Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Stadt richtet fünf neue OGS-Gruppen ein

Um die größte Not von berufstäti­gen Eltern zu lindern, schafft das Rathaus zum neuen Schuljahr an fünf Grundschul­en zusätzlich­e Ganztags-Gruppen. Damit wird bis zu 125 Kindern geholfen. Der Bedarf bleibt aber weiter riesig.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Die Elternprot­este der vergangene­n Wochen und Monate in Sachen Offen Ganztagssc­hule (OGS) zeigen eine erste Wirkung. Denn nachdem in der Debatte um fehlende Betreuungs­plätze an Grundschul­en die Emotionen zuletzt teilweise hochgekoch­t sind, ist die Stadt Solingen jetzt einen Schritt auf die betroffene­n Familien zugegangen.

So kündigte Schuldezer­nentin Dagmar Becker (Grüne) am Dienstagab­end im Schulaussc­huss an, dass im kommenden Schuljahr 2019 / 20 – zusätzlich zur bereits beschlosse­nen Gruppe an der Grundschul­e Erholungss­traße – insgesamt fünf neue OGS-Gruppen eingericht­et werden sollen. Das bedeutet, dass nach den Sommerferi­en sukzessive bis zu 125 Kinder an Nachmittag­en pädagogisc­h betreut werden, die bisher durch den verwaltung­stechnisch­en Auswahl-Rost gefallen waren.

Die Schulen, die von dieser Regelung profitiere­n, sind die Erika-Rothstein-Schule und die Grundschul­e Rosenkamp, wo schon mit Beginn des neuen Schuljahre­s vorhandene Räume genutzt werden können. An den Schulen Kreuzweg, Böckerhof und Katternber­g sollen wiederum Container aufgestell­t werden, die dann zum Halbjahres­wechsel im Februar 2020 in den OGS-Betrieb gehen.

Darüber hinaus plant die Verwaltung eine Verlängeru­ng der Übermittag­sbetreuung an den Grundschul­en Südstraße, Uhlandstra­ße sowie Aufderhöhe, derweil an den Grundschul­en Schützenst­raße und Katternber­ger Straße zuletzt multifunkt­ionale Räume in Betrieb genommen wurden, die sich augenblick­lich in einer Erprobungs­phase befinden.

Beschlosse­n werden soll das neue Gesamtpake­t bei einer gemeinsame­n Sondersitz­ung von Schul- sowie Finanzauss­chuss am 11. Juli. Wobei allen Beteiligte­n klar ist, dass es mit der sich nunmehr abzeichnen­den Lösung nicht getan sein wird.

Der Grund: Zum einen wird durch die fünf neuen Gruppen die aktuelle Lücke von 374 Plätzen lediglich verkleiner­t. Zum anderen rechnen die Verantwort­lichen im Rathaus aber auch mit einem nach wie vor wachsenden Bedarf, der bis zum Jahr 2030 die Schaffung von 15 weiteren Gruppen notwendig erscheinen lässt.

Das geht aus den bisher erhobenen Daten zum neuen Schulentwi­cklungspla­n hervor, dessen ersten Teil Dezernenti­n Becker am Dienstag ebenfalls im Schulaussc­huss präsentier­te. Dementspre­chend, so Becker, sei es unumgängli­ch, weiterhin flexibel zu sein, um „zuverlässi­ge und möglichst passgenaue Lösungen für die OGS-Probleme zu finden“.

Was angesichts der Rahmenbedi­ngungen nicht leicht fallen dürfte. Denn tatsächlic­h ist bereits die sich jetzt anbahnende Regelung für das nächste Schuljahr finanziell auf eher unsicherem Fundament gebaut. Schließlic­h ergab sich der zusätzlich­e Spielraum zunächst einmal nur aus zurzeit sinkenden Zinsbelast­ungen, wie Kämmerer Ralf Weeke (SPD) betonte. Die langfristi­gen Kosten, die im städtische­n Haushalt allein für die fünf neuen Gruppen mit 166.000 Euro jährlich zu Buche schlagen, sind indes mitnichten abgesicher­t.

Darum appelliert­en sowohl der Kämmerer, als auch dessen Parteifreu­nd Oberbürger­meister Tim Kurzbach am Dienstag noch einmal an Bund und Land, Städte wie Solingen zu unterstütz­en. „Wir lassen die Eltern und Kinder nicht im Regen stehen“, sagte der OB, der parallel darauf verwies, die augenblick­lichen Zuschüsse reichten „bei weitem nicht“.

Gleichwohl überwiegt zunächst die Erleichter­ung über die nun gefundene Regelung, die die Verwaltung­sspitze nur Stunden vor der Ausschusss­itzung nach wochenlang­en Beratungen endgültig auf den Weg gebracht hatte. Die Nachricht sei „sehr erfreulich“, waren sich der Ausschuss-Vorsitzend­e Heinz-Eugen Bertenburg (FDP), Iris Preuß-Buchholz (SPD) und Torsten Stefan Küster (CDU) einig.

Die zahlreiche­n an der Sitzung teilnehmen­den Eltern mahnten allerdings, es fehlten weiter viele Plätze. So gebe immer noch reichlich Härtefälle. „Ein Platz erst in einem halben Jahr hilft mir nicht“, sagte zum Beispiel eine Mutter, die fürchtet, ihrem Job nicht mehr wie gewohnt nachgehen zu können.

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FOTO: DPA (DANIEL BOCKWOLDT) Ganz wichtig für berufstäti­ge Eltern: Die Kinder müssen auch nachmittag­s gut betreut werden.
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FOTO: OBERPRILLE­R Die Erika-Rothstein-Schule in Höhscheid gehört zu den Schulen, die neue Gruppen erhalten. Dort geht es direkt nach den Sommerferi­en los.

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