Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Schlag gegen international agierende Bau-Mafia
Die Ermittlungen hatten sich über Jahre gezogen. Doch jetzt war für die Fahnder offenbar der Zeitpunkt gekommen, zuzuschlagen. Spezialeinsatzkräfte des Zolls haben am Dienstag im gesamten Rheinland, darunter in Solingen, ein Bande von Verdächtigen ausgehoben, die jahrelang südosteuropäische Arbeitnehmer auf zahlreichen Baustellen schwarz beschäftigt haben soll.
Bei der Großrazzia, die unter anderem in Wuppertal, Mettmann, Solingen, Köln sowie Bergheim stattfand, wurden rund 25 Objekte durchsucht. Dabei gelang es den etwa 300 Einsatzkräften, umfangreiches Beweismaterial sicherzustellen und drei Hauptverdächtige festzunehmen. Gegen die beiden Männer im Alter von 36 beziehungsweise 37 Jahren und eine 37-jährige Frau, die allesamt in ihren Wohnungen gestellt werden konnten, hatten Haftbefehle vorgelegen. Insgesamt soll die Bande aus sechs Männern und zwei Frauen zwischen 25 und 40 Jahren bestanden haben. Da die Gruppe im Vorfeld als gefährlich eingestuft worden war, kamen besagte Spezialkräfte zum Einsatz, die in einem der durchsuchten Gebäude tatsächlich eine scharfe Schusswaffe samt dazugehöriger Munition fanden.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Wuppertal sollen die Beschuldigten unter dem Deckmantel einer nach außen seriösen Firma Aufträge von renommierten Bauunternehmen angenommen haben. Die Ausführung erfolgte dann durch bis zu 150 vornehmlich aus Südosteuropa stammende Arbeiter, die wiederum mit viel zu geringen Löhnen abgespeist oder gar nicht bei den Sozialkassen angemeldet wurden. „Der vorläufig festgestellte Schaden liegt im einstelligen Millionenbereich“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Die Auswertung der Beweisstücke wird aller Voraussicht nach noch Monate in Anspruch nehmen.
„Der vorläufig festgestellte Schaden liegt im einstelligen Millionenbereich“
Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert Sprecher der Staatsanwaltschaft