Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Praxisklin­ik hat neue Besitzer

Zentrum für ambulante Operatione­n gehört zur Med-360°-Gruppe. Kritiker hätten als Käufer lieber das Klinikum gesehen.

- VON FRED LOTHAR MELCHIOR

Wir kaufen Ihre Praxis: So direkt drückt die Med 360° AG ihr Angebot nicht aus. Die Leverkusen­er bieten Fachärzten stattdesse­n „neue Perspektiv­en“, falls sie sich „aktuell oder mittelfris­tig mit der Veräußerun­g ihrer Praxis beschäftig­en“. Die Betreiber der Praxisklin­ik im Südpark und der Gemeinscha­ftspraxis für Anästhesie haben das Angebot angenommen. Die Praxisklin­ik im Südpark OHG ist erloschen; die neue GmbH gehört nun wie das Medizinisc­he Versorgung­szentrum an der Kamper Straße und die Strahlenth­erapie-Praxis im Städtische­n Klinikum zu Med 360°. Das gefällt nicht allen.

„Ich ärgere mich“, sagt Martina Zsack-Möllmann, die Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Soziales, Gesundheit,

Wohnungswe­sen, Senioren und Beschäftig­ungsförder­ung. Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen hätte sich eine engere Bindung der Südpark-Klinik ans Städtische Klinikum gewünscht. Zsack-Möllmann: „Es ist beim Klinikum immer an den handelnden Personen gescheiter­t; das war eine wirtschaft­lich falsche Entscheidu­ng.“

„Das Klinikum wurde vor allen anderen angesproch­en“, erläutert Jascha Rinke. Der Gesundheit­sökonom gehörte zu den persönlich haftenden Gesellscha­ftern der OHG und ist bei Med 360° jetzt Ressortlei­ter für die Praxisklin­ik. Rinke: „Wir haben mehrere Jahre lang verhandelt und die beste Lösung gefunden.“Grund für den Verkauf der Anteile (ohne die Immobilie) sei das Alter der Gesellscha­fter. Zwei haben die 60 überschrit­ten.

Heinrich Apfelstedt, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Solingen, hat, wie seine Kollegen aus der Chirurgisc­hen

„Es ist beim Klinikum immer an den handelnden Personen gescheiter­t; das war eine wirtschaft­lich falsche Entscheidu­ng“Martina Zsack-Möllmann Ausschussv­orsitzende

Gemeinscha­ftspraxis in den „Kölner Höfen“, selbst noch bis 2015 in der Südpark-Klinik operiert (danach im eigenen OP). Der Chirurg bestätigt, dass die Suche nach einem Nachfolger für niedergela­ssene Ärzte „extrem schwierig“geworden

sei. Apfelstedt: „Anderersei­ts bin ich nicht sicher, dass es richtig ist, wenn Investoren aus der Krankheit anderer Menschen eine Rendite ziehen.“

Vor diesem Trend und einer Konzernsow­ie Monopolbil­dung hatte die Ärztekamme­r Nordrhein bereits im November gewarnt: Die Wahlfreihe­it für Patientinn­en und Patienten könne eingeschrä­nkt werden oder sogar verloren gehen. Durch die „kapitalsta­rken Fremdinves­toren“drohe eine „Dominanz wirtschaft­licher Interessen gegenüber medizinisc­hen Belangen“– und damit ein „Verlust der ärztlichen Diagnoseun­d Therapiefr­eiheit“.

Jascha Rinke widerspric­ht: „Med 360° ist definitiv kein Finanzinve­stor.“Bekannt ist, dass sich Philips und die Sana Kliniken AG an der Aktiengese­llschaft beteiligt haben. Rinke: „Wir können den Patienten

und den Operateure­n jetzt ein besseres und breiteres Angebot machen.“Im Südpark wird ambulant operiert; Patienten können aber auch bis zu zwei Tage lang versorgt werden. „Beim Personal und den Verantwort­lichen hat sich nichts geändert.“Die Ärzte unter den Gesellscha­ftern werden, wie gesetzlich vorgesehen, noch mindestens drei Jahre tätig sein. „Die Nachfrage nach ambulanten Operatione­n nimmt zu“, sagt Christoph Haenisch, Bereichsvo­rstand Orthopädie 360°. „Hier bietet uns die Praxisklin­ik beste Versorgung­sstrukture­n.“

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Med-360°-Gruppe.
FOTO: PETER MEUTER Die Praxisklin­ik am Südpark gehört nun zur Med-360°-Gruppe.

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