch. „Die Kompetenz Mailands, die wir auch mit der Weltausste­llung Expo 2015 bewiesen haben, war überzeugen­d“, erklärte Mailands Bürgermeis­ter Giuseppe Sala. Auch in Deutschlan­d wurde das Ergebnis begrüßt. „Es ist nicht nur für Europa, sondern auch für das IOC ein wertvolles Signal, dass die Olympische­n und Paralympis­chen Winterspie­le nun wieder zu ihren Wurzeln zurückkehr­en“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. IOC-Präsident Bach, der sich bei der Wahl seiner Stimme enthielt, hatte nach den Winterspie­len in Sotschi (2014), Pyeongchan­g (2018) und Peking (2022) die Rückkehr in einen traditione­llen Winterspor­tort gefordert. Er fühlte sich daher schon vor der Vergabe als Gewinner, obwohl ein Bewerbungs­prozess mit vielen Tiefpunkte­n hinter dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) lag. Während die öffentlich­e Ablehnung Sion, Calgary und Innsbruck alle Chancen kostete, herrschte in Italien für das IOC zuletzt ungewohnte Euphorie.

„Noch nie hat es so viel Enthusiasm­us um eine italienisc­he Olympia-Bewerbung gegeben“, sagte Premiermin­ister Conte. 83 Prozent der Bürger im wirtschaft­lich angeschlag­enen, aber sportbegei­sterten Italien standen hinter der Kampagne. In Schweden herrschte dagegen lange Skepsis, offensicht­lich kein perfekter Nährboden für eine erfolgreic­he Bewerbung. Auch die finale Präsentati­on der Italiener vor den 82 stimmberec­htigten IOC-Mitglieder­n begann schwungvol­ler. Siegessich­er, singend und Fähnchen schwenkend zogen die Delegierte­n ins SwissTech Convention Center ein, unter ihnen die Pyeongchan­g-Olympiasie­gerinnen Sofia Goggia (Abfahrt) und Michela Moioli (Snowboardc­ross). Während die Schweden auf ihre Natur und Winterspor­ttradition setzten, punkteten die Südeuropäe­r vor der IOC-Vollversam­mlung offenbar mit der „unschlagba­ren Schönheit der Alpen“(Conte) und der reichen Kultur des Landes.

Mailand und Cortina d‘Ampezzo, die die Winterspie­le 20 Jahre nach Turin wieder nach Italien holten, setzen auf einen kleinen Etat von 1,39 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Ausgaben sollen durch Zahlungen des IOC und der Sponsoren gedeckt

werden. Weiteres Geld spülen der Ticketverk­auf und das Merchandis­ing ein. Der Staat steuert 55 Millionen Euro bei. Bei den Schweden fehlten offenbar noch zuletzt vom IOC geforderte Garantien. Octavian Morariu, Chef der Evaluierun­gskommissi­on, sprach in seinem Abschlussb­ericht von einigen vorliegend­en Absichtser­klärungen – möglicherw­eise zu wenig für die IOC-Mitglieder.

Sorgen um ausufernde Kosten gibt es in Italien trotz der schwächeln­den Wirtschaft und wachsender Arbeitslos­igkeit offenbar nicht. „Die Olympische­n Spiele sind eine außerorden­tliche Wachstumsg­elegenheit für die Stadt Mailand und für die ganze Region“, sagte Mailands Bürgermeis­ter Sala. Sündhaft teure Neubauten für Olympia will Mailand vermeiden und setzt zu über 80 Prozent auf bestehende oder temporäre Wettkampfs­tätten. Allerdings könnte die marode Bob- und Rodelbahn in Cortina höhere Kosten als geplant verursache­n. Dennoch folgte die Bewerbung der vom IOC vorgegeben Agenda 2020, die weniger Kosten und mehr Nachhaltig­keit fordert. Von Olympische­n Spielen mit kurzen Wegen kann jedoch keine Rede sein. Zwischen Mailand, wo neben der Eröffnungs­feier auch die Eissportar­ten stattfinde­n, und Cortina d‘Ampezzo liegen mehr als 400 Kilometer.

 ?? FOTO: LAURENT GILLIERON/DPA ?? IOC-Präsident Thomas Bach hält nach Öfnnen des Umschlags die Karte mit der Aufschrift Milano-Cortina 2026 hoch. Die Olympische­n Winterspie­le 2026 finden somit in Mailand statt.
FOTO: LAURENT GILLIERON/DPA IOC-Präsident Thomas Bach hält nach Öfnnen des Umschlags die Karte mit der Aufschrift Milano-Cortina 2026 hoch. Die Olympische­n Winterspie­le 2026 finden somit in Mailand statt.

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