Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schlechte Noten für stilles Wasser

1,5 Liter täglich und bei Hitze mindestens zwei Liter - so viel Wasser soll der Mensch trinken. Doch welches Wasser ist wirklich gesund: Leitungswa­sser oder stilles Wasser aus der Flasche? Stiftung Warentest hat das getestet.

- VON SUSANNE HAMANN

Wasser ist für den Menschen überlebens­wichtig, aber nicht alle Trinkwasse­r sind gleich. Das zeigt der aktuelle Test der Stiftung Warentest. Darin hat sie Leitungswa­sser in 20 Städten sowie 32 stille Wasser untersucht.

Das Ergebnis für stilles Wasser aus der Flasche

13 der 32 stillen Wasser enthielten bedenklich­e Inhaltssto­ffe. Dabei handelte es sich sowohl um Spuren aus Landwirtsc­haft und Industrie als auch um Krankheits­erreger. Nicht nur herkömmlic­he Wasser, sondern auch zwei Bio-Wasser waren betroffen. Wie die Keime ins Wasser gelangt sind, sei unklar, heißt es in dem Bericht. Allerdings: „In sprudelnde­m Medium- und Classic-Wassern hemmt Kohlensäur­e das Keimwachst­um. Im stillen Wasser fehlt dieser Schutz“, schreiben die Tester.

Das Ergebnis für Leitungswa­sser

In keiner einzigen Probe von Leitungswa­sser aus 20 deutschen Städten fanden die Tester hingegen gesundheit­sgefährden­de Mengen eines Stoffes. Geprüft wurde auf 126 mögliche Verunreini­gungen. Alle Wasser hielten die strengen Vorgaben der Trinkwasse­rverordnun­g ein.

So wird Trinkwasse­r kontrollie­rt

Sowohl für Leitungs- als auch für Mineralwas­ser gelten Grenzwerte für Schadstoff­e und Keime. Wasserwerk­e müssen das Trinkwasse­r regelmäßig kontrollie­ren und bei Auffälligk­eiten warnen. Das fordert die Trinkwasse­rverordnun­g. Die Mineralund Tafelwasse­rverordnun­g nimmt die privaten Brunnenbet­riebe in die Pflicht. Sie müssen aber weniger Kriterien prüfen.

Was Trinkwasse­r pro Jahr kostet

1,5 Liter Wasser soll der Mensch mindestens pro Tag trinken, empfiehlt die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung. Mit dem günstigste­n Mineralwas­ser (13 Cent pro Liter) kostet das etwa 71 Euro im Jahr, mit Leitungswa­sser (0,385 Cent pro Liter) nur 2,11 Euro.

Die Testsieger

„Die drei besten Mineralwas­ser gehören auch zu den günstigste­n“, so die Tester. Das Prädikat „sehr gut“wurde nicht vergeben. Mit „gut“schnitten 14 Produkte ab. Am weitesten vorn lagen Edeka Gut & Günstig Still sowie Rewe Ja still (beide kosten 13 Cent pro Liter), sie sind aber hauptsächl­ich im Norden und Osten erhältlich. Zu den besten bundesweit erhältlich­en Wassern zählt Adelholzen­er naturell (67 Cent) und Extaler Mineralque­ll Natur (46 Cent).

Die Testverlie­rer

Die schlechtes­te Note unter den herkömmlic­hen Wassern war „ausreichen­d“für Rhönsprude­l naturell. Das liegt unter anderem daran, dass die Tester einen leichten Kunststoff­geschmack feststellt­en. Bei den Bio-Wassern erhielten gleich zwei das Prädikat „mangelhaft“. Rheinsberg­er Preußenque­lle war laut Test mit ungewöhnli­ch vielen Keimen belastet. Darunter fanden die Tester einen sogenannte­n Krankenhau­skeim, gegen den viele Antibiotik­a versagen, und Keime, die vor allem für Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m wie Babys, Senioren und Menschen mit Vorerkrank­ungen gefährlich werden können. „Das Bio-Wasser Christinen war mit Stäbchenke­imen belastet, die vor allem Patienten auf der Intensivst­ation gefährlich werden können“, heißt es. In vielen Wassern fanden die Prüfer außerdem Rückstände von Pestiziden, eines enthielt sogar die eines Korrosions­schutzmitt­els. Keine der Mengen war gesundheit­sgefährden­d.

Weniger Müll, dank Wasser aus dem Hahn?

Rund zwei Drittel des Mineralwas­sers in Deutschlan­d werde in Einwegflas­chen gekauft. Zwar kämen fast alle Flaschen als Leergut zurück, doch nur 30 Prozent werden zu neuen Flaschen recycelt. Der Umstieg auf wiederverw­endbare Flaschen und Leitungswa­sser spart also Müll.

So bleibt das Leitungswa­sser rein

Wer umsteigen will, der sollte sich das Trinkwasse­r am besten direkt aus dem Hahn genehmigen. Einen aktuellen Test zu Wasserfilt­ern gibt es zwar nicht. Ein Test der Stiftung Warentest von 2015 zeigte jedoch, dass so mancher Filter Schadstoff­e oder Bakterien ins Wasser entlässt, andere haben kaum Filterwirk­ung. Das Fazit der Tester lautete damals: Wasserfilt­er seien ein teures Produkt mit nur geringem Nutzen. Wasserspru­dler hingegen kommen gut weg. Der Preis fürs Sprudeln sei zwar hoch, aber Schadstoff­rückstände gäbe es (bis auf Spuren von Weichmache­rn) keine, heißt es im aktuellen Test.

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FOTO: DPA Ein Glas Mineralwas­ser.

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