Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Glyphosat-Streit: Bayer holt sich Hilfe von US-Berater
(dpa) Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer geht in der Debatte um den Unkrautvernichter Glyphosat nach einem rapiden Börsenabsturz und Rückschlägen vor Gericht in die Offensive. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschloss am Mittwoch ein Maßnahmenpaket, „mit denen die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens angegangen werden sollen“, wie die Bayer AG nach einer Sitzung des Kontrollgremiums mitteilte.
Bayer steht wegen der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto – der Glyphosat entwickelt hatte – unter Druck. Bayer-Chef Werner Baumann war auf der Hauptversammlung Ende April als erster amtierender Vorstandschef eines Dax-Konzerns von den Aktionären nicht entlastet worden. Denn die Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat lasten schwer auf dem Aktienkurs des Traditionskonzerns. Glyphosat steht unter Verdacht, Krebs zu erregen. In den USA sieht sich Bayer deshalb mit etwa 13.400 Klägern konfrontiert.
Deshalb holt sich der Industrieriese nun auch zwei renommierte US-Anwälte als Berater und Mediator zur Bewältigung der juristischen Streitigkeiten an Bord. „Wir sind überzeugt, dass diese Maßnahmen und die heutigen Entscheidungen dazu beitragen werden, das Vertrauen unserer Aktionäre und Stakeholder in die wichtigen Beiträge von Bayer zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Gesellschaft zu stärken“, sagte Aufsichtsratschef Werner Wenning.
Den Angaben zufolge wurde der US-Anwalt John H. Beisner beauftragt, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat zu beraten. Seine Ernennung solle die Beratung des Vorstands „um eine frische und unabhängige Sichtweise ergänzen“. Beisner sei ein ausgewiesener Experte für Produkthaftungsklagen. Zum Mediator sei zudem Ken Feinberg benannt worden. Dieser habe nachgewiesene Erfolge als Mediator in einigen der komplexesten Vergleiche, hieß es.
Auf der Sitzung des Aufsichtsrates sei es auch um die Themen gegangen, die kürzlich auf der Hauptversammlung von Aktionären angesprochen worden seien. Der Aufsichtsrat habe das weitere strategische Vorgehen bei den anstehenden Gerichtsverfahren erörtert. Der Aufsichtsrat sehe die negativen Auswirkungen, die von der Unsicherheit im Zusammenhang mit den Gerichtsverfahren auf den Aktienkurs“ausgehen, hieß es in der Mitteilung weiter.