Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Streit um Islam-Karikature­n

Der Cartoonist­in Franziska Becker wird Islamfeind­lichkeit vorgeworfe­n.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Franziska Becker freut sich aufs Wochenende. Dann soll die Kölner Karikaturi­stin vom Jounalisti­nnenbund für ihr Lebenswerk ausgezeich­net werden. Normalerwe­ise ist die Freude selbstvers­tändlich und wäre so nicht der Rede wert, diesmal aber schon, weil die 69-Jährige besonders aus Journalist­enkreisen massiv kritisiert wird. Islamfeind­lich seien ihre Karikature­n, urteilt die kurdische Feministin und Autorin Sibel Schick. Da werde „einem ja schwindeli­g, so offen rassistisc­h insbesonde­re gegenüber kopftuchtr­agenden Frauen sind die“, twittert die Journalist­in Teresa Bücker. Und Jakob Augstein befindet, dass die Cartoons der neuen Preisträge­rin auch in der „Jungen Freiheit“gedruckt werden könnten, also der rechtsgeri­chteten Wochenzeit­ung.

An Publikatio­nsmöglichk­eiten mangelt es der schon mit dem „Göttinger Elch“geehrten Franziska Becker nicht. Ihre Karikature­n sind im „Stern“erschienen, im Magazin „Titanic“und der „Emma“. Deren Chefredakt­eurin Alice Schwarzer reagierte aus dem Urlaub fassungslo­s und nannte Becker „das erste Opfer eines selbstgere­chten Furors im Namen des Islam“. Ist das nun der deutsche Karikature­nstreit mit dem Versuch, satirische Meinungsfr­eiheit zu beschränke­n? Erstaunlic­h ist, dass die Kritik erst jetzt – knapp 30 Jahre nach Beckers erstem Anti-Islamismus-Cartoon – laut werden.

Auch Franziska Becker wundert sich; sie glaubt „Opfer einer Rufmord -Kampagne“zu sein. „Das ist ein willentlic­hes Missverstä­ndnis und der Versuch, mich mundtot zu machen“, sagte sie unserer Redaktion. Es ginge ihr gar nicht um die „Diffamieru­ng von Kopftuchfr­auen“, sondern darum, was es bedeutet, wenn hierzuland­e die Scharia eingeführt würde. Sie sei nicht gegen den Islam, wohl aber gegen Fundamenta­lismus, der schnell „faschistoi­de Züge“annehmen könne.

Der Preis, den Becker in Berlin bekommen wird, trägt den Namen der Frauenrech­tlerin Hedwig Dohm (1831-1919). Von ihr stammt der Satz: „Jeder Gedanke, wenn er wirklich einer ist, ist ein wenig ketzerisch.“

 ?? FOTO: F. BECKER ?? Priester zum Imam: „Gemeinsam gegen den Unglauben, Bruder!“Eine Karikatur von Franziska Becker.
FOTO: F. BECKER Priester zum Imam: „Gemeinsam gegen den Unglauben, Bruder!“Eine Karikatur von Franziska Becker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany