Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Security muss Gäste in Freibädern schützen
In vielen Freibädern in der Region kommt mittlerweile privates Sicherheitspersonal zum Einsatz. In Düsseldorf arbeiten die Bäder eng mit der Polizei zusammen.
In den Dortmunder Freibädern kann es mitunter recht rau zu gehen. „Es gibt eine zunehmende Respektlosigkeit gegenüber dem Personal, Diebstähle und Schlägereien von Gästen untereinander“, sagt Michael Dominik, Geschäftsführer der für die Bäder zuständigen Sportwelt Dortmund. Das, was für Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei gelte, sei nun auch in den Bädern angekommen. „Es ist eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft zu erkennen“, sagt Dominik.
Immer mehr Städte setzen deshalb in ihren Freibädern Sicherheitskräfte ein, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. „Die Verrohung der Sitten ist auch in unseren Bädern festzustellen“, sagt eine Sprecherin der Stadt Leverkusen. Die Zahl der eingesetzten Security richtet sich in den Leverkusener Bädern nach der Zahl Badegäste. „Je mehr Besucher erwartet werden, desto mehr entsprechendes Personal wird aufgeboten“, erklärt die Sprecherin. So verfährt auch die Stadt Remscheid. Im Freibad Eschbachtal kommen vier Sicherheitskräfte auf 2000 Besucher. „Das Sicherheitspersonal setzt die Einhaltung der Baderegeln durch und kontrolliert das Benehmen auf dem Gelände“, sagt eine Stadtsprecherin.
Der Angriff auf zwei Bademeister und ein zwölfjähriges Mädchen in einem Essener Schwimmbad am Montagabend hat eine Diskussion über zunehmendes aggressives Verhalten in Freibädern ausgelöst. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Schwimmmeister, Peter Harzheim, hatte unserer Redaktion gesagt, dass das Verhalten mancher Badegäste seit etwa zehn bis 15 Jahren immer schlimmer werde. Erst am Dienstagabend hat es in einem Freibad in Haltern am See wieder eine Schlägerei zwischen 20 Badegästen gegeben.
In Köln kommen in allen acht Freibädern Sicherheitskräfte zum Einsatz. „Seit fünf bis sechs Jahren machen wir das schon. Das ist auch notwendig geworden. Missen möchten wir die Kräfte nicht mehr“, sagt Franziska Grallmann vom Betreiber Kölnbäder. Immer wieder käme es zu Konflikten unter den Badegästen. „Unsere Freibäder sind keine rechtsfreien Räume“, betont Grallmann. „Wer sich nicht an die Regeln hält, dem erteilen wir Hausverbot.“Es sei wichtig, dass die Badegäste im Ernstfall schnell einen Ansprechpartner haben. „So können Konflikte im Entstehen gelöst werden“, sagt Grallmann.
Beim Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) bestätigt man die gestiegene Nachfrage nach Sicherheitskräften für Freibäder. „Das subjektive Sicherheitsempfinden hat in den letzten Jahren nachgelassen. Immer öfter fühlen sich Menschen in alltäglichen Situationen unwohl und unsicher“, begründet Verbandssprecherin Silke Wollmann die Nachfrage. „Die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft hat sich merklich verstärkt. Auseinandersetzungen eskalieren immer öfter“, sagt sie.
Auch in Mönchengladbach wird Sicherheitspersonal in den Freibädern Volksbad und Schlossbad Niederrhein eingesetzt. Die Kräfte stünden auf Abruf bereit und kämen tageweise zum Einsatz – besonders an heißen Tagen. „Das Sicherheitspersonal behält unter anderem im Blick, ob Badegäste belästigt werden oder zu viel Alkohol trinken“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Auch in Krefeld wird Security eingesetzt. „Die Präsenz der Sicherheitskräfte vermittelt den Badegästen ein Sicherheitsgefühl“, sagt ein Stadtsprecher. In Krefeld habe das Sicherheitspersonal in letzter Zeit häufiger eingreifen müssen, weil Badegäste den Eintrittspreis nicht zahlen wollten und stattdessen versuchten, über die Zäune ins Bad zu klettern.
Einige Freibäder haben auch unter Einbrüchen und Vandalismus zu leiden – wie etwa das Solinger Freibad Heide. „Wir setzen deshalb seit Neuestem eine Sicherheitskraft mit einem Hund ein“, sagt eine Sprecherin. In den Neusser Freibädern wird deshalb sogar nachts patrouilliert.
In Düsseldorf geht man einen etwas anderen Weg. Dort ist kein Sicherheitspersonal beschäftigt. Stattdessen arbeitet die zuständige Bädergesellschaft eng mit der Polizei zusammen. „Unsere Mitarbeiter werden jährlich in Deeskalation, interkultureller Kompetenz und im Umgang mit auffälligen Badegästen intensiv geschult“, erklärt Lena Eich von der Düsseldorfer Bädergesellschaft.
Darüber hinaus werde gegenüber den „Störern“eine mit der Polizei abgestimmte „Null Toleranz“-Strategie gefahren. Wie Eich erklärt, bedeutet das, dass bereits bei einer Auseinandersetzung ein langfristiges Hausverbot für alle Bäder erteilt werde.
In Dortmund spielt offenbar die Gegend, in der das Freibad liegt, eine entscheidende Rolle „Es gibt ein Gefälle von Süd nach Nord“, sagt Bäderchef Michael Dominik. So habe man in den südlichen Bädern weniger Bedarf an Sicherheitskräften, sagt er. Der Norden Dortmunds gilt in Teilen als sozialer Brennpunkt.