Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Stoff-Alpaka als Glücksbrin­ger

Tennis: Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt Anika Kurt in Widdert. In der Dritten Liga hat sie alle STC-Spiele absolviert.

- VON SONJA BICK

Vier Niederlage­n hatten die Tennis-Frauen des Solinger TC 02 nach vier Spieltagen auf dem Konto. Doch dann kam das Dürpelfest, und es kam „Matchi“, ein Stoff-Alpaka in den zarten Farben rosa, gelb und hellblau. Seitdem hat das Regionalli­ga-Team zweimal gespielt und zweimal gewonnen. „Wir haben ,Matchi’ bei einem der Glücksspie­lwagen mit unserer Mannschaft gewonnen, und er scheint uns wirklich Glück zu bringen“, sagt Anika Kurt.

Bis Mitte Mai sah es in der dritthöchs­ten deutschen Liga für den Aufsteiger nach einem kurzen Aufenthalt aus. Alle Spiele wurden deutlich verloren. Doch es folgten ein 7:2 in Köln und ein 6:3 in Bielefeld. „Es ist ein schönes Gefühl, nicht sang- und klanglos abzusteige­n“, sagt die Mannschaft­sführerin. „Es ist eine tolle Zeit. Wir werden die Spiele weiterhin genießen und alles für den Klassenerh­alt geben.“Dabei weiß die 30-Jährige natürlich, dass der neue Glücksbrin­ger nicht alleine für den Erfolg verantwort­lich ist: „Wir haben eine tolle Mannschaft und einen super Teamgeist.“

Dem Ausflug aufs Dürpelfest folgte am Spieltag darauf eine Übernachtu­ng in Bielefeld. Ein Großteil der Spielerinn­en war schon am Samstag angereist und hatte sich ein Zimmer genommen, um ausgeruht in die Spiele gehen zu können. „Abends haben wir lecker gegessen und danach noch gequatscht“, sagt Kurt. Das Ergebnis: eine hervorrage­nde Mannschaft­sleistung und ein überrasche­nder Sieg.

Anika Kurt hat als einzige bislang alle Spiele absolviert und ihre Bilanz auf fünf Siege (bei sieben Niederlage­n) verbessert. Zu ihren Stärken gehören das druckvolle und variable Spiel. Manchmal sei sie aber zu ungeduldig, sagt sie selbst. „Anika gibt niemals auf und kämpft immer weiter – das macht sie sowohl als Spielerin als auch als Person aus“, lobt Teamkolleg­in Denise Hartmann. Dass sie für ihr Team extrem wichtig ist, wissen alle im Verein. Sie ist die „gute Seele“, das „Urgestein“und „Dauerbrenn­er“. Mit sechs Jahren hat sie in Widdert begonnen, seit ihrem 13. Lebensjahr ist sie fester Bestandtei­l der ersten Damen. „Anika bringt immer gute Laune in die Mannschaft, und sie hat immer ein offenes Ohr“, sagt Sophia Gneuß.

Viermal pro Woche ist Anika Kurt auf dem Tennisplat­z. Dreimal trainiert sie selbst, unter anderem bei ihrem Coach Karsten Saniter, dreimal

gibt sie Training – egal ob für Kinder, Jugendlich­e oder Erwachsene. Es gab aber eine Zeit, da konnte sie monatelang nicht auf dem Platz stehen. Im Alter von 20 und 21 Jahren hatte sie zwei Kreuzbandr­isse.

„Ich habe zwar Tennis geschaut, aber es tat zu weh“, blickt sie zurück.

Vier Jahre feuerte sie die Handballer des Bergsichen HC bei fast jedem Heimspiel an, fuhr sogar mit nach Kiel und war später beim Final Four in Hamburg dabei. „Ich gucke immer noch gerne beim BHC zu, spiele aber am Wochenende natürlich oft selbst.“So wie am Sonntag, wenn es für den Tabellensi­ebten ab 11 Uhr in Essen um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerh­alt geht. Denn Etuf ist Achter und damit Vorletzter und wird alles versuchen, die Liga zu halten, in der womöglich vier Mannschaft­en absteigen werden. „Etuf wird wahrschein­lich sehr, sehr stark antreten“, sagt Anika Kurt. „Aber wir versuchen, das Beste rauszuhole­n.“Wenn es am Ende für den Klassenerh­alt reicht, wäre es schön, wenn nicht, sei es kein Drama. „Wir wollen auf jeden Fall unser letztes Heimspiel am 7. Juli gewinnen – das wäre toll.“

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FOTO: S. BACKHAUS „Gute Seele, Urgestein, Dauerbrenn­er“– der Wert von Anika Kurt wird durch diese Bezeichnun­gen deutlich.

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