Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wirtschaftsvertreter stellen Ausbildungsangebot vor
Das Kind soll es einmal besser haben als man selbst. Nicht nur deutsche, sondern auch viele türkischsstämige Eltern sehen ihre Kinder deshalb heute gern die Schule mit dem Abitur verlassen und danach zum Studium an die Uni wechseln. Doch glücklich wird damit längst nicht jeder, wobei die Abstammung wiederum keine Rolle spielt. Der Akademisierungswahn, den er immer wieder beklagt, lässt dort auch viele deutsche Jugendliche scheitern, weiß Fred Schulz.
Mit Katrin Brenner, Geschäftsführerin der Remondis Wasser und Energie GmbH, war der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft deshalb nun der Einladung von drei türkischen Vereinen gefolgt. Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs, der Türkisch-Islamische Kulturverein Atib und der Türkische Kultur- und Sportverein hatten die Wirtschaftsvertreter gebeten, ihr Ausbildungsangebot vorzustellen.
Rund 50 Jugendliche folgten dem Angebot. Überwiegend waren es Jungen. Fred Schulz und Katrin Brenner zeigten die Perspektiven auf, die sich ihnen in einem Handwerksberuf oder als Facharbeiter in der Wasserwirtschaft eröffnen. Besser könnten die Karrierechancen kaum sein. Erden Ankay-Nachtwein, Vorsitzende des Integrationsrates, zeigte sich sicher, dass das der richtige Weg sei, um Jugendliche von der Attraktivität der Ausbildungsberufe zu überzeugen. Übrigens nicht nur in der türkischen Zielgruppe. Insbesondere das Handwerk richtet sich seit Jahren an die Kinder aus Familien mit spanischen, italienischen oder portugiesischen Wurzeln.
Bayram Söylemen (Milli Görüs), Tevfik Baylan (Atib) und Salih Temizyürek (Türkischer Kultur- und Sportverein) zeigten sich zufrieden mit dem Vortrag. Sie wissen um die Schwierigkeiten, die sich der nachwachsenden Generation stellen. Hamide Ural, Mitarbeiterin des Kommunalen Integrationszentrums, übt sich in Überzeugungsarbeit. Viele Eltern möchten über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden. Weil sie es doch besser haben sollen. Doch Ural weiß: Ein Studium erfordert Disziplin und Selbstständigkeit. Ist die Entscheidung dafür nicht aus eigenem Interesse getroffen worden, bleiben unglückliche Kinder zurück.