Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Zweitplatzierter Sieger
Ronny Seidel kommt beim ATV-Triathlon auf der Mitteldistanz als Erster ins Ziel, muss aber Chris Dels den Vortritt lassen, weil er auf der Radstrecke eine Strafe kassiert hat. Auch bei den Frauen entscheidet sich das Rennen erst spät.
HÜCKESWAGEN So spannend war es beim Triathlon des ATV Hückeswagen schon lange nicht mehr. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern entschied sich das Rennen über die Mitteldistanz – und damit die Westdeutsche Meisterschaft – erst ganz am Schluss. Bei den Herren kurioserweise sogar erst Minuten, nachdem der erste Athlet schon im Ziel war.
Mehr als drei Viertel der Laufdistanz hatte Lisanne Naumann vom DLC Aachen das Frauen-Rennen angeführt. Etwa zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel musste sie aber doch die große Favoritin Mareen Hufe vorbeiziehen lassen. Hufe, die seit 2012 als Profi startet und im Vorjahr den Ironman Malaysia gewann, nutzte das Hückeswagener Rennen als Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen: „Ich bin davon ausgegangen, dass starke Mädels am Start sind.“Mit 4.15:45 Stunden lag sie am Ende genau eine Minute vor Naumann.
„Ich wollte hier unbedingt mal starten, bevor ich meine Karriere beende“
Mareen Hufe Siegerin bei den Damen
Am Donnerstag und Freitag habe sie noch normal trainiert, sagte Hufe. „Deshalb waren meine Beine ein wenig schwer.“Unter diesen Bedingungen sei das Rennen vor allem eine mentale Herausforderung gewesen. „Ich kann das Tempo normalerweise hinten raus ganz gut halten“, sagte sie. Dass sie ihre Konkurrentin noch eingeholt habe, sei eine Bestätigung dafür. Am Start beim ATV-Triathlon war die 41-Jährige aus Wesel aber aus anderen Gründen: „Hückeswagen stand auf meiner To-Do-Liste. Ich wollte hier unbedingt mal starten, bevor ich meine Karriere beende.“
War es bei den Frauen spannend, war es bei den Herren zusätzlich auch noch unübersichtlich. Als Ronny Seidel als erster Athlet überhaupt an diesem Tag ins Ziel lief, war seine Freude verhalten – weil er wusste, dass er den Wettbewerb nicht gewinnen würde. Seidel (Triathlon Witten III) hatte sich nämlich auf der Radstrecke eine Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens eingehandelt.
„Das war ein bisschen blöd“, stellte Seidel klar, der schon 2017 in Hückeswagen am Start gewesen war. Nach einer Abfahrt habe ihn ein anderer Teilnehmer überholt und sich vor ihn gesetzt. „Was sollte ich da machen?“Seine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Denn mit einer (korrigierten) Zeit von knapp über vier Stunden und insgesamt Platz 17 war er dennoch zufrieden. Zumal Hückeswagen für ihn nur eine Zwischenstation zur Mitteldistanz-Weltmeisterschaft in zwei Wochen in Nizza war. „Schade finde ich es nur für mein Team.“
So führte Simon Jensch (3.54:37), der wenige Sekunden nach Ronny Seidel das Ziel erreichte, den Wettkampf für einige Minuten an – ehe die ersten Teilnehmer aus der zweiten Startgruppe ins Ziel kamen. Gleich vier Athleten aus der 15 Minuten später gestarteten Gruppe überholten Jensch noch in der Gesamtwertung, was für Verwirrung sorgte. Deswegen wähnte sich Carl-Daniel Mittelbach (3:46:57), der vor drei Wochen noch Westdeutscher Meister über die olympische Distanz geworden war, schon als Gesamtsieger und Landesmeister. Aber auch nur, weil der Zieleinlauf von Chris Dels (3.46:19) in dem Trubel untergegangen war.
Auch die kürzere Volksdistanz hatte sportliche Höchstleistungen zu bieten. Gesamtsieger wurde der Wipperfürther René Dörmbach, der für Lüdenscheid startet, in knapp über einer Stunde – und fast eineinhalb Minuten vor Tobias Hallebach. Schnellste Frau war Sina Böhne (TriForce-Vital RS) in 1.07:13 Stunden.