Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Breel Embolo – Chance und Risiko
Der Stürmer wird von Schalke zu Gladbach wechseln. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Transfer.
Er wird der insgesamt zehnte Schweizer Profi in Diensten von Borussia Mönchengladbach sein: Breel Embolo. Noch ist der Transfer nicht vollzogen, noch sind Details zu klären. Weswegen weder Borussia noch der FC Schalke 04, in diesem Geschäft der abgebende Verein, sich zur Sache äußern. Doch nach unseren Informationen ist Embolo im Anflug auf Gladbach und wird, so nichts Außergewöhnliches passiert, zeitnah unterschreiben. Er kommt für vergleichsweise kleines Geld. Dem Vernehmen nach liegt die Ablöse knapp über zehn Millionen Euro, durch erfolgsbezogene Boni können es bis zu
16 Millionen werden. Er bekommt wohl einen Vertrag bis 2023. Schon
2016 hatte sich Gladbach um den jetzt 22-Jährigen bemüht, damals machte Schalke das Rennen. Im zweiten Anlauf kommen der Stürmer und Borussia nun zusammen. Für Embolo ist es eine Chance. Für den Klub ebenfalls, er geht jedoch auch ein gewisses Risiko ein.
Warum ist Embolo zum Schnäppchenpreis zu haben?
Borussia profitiert auf gewisse Weise von Embolos Verletzungspech und der extrem schlechten Saison, die Schalke gespielt hat. Die im bis 2021 datierten Vertrag enthaltene Ausstiegsklausel, nach der ein Europa-League-Teilnehmer wie Gladbach derzeit 45 Millionen Euro für Embolo zahlen müsste, ist angesichts der Situation auf Schalke hinfällig. Embolos Wert ist abgestürzt, weil er kaum einmal die Erwartungen erfüllen konnte. Und weil er sich zwei schwere Fußverletzungen zugezogen hat und deswegen 64 Pflichtspiele verpasste. Zudem muss Schalke den Kader umbauen, die finanziellen Mittel fehlen jedoch. Geht der Deal schnell über die Bühne, wäre der gefallene Vizemeister handlungsfähig.
Warum geht Borussia trotz Embolos Verletzungshistorie das Risiko ein?
Borussias Sportdirektor Max Eberl setzt auf Nachhaltigkeit, er beobachtet Spieler über einen längeren Zeitraum und auch noch, wenn sie zunächst einen anderen Weg gehen. So war es schon bei Matthias Ginter, der 2014 von Freiburg nach Dortmund wechselte, um 2017 dann doch in Gladbach zu landen. Embolos Geschichte ist ähnlich. Er ist lange im Fokus der Borussia, vor zwei Jahren war man nah dran an einer Verpflichtung. Und nun kommt er über den Umweg Gelsenkirchen. Das Risiko, das wegen der Krankengeschichte des Schweizers im Transfer mitschwingt, ermöglicht Eberl überhaupt erst die Chance, den Wunschspieler zu bekommen. Denn ein gesunder und auf Schalke erfolgreicher Embolo wäre für Gladbach überhaupt nicht erschwinglich. Eberl und sein neuer Trainer Marco Rose glauben an Embolos Qualitäten und wissen, dass sie im Erfolgsfall einen ganz starken Deal machen. Der geringe Preis minimiert den Risiko-Faktor. Warum ist es für Gladbach und Embolo eine große Chance? Für die Borussen ist Embolo mit seiner Wucht eine ganz neue Option im Angriff, die „Pressingmaschine“passt zudem perfekt in den Ansatz von Rose. Der will wie mit RB Salzburg die Gegner unter Stress setzen, Embolos körperliche Präsenz ist da extrem nützlich. Auf Schalke war das Problem, dass Embolo oft über den Flügel kam, das ist nicht seine Position. In Roses Zweierangriff wird er im Zentrum des Sturms stehen. Das ist Embolos Chance, in der Bundesliga zu zeigen, was er wirklich kann.
Holt Gladbach noch mehr Spieler?
Embolo wird nach dem Rechtsverteidiger Stefan Lainer und Torwart Max Grün der dritte Neuling dieses Sommers. Zwei weitere Neue werden möglicherweise folgen: Der Offensivspieler Marcus Thuram (EA Guingamp, würde neun Millionen Euro kosten, er kann links und im Zentrum spielen) und der Verteidiger Malang Sarr (20, OGC Nizza, 18 Millionen Euro) sind wohl die aussichtsreichsten Kandidaten. Dass es noch Abgänge geben wird, um den nötigen finanziellen Spielraum zu haben, ist denkbar. Jedoch eher nicht aus der Sparte „Stammspieler“.
Hat der Transfer Einfluss auf das Hickhack um den Düsseldorfer Benito Raman?
Das ist durchaus möglich. Bislang konnten sich die Schalker nicht mit Fortuna über eine Ablösesumme für den belgischen Angreifer einigen. Raman will unbedingt zu Schalke, die Königsblauen waren aber nicht bereit, eine zweistellige Millionensumme zu bieten. Mit dem frischen Geld für Embolo könnten sich die beiden Klubs endlich annähern.