Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Schwierige Vater-Sohn-Beziehung
In „Being Flynn“sieht ein Mann nach Jahren seinen Vater wieder – in ungewohnter Umgebung.
(ry) Schauspieler wie Robert Downey Jr., Jennifer Lawrence, Mark Wahlberg oder Scarlett Johansson sind in erster Linie bekannt, weil sie in großen Blockbustern mitgespielt haben – also in Filmen, bei denen ein riesiges Budget zur Verfügung stand und die eine Menge an Zuschauern ins Kino lockten. Im Kontrast dazu stehen Schauspieler wie Paul Dano, die zwar ebenfalls durchaus bekannt sind und den ein oder anderen großen Film in ihrer Vita stehen haben (u. a. „Looper“), aber vor allem in Independentfilmen zu sehen sind. So trat er unter anderem in „Little Miss Sunshine“und „Taking Woodstock“auf, aber beispielsweise auch in „There Will Be Blood“oder „Prisoners“. Der Sender 3 SAT zeigt heute einen weiteren Film mit Paul Dano, der eher in RichtungIndependentfilmgeht.In „Being Flynn“spielt er den titelgebenden Helden Nick Flynn.
Dieser träumt davon, Schriftsteller zu werden. Seine Mutter hat vor langer Zeit Suizid begangen, seinen Vater hat er schon seit 18 Jahren nicht mehr gesehen. Umso perplexer ist er, als ihn ein Anruf seines alten Herren Jonathan Flynn (Robert De Niro) erreicht, der umstandslos von ihm verlangt, ihm bei der Räumung seiner Wohnung zu helfen.
Nicks Vater leidet unter Realitätsverlust, ist Alkoholiker und ein vorbestrafter Scheckbetrüger, der sich selbst für einen großen, erfolgreichen Autor hält. In Wirklichkeit schlägt er sich als Taxifahrer durch, bis er erst seinen Job und schließlich seine Wohnung verliert.
Als Jonathan im Obdachlosenheim auftaucht, ist Nick von dem selbstherrlichen Verhalten seines Vaters wenig begeistert und verliert immer mehr den Boden unter den Füßen. Denn Jonathan bricht ständig sämtliche Regeln, verhält sich beleidigend gegenüber anderen Wohnungslosen sowie dem Personal und bringt Nick damit in eine schwierige Situation. Weil er seinem randalierenden Vater aber keine Sonderbehandlung zukommen lassen möchte, reagiert er mit besonderer Strenge.
Regisseur Paul Weitz („American Pie“, „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“) verfilmte mit „Being Flynn“die Autobiografie des Schriftstellers Nick Flynn, die 2004 unter dem Titel „Another Bullshit Night in Suck City“erschien. Laut dieser traf der Autor während seiner Arbeit in einer Bostoner Obdachloseneinrichtung in den späten 1980er-Jahren auf seinen ihm nahezu unbekannten Vater, der dort Unterkunft suchte.
Dem Filmemacher wurde sein Job quasi in die Wiege gelegt, denn nicht nur ist seine Mutter Susan Kohner als Schauspielerin tätig, auch deren Mutter Lupita Tovar übte diesen Beruf aus. Zudem war Kohners Vater und damit Weitz’ Großvater Paul Kohner als Drehbuchautor und Produzent tätig, er arbeitete unter anderem mit Ingmar Bergmann zusammen. Paul Weitz Karriere startete 1998, als er das Drehbuch zum Animationsfilm „Antz“lieferte, als Regisseur trat er dann erstmals 1999 bei „American Pie“in Erscheinung.
Für den Film „Being Flynn“konnte Weitz neben Paul Dano zwei sehr bekannte Mimen engagieren. So ist Julianne Moore („Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“) als Nicks Mutter Jody zu sehen. Außerdem übernahm Hollywood-Urgestein Robert De Niro eine wichtige Rolle in dem Drama. Der im August 76 Jahre alt werdende Mime zählt seit seinem Durchbruch 1973 in Martin Scorseses Werk „Hexenkessel“zu den bekanntesten und talentiertesten seiner Zunft. Der zweifache „Oscar“-Preisträger (1975 für „Der Pate II“, 1981 für „Wie ein wilder Stier“) begegnet in „Being Flynn“in gewisser Weise seiner Vergangenheit, in dem er zeitweise als Taxifahrer arbeitet. Diesen Job hatte schon seine Figur Travis Bickle in „Taxi Driver“inne, wo er einen desillusionierten Ex-Soldaten spielte, der mit seiner Vergangenheit und Schlafstörungen zu kämpfen hat. Im Sommer wird De Niro in der Comicverfilmung „Joker“zu sehen sein, der darin wiederum von Joaquin Phoenix verkörpert wird.
Being Flynn, 22.25 Uhr, 3 SAT