Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Solch ein „Freudenhaus“hat in Wald gefehlt
Auch Shopping-Queen Lisa Rütten hat sich im „Concept Store“von Petra Hoffmann ausstatten lassen und für großen Andrang gesorgt.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Diese gebräuchliche Phrase beruht auf einer Übersetzung des französischen Wahlspruchs des Hosenbandordens und könnte explizit für das Geschäft geprägt worden sein, das Petra Hoffmann an der Friedrich-Ebert-Straße in Wald eröffnet hat. „Freudenhaus“hat sie ihren Concept-Store genannt, „weil die vielen schönen Dinge hier meinen Kunden eine Freude bereiten sollen“, sagt die Inhaberin.
Die gebürtige Bonnerin, die seit 1984 in Solingen lebt, kommt aus der Modebranche. Bevor sie im September 2017 ihren ersten eigenen Laden eröffnete, hat die 57-Jährige viele Jahre in Festanstellung als Filialleiterin gearbeitet. Aus dieser Zeit hat sie viele Stammkunden mitgebracht, die ihr nach der Geschäftseröffnung in Wald die Treue gehalten haben. Vor Ort hat sie sich einen weiteren Kundenkreis erarbeitet, was sie zu der Feststellung veranlasst, dass sie die richtige Entscheidung getroffen habe. „Das Ding wächst“, fasst sie die geschäftliche Entwicklung zusammen. Das bezieht sie auch auf die Mitarbeiterzahl. Standen ihr bei der Geschäftseröffnung noch zwei Mitarbeiterinnen zur Seite, sind es heute bereits sechs. „Und im August kommt eine siebte Mitarbeiterin dazu“, sagt Hoffmann.
Die Bezeichnungen Boutique und Modehaus lässt sie für ihr Ladenlokal nicht gelten. „Es heißt Concept-Store, weil ich ein Konzept habe“, sagt die Inhaberin. Das beinhalte nicht nur Kleidungsstücke für Frauen und Männer, sondern auch alles drumherum. „Von Kopf bis Fuß“könne sie ihre Kunden einkleiden – inklusive Schuhe, Kopfbedeckung, Unterwäsche und Homewear. Dazu kommen Accessoires, Seifen, Deko-Artikel, Modeschmuck, Uhren und Taschen – eben alles, was Freude bereitet.
Dass das Ding wächst, wie Petra Hoffmann sagt, hat sie auch einem glücklichen Umstand zu verdanken: In der im Februar 2019 ausgestrahlten Sendung „Shopping Queen“des Fernsehsenders Vox „haben wir gewonnen“, sagt sie. Mit wir meint sie ihr Geschäft, ihre Mitarbeiterinnen und nicht zuletzt auch die Kandidatin Lisa Rütten, die sie in ihrem Freudenhaus eingekleidet und ausgestattet hat. „Danach war hier riesig viel los“, erinnert sich die Inhaberin gern an die anstrengenden Tage mit riesigem Kundenandrang.
„Das hat uns noch mal richtig viel gebracht“, lautet ihr Fazit heute. „Das bedeutet aber nicht, dass hier vorher nichts los war“, stellt die Inhaberin klar. Ganz im Gegenteil. Die Entscheidung, nach Wald zu gehen, sei genau richtig gewesen. „Viele glauben, sie müssten dahin gehen, wo schon viel ist. Dieser Meinung bin ich nicht“, sagt die 57-Jährige. Deshalb sei sie sich auch sicher gewesen, dass der Standort funktioniere. „Wald ist nicht tot“, sagt sie – es habe nur ein Freudenhaus gefehlt.
Dass manchen Zeitgenossen dieser Name etwas zu anzüglich erscheinen mag, kann Petra Hoffmann nicht nachvollziehen. Er sei „einfach genial“und ihr Geschäft nun mal ein Haus der Freude. Dies hätten letztendlich auch die Banker gedacht, die ihr nach Vorlage ihres Businessplans einen Kredit gewährten. „Ein besseres Marketing gibt es nicht“, ist die Freudenhaus-Inhaberin überzeugt. Denn: „Diesen Namen vergisst man nicht.“
Das hätten mittlerweile auch sehr konservative Walder verstanden. Und was wäre denn die Alternative gewesen? Fashion-Store? „Warum immer diese Anglizismen?“Es gebe überall Geschäfte mit diesem Namen, der auch noch einen großen Vorteil habe: „Wer gibt sonst schon offen zu, dass er ins Freudenhaus geht?“