Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sommerserenade mit Gefühl und Genuss
Das Konzert der Bergischen Symphoniker lockte trotz Hitze viel Publikum nach Schloss Burg.
Die abendlichen Sonnenstrahlen, die durch die geöffneten Fenster in den Rittersaal hineinschauten, sorgten für eine besondere Atmosphäre und bereiteten auf das kommende Klangerlebnis vor: Noch bevor der erste Ton der Bergischen Symphoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Peter Kuhn erklungen war, war das knapp 150-köpfige Auditorium schon innerlich auf „Gefühl“und „Genuss“eingestellt.
Zu Recht, denn mit den drei ausgewählten Stücken von Mozart, Monn und Richard Strauss servierten die Bergischen Symphoniker – in jeweils immer wieder anderer Formation – echte Musik-Leckerbissen, die den Sommerabend klangkulinarisch veredelten.
Der Wärme geschuldet, leger ohne Sakkos, dafür mit offenen schwarzen Hemden, präsentierten die Musiker zunächst die erste Sinfonie, die der damals erst 18-jährige Wolfgang Amadeus Mozart überhaupt schrieb. Wie bei einer der klassischen Wetten, wie viel Menschen in eine Telefonzelle passten oder in einen VW Käfer, so habe Mozart wohl gewettet, wie viel Themen sich in einer Sinfonie unterbringen ließen“, scherzte Generalmusikdirektor Peter Kuhn in der ersten seiner eloquenten Anmoderationen, die er allen Werken des Abends vorausschickte.
Farbig und auf den Punkt in der Wortwahl, nahm er auf diese Weise das Publikum gut mit hinein in das jeweilige Stück und schärfte das Ohr zudem für ausgewählte Passagen. Spielfreudig und heiter breitete das Orchester schließlich die zuvor beispielhaft vorgestellten Sequenzen am Stück aus und verbreiteten somit die Lebenslust und die Unbekümmertheit des jungen Komponisten, der sich hier erstmalig der damals noch neuen Musik-Form einer „Sinfonie“annäherte und für sich entdeckte.
Tobias Deutschmann übernahm im zweiten Stück des Abends, einem Cembalo-Konzert von Mathias Monn, die Regie wie auch den Tasten-Part. Mit einem auf Kammermusik-Besetzung verkleinerten Orchester-Ensemble präsentierte er mit dem weniger bekannten Komponisten einen, der bewusst „Anti-Bach“-mäßig musizierte und schrieb. Besonders im dritten Satz werde der „Übergangscharakter“des Stückes zwischen Barock und Klassik deutlich. Deutschmann
und sein Team servierten hier sensibel und prickelnd ein interessantes und hörenswertes Bonbon der Musikliteratur.
Christian Leschowski als Solo-Oboist der Bergischen Symphoniker schließlich sorgte für einen krönenden Abschluss der Klang-Trilogie: Mit dem im Herbst 1945 entstandenen Oboen-Konzert von Richard Strauss nahm er mit auf einen berührenden Klangteppich. Dieses Spätwerk des beim Schreiben bereits über 80-jährigen Komponisten erwies sich als epische Erinnerung an „seine“, durch den Krieg zerstörte Welt der europäischen Kultur. Voluminös und dennoch zart webte das Bergische Ensemble gemeinsam mit dem Solisten ein Gespinst aus musikalischen Träumen, Erinnerungen, Hoffnungen und Traurigkeiten. Diese Flut an überschäumenden Gefühlen nicht ins Kitschige abgleiten zu lassen, ist ein Balance-Akt, der Strauss offensichtlich wunderbar gelungen ist. Der prasselnde Beifall am Ende belohnte die Musiker für einen wunderbaren Abend.