Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Pianistin setzt in der Kloki einige Glanzlichter
(dad) Nadezda Pisareva steht die Welt offen. Der russischen Pianistin gelang der Durchbruch, als sie 2014 einen Spezialpreis beim ARD-Musikwettbewerb in München gewann. Zuletzt tourte die 32-Jährige durch China, und in ihrer Wahlheimat Deutschland gehört sie zum Talentpool von „Weltklassik am Klavier“.
In der Lenneper Klosterkirche waren 70 Gäste angetan von Pisarevas Spiel. Glanzlichter setzte sie mit zwei französischen Meistern. Lange bevor das Wort „Programmmusik“aufkam, ahmte Jean-Philippe Rameau kunstvoll Tierlaute und Geräusche nach. In „Le rappel des oiseaux“(Das Zusammenrufen der Vögel) entwickelte Pisareva aus einer schlanken Linie ein dichtes Geflecht von Stimmen. Bei den „Tourbillions“(Wirbelwinden) imitierten an- und abschwellende Läufe das Naturereignis. Technisch herausfordernd bis heute ist Ravels „Miroirs“. In „Noctuelles“(Nachtfalter) beherrschte die Pianistin perfekt die Kreuz-und-Quer-Gänge durch die Oktaven.
Frenetischen Applaus bekam sie für das spanisch angehauchte „Alborada del gracioso“, das man mit „Morgenständchen eines Narren“übersetzen kann. Ein treffender Titel für durch und durch exzentrische Musik. Subtiles Spiel war auch beim „Vallée des cloches“(Tal der Glocken) gefragt. Ausgehaltene Akkorde in den tiefen Registern ließen an ein mehrstimmiges Geläute denken. Glockentöne schlossen auch Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ab. Doch ausgerechnet der Klavierzyklus ihres Landsmanns ging Pisareva nicht leicht von der Hand. Nach einem wuchtigen Auftakt mit „Der Zwerg“stockte der musikalische Fluss mehrmals.
Dennoch hatte Pisareva die Bravo-Rufe verdient – allein für ihre Interpretationen von Rameau und Ravel. Das nächste Weltklassik-Konzert ist am 21. Juli um 17 Uhr. Alexey Lebedev spielt Sonaten von Beethoven sowie Stücke von Chopin und Liszt.