Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Luft nach oben“beim Radverkehr
Jede Menge praktische Vorschläge umfasst das Papier, das ein Planungsbüro im Auftrag der Stadt erstellt hat. Ein Schwerpunkt liegt auf der besseren Verbindung der Zentren von Alt-Remscheid, Lennep und Lüttringhausen.
Jede Menge praktische Vorschläge umfasst das Papier, das ein Planungsbüro im Auftrag der Stadt Remscheid erstellt hat.
Ein bis zwei Prozent des Verkehrsaufkommens in Remscheid entfällt aktuell geschätzt auf das Fahrrad. „Viel Luft nach oben“sieht darum Caroline Huth vom Büro Planersocietät, wenn es um die Entwicklung des Radverkehrs in der Seestadt auf dem Berge geht.
Wie das gelingen könnte, steht in dem mehr als 250 Seiten umfassenden Radwegekonzept, dass das Büro im Auftrag der Stadt erarbeitet hat. Am Dienstagabend wurde es in einer gemeinsamen Sitzung von Umweltausschuss und Bauausschuss vorgestellt. Ein Fokus liegt dabei auf der Verbindung der drei Zentren Innenstadt, Lennep und Lüttringhausen mit dem Rad. Bei Entfernungen von gerade mal drei bis fünf Kilometer seien diese Ziele auch im Alltag gut mit dem Rad zu bewältigen – wenn die Voraussetzungen stimmen.
Neben viel Basisinformation enthält das Konzept acht konkrete Projekte, die 2019 angegangen werden könnten So soll die Verbindung zwischen Innenstadt und Lennep gestärkt werden. Hier existiert ein nur lückenhaftes Wegesystem, das verbesserungswürdig ist. Gerade was die Kreuzungsbereiche angeht oder die Beschilderung für Radwege sieht das Büro Handlungsbedarf.
Wichtiges Thema einer Bürgerwerkstatt zum Radwegekonzept war die gewünschte Verbindung von Lennep nach Lüttringhausen - durch eine Verlängerung der Balkantrasse. Dafür hat das Büro zwei Varianten entwickelt. Diejenige, die eher dem Stil der Trasse folgt (nahe an der Bahn, weg vom Straßenverkehr) würde unter anderem durch den dafür nötigen Grunderwerb Millionen kosten. Aktuell stehen der Stadt nur 100.000 Euro pro Jahr für die Förderung des Radverkehrs zur Verfügung. Eine Summe, die das Büro einen guten „Startpunkt“nennt, für die Zukunft aber „Steigerungspotenzial“erkennt
Daher schlägt das Büro eine Lösung vor, die sich im Straßenraum orientiert. Dazu hat das Büro eine sehr detaillierte Ausarbeitung von Arbeitsschritten vorgelegt.
Fördergelder könnte es geben, wenn man das „grüne“Gewerbegebiet Großhülsberg mit einem Radweg anbindet. Hier wird gerade eine Entwurfsplanung erarbeitet.
Das Büro hat zudem Straßenbereiche identifiziert, wo mit der Markierung von Schutzstreifen Platz für Radfahrer geschaffen werden kann. Ein Beispiel ist der Tenter Weg in Lennep in der Nähe der Balkantrasse.
Vorgeschlagen wird auch die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr. Die Eignung für diese Lösung soll im Einzelfall geprüft werden.
Chancen, die Zahl der Radfahrer in Remscheid zu steigern, sieht das Büro auch in Kombination mit der S-Bahn. So könnten am Bahnhof Lennep Abstellboxen für Fahrräder aufgestellt werden. Die Idee: Pendler könnten hier vom Rad in den Zug umsteigen. Das Konzept soll auch für andere Haltepunkte geprüft werden. Sichere Plätze für das Unterbringen der Räder würden immer wichtiger, weil die Menschen immer mehr Geld für ihr Zweirad investieren, sagt Huth.
Vorgeschlagen wird auch, an alle städtischen Einrichtungen sichere Abstellplätze für Fahrräder zu schaffen.
Unter anderem wegen der guten Akzeptanz der beiden Radtrassen im Stadtgebiet, den vielen Tempo 30-Zonen und der S-Bahn-Anbindung sieht Huth ein „gutes Potential“für mehr Radverkehr.