Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Union will im Etat stärker kürzen

Nur dank einer Asyl-Rücklage kann Finanzmini­ster Scholz die schwarze Null halten.

- VON BIRGIT MARSCHALL

Wegen des Klimawande­ls und ungeklärte­r Finanzieru­ngsfragen etwa bei der Grundrente will die Union ab 2020 Einsparung­en und Kürzungen im Bundeshaus­halt durchsetze­n, die weit über die Pläne von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) hinausgehe­n. „Nicht notwendige Ausgaben und Subvention­en müssen auf den Prüfstand gestellt werden, um andere Ausgaben zu ermögliche­n“, sagte der Chefhausha­lter der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg. Schon ohne diese Mehrausgab­en klaffe im Etat eine strukturel­le Lücke zwischen dauerhafte­n Einnahmen und Ausgaben von mehr als zehn Milliarden Euro pro Jahr, so Rehberg. Auch die Grünen fordern Einsparung­en etwa bei ökologisch schädliche­n Subvention­en wie der Dienstwage­nsteuer.

Das Bundeskabi­nett billigte am Mittwoch den Haushalt 2020 und die weitere Finanzplan­ung bis 2023. Der Etat sieht Ausgaben von rund 360 Milliarden Euro und damit knapp drei Milliarden weniger als bislang geplant vor. Zudem sollen die Ministerie­n zusätzlich 1,25 Milliarden Euro im Verlauf des nächsten Jahres einsparen. Scholz reagierte damit auf die schwächer werdende Konjunktur und geringere Einnahmen-Prognosen für den Bund. Die Neuverschu­ldung soll wie seit 2014 bis 2023 bei Null liegen.

Das gelingt allerdings nur, weil Scholz eine mit 35 Milliarden Euro gefüllte Rücklage zur Verfügung steht, die eigentlich als Vorsorge für Flüchtling­sausgaben vorgesehen war. Aus dieser Rücklage will Scholz allein 2020 gut neun Milliarden Euro entnehmen. Bis 2022 soll die Asylrückla­ge aufgebrauc­ht sein. Wie die Lücke im Etat in den Folgejahre­n geschlosse­n werden kann, ließ der Finanzmini­ster offen. Fest steht aber nach seiner Planung, dass 90 Prozent der Steuerzahl­er von 2021 an den Solidaritä­tszuschlag nicht mehr bezahlen sollen. Die Entlastung der Steuerzahl­en um jährlich gut zehn Milliarden Euro sei in den Finanzplan eingearbei­tet, sagte Scholz.

Wegen des Urteils des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) gegen das Konzept für die deutsche Pkw-Maut fehlen Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) ab 2021 Maut-Einnahmen von rund 500 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu könnten Schadeners­atzforderu­ngen in dreistelli­ger Millionenh­öhe kommen, nachdem Scheuer zwei Unternehme­n schon vor dem Urteil Aufträge erteilt hatte. Wie die Lücke zu schließen ist, soll nun eine Task Force des Ministers bis Herbst klären.

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