Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Suche nach dem Platz im Leben

Das einfühlsam­e Drama „Jonathan“erzählt von einem schwierige­n Vater-Sohn-Verhältnis.

- Jonathan, 22.45 Uhr, ARD

Als Burghardts verscholle­n geglaubter Jugendfreu­nd Ron (Thomas Sarbacher) auftaucht, blüht der Todkranke regelrecht auf. Für Jonathan ist Ron jedoch ein Eindringli­ng. Als ein lange verborgene­s Familienge­heimnis ans Licht kommt, steht das Vater-Sohn-Verhältnis vor einer Zerreißpro­be.

Der Film wurde von Pjotr Lewandowsk­i inszeniert, der unter anderem an der Comedyseri­e „Götter wie wir“beteiligt war. Er bezeichnet die Geschichte als polarisier­end und war ergriffen, als er erstmals von ihr hörte. „Ich frage mich dabei immer wieder, wie es möglich ist, dass heute bestimmte Themen weiterhin so stark tabuisiert oder verschwieg­en werden. Und das nicht aus Respekt, oft stehen Angst und geringe Toleranzgr­enzen dahinter. So hat auch derrealeBu­rghardtseh­rwenigVers­tändnis

(ry) Filme, die auf wahren Begebenhei­ten beruhen, können auf den Zuschauer eine ganz besondere Wirkung haben. Manche dieser Geschichte­n sind so unglaublic­h, dass man sich garnichtvo­rstellenka­nn,dasssie wirklich passiert sind, wie zum Beispiel Martin Scorseses bissige Satire „The Wolf of Wall Street“. Andere Werke wie das Historiend­rama „12 Years a Slave“gehen in die komplett andere Richtung und schockiere­n zutiefst. Doch selbst vergleichs­weise bodenständ­ige Filme können eine besondere Wirkung erzielen, wie das Familiendr­ama „Jonathan“zeigt.

Darin geht es um den titelgeben­den Jonathan ( Jannis Niewöhner).Dieserist2­3undlebtau­fdem Bauernhof seiner Familie. Sein Vater Burghardt (André M. Hennicke) hat Krebs und weiß, dass er sterben wird. Jonathan kümmert sich selbstlos um Burghardt, doch er spürt, dass etwas zwischen ihnen steht. Die unsichtbar­e Mauer zu seinem Vater kann der Junge nicht durchdring­en, Burghardt lässt keine Nähe zu. Dass Burghardt alle Fragen Jonathans zu seiner Mutter unbeantwor­tet lässt, macht die Situation nicht einfacher.

Gemeinsam mit seiner Tante Martha (Barbara Auer) bewirtscha­ftet Jonathan den Bauernhof der Familie. Das Verhältnis zwischen Martha und ihrem Bruder ist angespannt, jahrelang haben sie kein Wort miteinande­r gewechselt. Da sich Burghardts Zustand zusehends verschlech­tert, stellt Martha die Pflegerin Anka ( Julia Koschitz) ein. Der junge Mann ist fasziniert von der Leichtigke­it, mit der Anka den essenziell­en Fragen des Lebens begegnet, und verliebt sich Hals über Kopf. von seiner eigenen Familie erfahren, ähnlich wie ‚mein‘ Burghardt im Film. Psychisch und körperlich ist er dadurch völlig aus dem Gleichgewi­cht geraten und schließlic­h daran zerbrochen. Die Last des Lügengebäu­des, das er selbst aufbaute, war einfach zu groß. Manchmal gibt es aber keine einfachen Lösungen.“Lewandowsk­is Ziel war, im Film tiefgreife­nd von Familie und Freundscha­ft zu erzählen, geprägt von kleinen Gesten und liebevoll skizzierte­n Figuren. „Der Film soll die existenzie­llen Ängste und Träume eines jungen Mannes vermitteln, der sich mit dem Thema Tod auseinande­rsetzen muss. Trotz der dramatisch­en Grundstimm­ung kommt bei ‚Jonathan‘ der Humor nicht zu kurz: Ich finde es essenziell, neben den dramatisch­sten Situatione­n immer wieder auch humorvolle Elemente einfließen zu lassen.“Dabei erzähle die Geschichte vom Hier und Jetzt, von Träumen, von Liebe, Hass, Toleranz und Akzeptanz. „Viele Aspekte sind sehr eng mit meinem Leben und meinen eigenen Erfahrunge­n verknüpft und für mich daher sehr wichtig zu erzählen. Nicht zuletzt durch meine Kindheit, die ich zu einem großen Teil auf einem Biohof verbracht habe, und die dortige Nähe zur Natur. Für mich ist es am wichtigste­n, die Verletzlic­hkeit und Zerbrechli­chkeit der Figuren zu zeigen, ihren Alltag in diesem naturnahen Umfeld präzise nachzuzeic­hnen, aber auch ihren absoluten Lebenswill­en und die Phantasie, mit der sie jeden Tag aufs Neue durchhalte­n, um ihre Träume nicht aus den Augen zu verlieren.“

 ?? FOTO: SWR/FARBFILM-VERLEIH/JEREMY ROUS ?? Jonathan (Jannis Niewöhner) hat es nicht leicht. Einerseits beschäftig­t ihn die Krebserkra­nkung seines Vaters, anderersei­ts die Gefühle zu dessen Pflegerin Anka (Julia Koschitz).
FOTO: SWR/FARBFILM-VERLEIH/JEREMY ROUS Jonathan (Jannis Niewöhner) hat es nicht leicht. Einerseits beschäftig­t ihn die Krebserkra­nkung seines Vaters, anderersei­ts die Gefühle zu dessen Pflegerin Anka (Julia Koschitz).

Newspapers in German

Newspapers from Germany