Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Demokratie muss sich wehrhaft zeigen

- VON EVA QUADBECK BERICHT GESTÄNDNIS IM MORDFALL LÜBCKE, TITELSEITE

Durch das Geständnis im Fall Lübcke wird zur erschütter­nden Gewissheit, dass zum ersten Mal in der Nachkriegs­zeit ein rechtsextr­emistisch motivierte­r Mord an einem Staatsvert­reter verübt wurde. Diese Tat richtet sich gegen alle Demokraten. Dementspre­chend hart müssen die Konsequenz­en sein. Die Demokratie ist gefordert, unter Beweis zu stellen, dass sie wehrhaft ist.

Spätestens jetzt ist klar, dass es Handlungsb­edarf gibt. Trotz eines Gesetzes, das die Löschung von Hass und Hetze im Netz vorsieht, bleiben immer noch zu viele Schmähunge­n, Morddrohun­gen und volksverhe­tzende Beiträge zu lange in den sozialen Netzwerken stehen. Das muss konsequent­er geahndet werden.

Ebenso müssen Anzeigen gegen die Absender von Hassreden und Mordaufruf­en ernster genommen werden als bisher. Viel zu oft stellen die Gerichte die Verfahren ein, auch wenn die Inhalte von Mails und Postings eindeutig strafrelev­ant sind. Die Staatsanwa­ltschaften müssen Hass und Hetze nicht nur als Bedrohung gegen Einzelne ahnden. Sie müssen dagegen vorgehen, weil eine solche Stimmung das gesellscha­ftliche Klima vergiftet und damit auch eine Gefahr für die Prinzipien der Demokratie darstellt. Die Nachrichte­ndienste sind in der Pflicht, sich stärker um rechtsextr­emistische Netzwerke und mögliche Täter zu kümmern. Der Fall Lübcke hinterläss­t den Eindruck, dass der Staat auf dem rechten Auge blind ist. Das ist gefährlich für alle Demokraten und schafft im Ausland ein verheerend­es Image für Deutschlan­d angesichts seiner historisch­en Schuld.

Es waren auch AfD-Mitglieder und Anhänger, die die Wut gegen Lübcke in den sozialen Netzwerken zu Jahresbegi­nn erneut geschürt haben. Vor diesem Hintergrun­d ist die glasklare Abgrenzung der CDU von der AfD und der Ausschluss jeglicher Zusammenar­beit eine wichtige Botschaft.

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