Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bald sollen Lastenräde­r die City beliefern

Ein Projekt der Uni mit einem Düsseldorf­er Logistikbe­trieb erforscht den Einsatz von Rädern in der City-Logistik. Das Ganze soll ein Beitrag zur Verkehrswe­nde sein und in einem Jahr in der Praxis für die Innenstadt erprobt werden.

- VON EIKE RÜDEBUSCH

In einem Jahr sollen Lastenräde­r durch die Innenstadt fahren und Geschäfte beliefern – im Namen der Forschung. Sie sind Teil eines Projekts des Lehr- und Forschungs­gebiets Güterverke­hrsplanung und Transportl­ogistik der Bergischen Universitä­t mit dem Namen Loop – „Logistisch­e Optimierun­g der City-Belieferun­g mit Lastenräde­rn“.

Ziel ist, die Innenstadt­logistik zu verbessern, sowohl für die Kunden als auch für die Umwelt. Denn die Lastenräde­r sollen dazu beitragen, dass die Einzelhänd­ler nicht mehr von mehreren Logistikun­ternehmen und Produzente­n angefahren werden müssen. Stattdesse­n sollen die Lieferunge­n gebündelt werden. In der Folge gäbe es weniger Verkehr, weniger Abgase und weniger Behinderun­gen für die Kundschaft.

Wie das funktionie­ren soll? Bisher so: Das Logistikun­ternehmen ABC aus Düsseldorf bietet in der Landeshaup­tstadt schon seit längerem den Service an, dass Händler ihre Lieferadre­sse auf die des Unternehme­ns umschreibe­n lassen können. ABC sammelt die Lieferunge­n am Düsseldorf­er Hafen und liefert dann gebündelt an die Händler.

Da hakt das Forschungs­projekt ein, wie Uni-Mitarbeite­r Patrick Mayregger erklärt: Auch wenn ABC gebündelt liefert, seien die Lastwagen nicht immer voll. Solche ineffizien­ten Lieferunge­n sollen durch die Lastenräde­r erledigt werden.

Im ersten Schritt soll in sechs Wochen das bisherige Geschäftsf­eld von ABC durch Lastenräde­r beliefert werden, eben Düsseldorf. Mayregger erklärt, dass man dort bereits das Potenzial der Lastenräde­r für den Lieferverk­ehr analysiere­n möchte. Und die Übertragba­rkeit nach Wuppertal, wo das Projekt dann in einem Jahr starten soll.

„Wir übertragen die Forschung, weil wir zeigen wollen, dass es keine Insellösun­g für Düsseldorf sein soll“, sagt Mayregger. Dazu habe Wuppertal eine andere Topografie, die andere Ergebnisse beeinfluss­e. Wuppertal sei besonders spannend, weil Verkehrsth­emen hier besondere Aufmerksam­keit erfahren. So sollen viele Händler gewonnen werden, die mitmachen.

Die Einzelhänd­ler sollen freiwillig teilnehmen. Mayregger will mit der Ansprache in Wuppertal beginnen, wenn die ersten Wochen in Düsseldorf gelaufen sind und bereits erste Bilder und Eindrücke vermittelt werden können. Hilfe für die Mund-Propaganda gibt es von Utopiastad­t und auch von der Wirtschaft­sförderung.

Die hat schon vergangene­s Jahr ihre Unterstütz­ung angekündig­t. Marco Trienes, zuständig für den Einzelhand­el, sagt, er sehe viele Vorteile, wenn die Lieferung auf der sprichwört­lichen letzten Meile „ökologisch intelligen­t“geregelt würde. Weniger Lieferverk­ehr würde die Qualität der Innenstadt steigern. Er sieht das Projekt als Teil der Verkehrswe­nde und einer Umgestaltu­ng des Verkehrs, wie sie etwa bei der vergangene­n Innenstadt­konferenz angesproch­en worden ist.

Die Lieferunge­n in Wuppertal würden unter etwas anderen Bedingunge­n ablaufen als in Düsseldorf. Denn während es dort ein Lager der Firma gibt, würde in Wuppertal ein Mikro-Depot entstehen, ein Container, von dem aus die Wuppertale­r Händler beliefert würden. Aber Mayregger sagt jetzt bereits: „Wenn es sich trägt, würden wir erweitern.“

Dazu ist die Düsseldorf­er Innenstadt bereits weitgehend für Radfahrer frei – anders als in Wuppertal. Um das Projekt hier überhaupt beginnen zu können, muss die Stadt entweder die Fußgängerz­one ganz für den Radverkehr freigeben oder eine Sondergene­hmigung erteilen. Eine Anfrage habe man gestellt, sagt Mayregger. Eine Antwort stehe noch aus.

Die Lastenräde­r sollen den Lieferverk­ehr mit Lastwagen aber nicht komplett ersetzen. „Ein voller Lastwagen ist schon sehr effizient“, sagt Mayregger. Zudem ergebe es keinen Sinn, zehn bis 20 Lastenräde­r zu beladen, statt eines Lasters – allein wegen des Stadtbilds. Das Stichwort ist „Ergänzung“.

Die Lastenräde­r „Bring“des Hersteller­s Bayk, die gerade für den Versuch hergestell­t werden, kosten übrigens 17 000 Euro und können bis zu 300 Kilogramm transporti­eren – abzüglich des Fahrergewi­chts.

Das Projekt soll aber nicht nur für Wuppertal und Düsseldorf relevant sein, sondern für das ganze Land. Es ist Teil des Nationalen Radverkehr­splans 2020 des Bundesverk­ehrsminist­eriums und wird mit 254 848 Euro gefördert. Herauskomm­en soll ein Leitfaden für Speditione­n.

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FOTO: DPA Der Einsatz von Lastenräde­ren soll die Innenstadt-Logistik für Kunden und Umwelt verbessern.

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