Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
75 Anzeigen nach Klimaprotest
Polizei und Kohlegegner werfen sich gegenseitig Gewalt während der Demos vor.
(epd/siev) Die Polizei hat eine gemischte Einsatzbilanz nach den Klimademonstrationen am vergangenen Wochenende gezogen. Am Freitag hätten in Aachen Tausende junger Menschen der Bewegung „Fridays for Future“friedlich demonstriert, erklärte die Polizei. Sie warf allerdings Klimaaktivisten, die am Samstag an Demonstrationen am Tagebau Garzweiler beteiligt waren, gewalttätige Übergriffe vor.
Dabei seien Beamte, die ein lebensgefährliches Eindringen über die Abbruchkante in den Tagebau verhindern wollten, teils massiv angegangen und überrannt worden, hieß es. Tatverdächtige hätten bei ihren Festnahmen Widerstand geleistet. Bei Identitätsfeststellungen sei es zu Gefangenenbefreiungen gekommen. 16 Beamte seien verletzt worden, elf Tatverdächtige vorläufig festgenommen worden. Bis Mittwoch lagen 75 Strafanzeigen unter anderem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Nötigung vor.
Das Aktionsbündnis „Ende Gelände“, das zu den Protesten aufgerufen hatte, wies die Vorwürfe zurück warf seinerseits der Polizei massive Gewalt vor. Mindestens fünf schwer verletzte Aktivisten seien mit Brüchen und Gehirnerschütterungen ins Krankenhaus gebracht worden.
„Ende Gelände“hatte bereits angekündigt, Landwirte zu entschädigen, deren Felder die Demonstranten zertrampelt hatten. „Kein Bauer soll auf den Kosten sitzenbleiben“, hatte Sprecherin Nike Mahlhaus gesagt. Auf Anfrage gab sie Auskunft zu den Geldquellen von „Ende Gelände“: „Wir finanzieren uns zu 100 Prozent aus Spenden.“Neben Geld würden auch oft Materialien, Essen, Kleidung und Decken gespendet.
Von wem die Zuwendungen im Einzelnen kommen, will das Bündnis nicht sagen – so könne man die eigene Unabhängigkeit wahren. „Wir zahlen keine Honorare oder Lohnausgleiche. Wer bei uns mitmacht, tut das ehrenamtlich“, sagte Mahlhaus. Geld gäben die Aktivisten für Demonstrationsmaterialien, Reisekosten und digitale Infrastruktur aus. Wie groß die einzelnen Summen sind, ist nicht öffentlich bekannt. „Unsere Spender vertrauen uns“, sagte Mahlhaus.