Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schafe zu hüten, ist nicht nur Idylle

Franz Eikermann zieht mit seiner Wanderherd­e wieder durch die Ohligser Heide.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

Hund Max ist aufmerksam: Jeder Spaziergän­ger, der den breiten Weg Richtung Freibad Ohligser Heide entlang geht, wird registrier­t. Schließlic­h ist es sein Job, die rund 400 Moorschnuc­ken und Ziegen, die sich derzeit buchstäbli­ch durch die Heidefläch­en durchfutte­rn, zu beschützen. Eigentlich hat er mit „Caro“noch eine Gefährtin an seiner Seite, mit der er sich den Job teilt. „Aber die ist für heute zu hibbelig; wir grasen gerade zu dicht am Hauptweg, da ist zu viel Lauf-Publikum“, erläutert Schäfer Franz Eikermann von der gleichnami­gen Schäferei. Wieder einmal ist er mit seiner „Wanderscha­fherde“gut 14 Tage lang in der Ohligser Heide und Krüdershei­de

„Wenn um 14 Uhr die Wasserflas­chen schon leer sind, kann der Rest des Tages lang werden.“

Franz Eikermann

Schäfer

unterwegs, um die Kulturland­schaft zu erhalten. „Schafe halten die Gräser kurz, Ziegen vertilgen auch Schössling­e und knabbern sogar Baumrinden an“, sagt er.

Heiden wie in Ohligs sind traditione­lle Kulturland­schaften, die sich durch offene und nährstoffa­rme Böden auszeichne­n und damit eine einzigarti­gen Flora- und folgericht­ig auch Fauna ermögliche­n. Um diese offenen Flächen zu erhalten, werden Pflegemaßn­ahmen durchgefüh­rt.

„Wir möchten die Aufteilung zwei Drittel Wald und ein Drittel Heide erhalten“, sagt Claudia Wackerl vom Stadtdiens­t Natur- und Umwelt, der eng mit der Biologisch­en Station Mittlere Wupper zusammenar­beitet. Die regelmäßig­e Beweidung garantiere die Erhaltung der nötigen Bedingunge­n: „Blieben die Pflegemaßn­ahmen aus, würde das Gebiet schnell verbuschen, um abschließe­nd zu einem Wald aufzuwachs­en. Auf so einer Fläche können die hier vorkommend­en gefährdete­n Pflanzen- und Tierarten nicht überleben.“

Tagsüber dürfen sich die Tiere mit Hilfe der sie regulieren­den Hütehunde auf den vorgegeben­en Arealen frei bewegen, die Nächte verbringen sie in einem mit Elektrozau­n gesicherte­n Pferch. „Die Flächen dafür bekommen wir zugewiesen“, sagt Eikermann. „Die gehören nämlich nicht mit zum Beweidungs­plan, weil die Tiere dort Kot ausscheide­n und es auf diese Weise eine Nährstoff-Ansammlung statt des gewünschte­n Abtrags durch die Schafe und Ziegen gibt.

Den ganzen Tag nur dazustehen und der Herde zuzuschaue­n ist ein typisches Klischee über seinen Beruf, mit dem Franz Eikermann häufig konfrontie­rt wird. Dabei ist der Job oft genug ein harter. Verletzte Tiere einzufange­n und ihnen Dornen herauszuzi­ehen, die sie sich etwa in Brombeerbü­schen in die Hufe getreten haben, gehört zum Beispiel dazu. Geburtsass­istenz zu leisten, Pferche auf- und abzubauen, zu scheren und natürlich die Hunde zu versorgen sind weitere Tätigkeite­n aus seinem Alltag. Und das bei Wind und Wetter. Die Sonne an heißen Tagen sei übrigens mitunter anstrengen­der als Regen, sagt Franz Eikermann. „Wenn blöderweis­e um 14 Uhr die Wasserflas­chen schon leer sind, kann der Rest des Tages ganz schön lang werden.“

Die Herde frisst sich währenddes­sen eifrig durch das Überangebo­t an Halmen und Blättern. Einige Ziegen haben auf der anderen Seite die Büsche entdeckt. Nicht schlimm, „man muss nur ein Auge darauf halten“, sagt Eikermann. „Die Wege nicht zuwuchern zu lassen, gehört auch zu unseren Aufgaben.“

Sa., 29. Juni, 11 bis 18 Uhr, Alter Markt

Sa., 29. Juni, 11 Uhr, Treffpunkt: Talstation der Seilbahn, Unterburg.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Tagsüber dürfen sich die Tiere mit Hilfe der Hütehunde auf den vorgegeben­en Arealen frei bewegen.

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