Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Security muss Gäste in Freibädern schützen

In vielen Freibädern in der Region kommt mittlerwei­le privates Sicherheit­spersonal zum Einsatz. In Düsseldorf arbeiten die Bäder eng mit der Polizei zusammen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In den Dortmunder Freibädern kann es mitunter recht rau zu gehen. „Es gibt eine zunehmende Respektlos­igkeit gegenüber dem Personal, Diebstähle und Schlägerei­en von Gästen untereinan­der“, sagt Michael Dominik, Geschäftsf­ührer der für die Bäder zuständige­n Sportwelt Dortmund. Das, was für Rettungsdi­enste, Feuerwehr und Polizei gelte, sei nun auch in den Bädern angekommen. „Es ist eine zunehmende Verrohung der Gesellscha­ft zu erkennen“, sagt Dominik.

Immer mehr Städte setzen deshalb in ihren Freibädern Sicherheit­skräfte ein, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. „Die Verrohung der Sitten ist auch in unseren Bädern festzustel­len“, sagt eine Sprecherin der Stadt Leverkusen. Die Zahl der eingesetzt­en Security richtet sich in den Leverkusen­er Bädern nach der Zahl Badegäste. „Je mehr Besucher erwartet werden, desto mehr entspreche­ndes Personal wird aufgeboten“, erklärt die Sprecherin. So verfährt auch die Stadt Remscheid. Im Freibad Eschbachta­l kommen vier Sicherheit­skräfte auf 2000 Besucher. „Das Sicherheit­spersonal setzt die Einhaltung der Baderegeln durch und kontrollie­rt das Benehmen auf dem Gelände“, sagt eine Stadtsprec­herin.

Der Angriff auf zwei Bademeiste­r und ein zwölfjähri­ges Mädchen in einem Essener Schwimmbad am Montagaben­d hat eine Diskussion über zunehmende­s aggressive­s Verhalten in Freibädern ausgelöst. Der Vorsitzend­e des Bundesverb­andes der Schwimmmei­ster, Peter Harzheim, hatte unserer Redaktion gesagt, dass das Verhalten mancher Badegäste seit etwa zehn bis 15 Jahren immer schlimmer werde. Erst am Dienstagab­end hat es in einem Freibad in Haltern am See wieder eine Schlägerei zwischen 20 Badegästen gegeben.

In Köln kommen in allen acht Freibädern Sicherheit­skräfte zum Einsatz. „Seit fünf bis sechs Jahren machen wir das schon. Das ist auch notwendig geworden. Missen möchten wir die Kräfte nicht mehr“, sagt Franziska Grallmann vom Betreiber Kölnbäder. Immer wieder käme es zu Konflikten unter den Badegästen. „Unsere Freibäder sind keine rechtsfrei­en Räume“, betont Grallmann. „Wer sich nicht an die Regeln hält, dem erteilen wir Hausverbot.“Es sei wichtig, dass die Badegäste im Ernstfall schnell einen Ansprechpa­rtner haben. „So können Konflikte im Entstehen gelöst werden“, sagt Grallmann.

Beim Bundesverb­and der Sicherheit­swirtschaf­t (BDSW) bestätigt man die gestiegene Nachfrage nach Sicherheit­skräften für Freibäder. „Das subjektive Sicherheit­sempfinden hat in den letzten Jahren nachgelass­en. Immer öfter fühlen sich Menschen in alltäglich­en Situatione­n unwohl und unsicher“, begründet Verbandssp­recherin Silke Wollmann die Nachfrage. „Die Gewaltbere­itschaft in unserer Gesellscha­ft hat sich merklich verstärkt. Auseinande­rsetzungen eskalieren immer öfter“, sagt sie.

Auch in Mönchengla­dbach wird Sicherheit­spersonal in den Freibädern Volksbad und Schlossbad Niederrhei­n eingesetzt. Die Kräfte stünden auf Abruf bereit und kämen tageweise zum Einsatz – besonders an heißen Tagen. „Das Sicherheit­spersonal behält unter anderem im Blick, ob Badegäste belästigt werden oder zu viel Alkohol trinken“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Auch in Krefeld wird Security eingesetzt. „Die Präsenz der Sicherheit­skräfte vermittelt den Badegästen ein Sicherheit­sgefühl“, sagt ein Stadtsprec­her. In Krefeld habe das Sicherheit­spersonal in letzter Zeit häufiger eingreifen müssen, weil Badegäste den Eintrittsp­reis nicht zahlen wollten und stattdesse­n versuchten, über die Zäune ins Bad zu klettern.

Einige Freibäder haben auch unter Einbrüchen und Vandalismu­s zu leiden – wie etwa das Solinger Freibad Heide. „Wir setzen deshalb seit Neuestem eine Sicherheit­skraft mit einem Hund ein“, sagt eine Sprecherin. In den Neusser Freibädern wird deshalb sogar nachts patrouilli­ert.

In Düsseldorf geht man einen etwas anderen Weg. Dort ist kein Sicherheit­spersonal beschäftig­t. Stattdesse­n arbeitet die zuständige Bädergesel­lschaft eng mit der Polizei zusammen. „Unsere Mitarbeite­r werden jährlich in Deeskalati­on, interkultu­reller Kompetenz und im Umgang mit auffällige­n Badegästen intensiv geschult“, erklärt Lena Eich von der Düsseldorf­er Bädergesel­lschaft.

Darüber hinaus werde gegenüber den „Störern“eine mit der Polizei abgestimmt­e „Null Toleranz“-Strategie gefahren. Wie Eich erklärt, bedeutet das, dass bereits bei einer Auseinande­rsetzung ein langfristi­ges Hausverbot für alle Bäder erteilt werde.

In Dortmund spielt offenbar die Gegend, in der das Freibad liegt, eine entscheide­nde Rolle „Es gibt ein Gefälle von Süd nach Nord“, sagt Bäderchef Michael Dominik. So habe man in den südlichen Bädern weniger Bedarf an Sicherheit­skräften, sagt er. Der Norden Dortmunds gilt in Teilen als sozialer Brennpunkt.

 ?? FOTO: ARNULF STOFFEL/DPA ?? Bei den hochsommer­lichen Temperatur­en zieht es die Menschen in die Freibäder, hier das Underberg-Freibad in Rheinberg. Immer mehr Bäder klagen darüber, dass es zu Respektlos­igkeiten gegenüber dem Personal, aber auch zu Schlägerei­en unter den Gästen komme.
FOTO: ARNULF STOFFEL/DPA Bei den hochsommer­lichen Temperatur­en zieht es die Menschen in die Freibäder, hier das Underberg-Freibad in Rheinberg. Immer mehr Bäder klagen darüber, dass es zu Respektlos­igkeiten gegenüber dem Personal, aber auch zu Schlägerei­en unter den Gästen komme.

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