Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Keine Freunde in der Politik
Wie ist das Verhältnis von Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer?
Freundschaft ist in der Politik eine Illusion. Kanzlerin Angela Merkel und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wissen das. Auf die Frage, ob Merkel ihre Freundin sei, hat AKK im vergangenen Jahr geantwortet: „Angela Merkel und ich haben einen guten Draht zueinander. Es passt irgendwie keine gängige Bezeichnung.“Das war schon eine sehr vorsichtige Antwort in noch wirklich guten Zeiten. Kramp-Karrenbauer war damals Generalsekretärin und die unausgesprochene Wunschkandidatin Merkels als Nachfolge für den CDU-Vorsitz. Mittlerweile fragen sich viele, ob Merkel es sich auch wünscht, dass Kramp-Karrenbauer ihr als Kanzlerin nachfolgt. Das Verhältnis der beiden CDU-Frauen hat erst in der Debatte um Migration und durch Kramp-Karrenbauers Ausspruch, als „Ultima Ratio“die Grenze schließen zu können, einen Dämpfer bekommen. Zugleich hat sich Merkel konsequent aus allem, was das Etikett Partei trägt, zurückgezogen, ohne aber ihre machtvolle Rolle in der Koalition abzugeben. Anders als für den neuen CSU-Chef Markus Söder sind Kramp-Karrenbauers Entfaltungsmöglichkeiten also begrenzt. Zuletzt hatten die beiden Frauen einen gemeinsamen Flug mit verschiedenen Zielen in die USA geplant. Am Ende passte es in der Organisation nicht zusammen, und es bleibt die schale Frage hängen: Hätte man dieses Hin und Her, das viele negative Schlagzeilen gebracht hat, nicht verhindern können? Es wäre zu weitgehend, von einem Zerwürfnis der beiden Spitzenpolitikerinnen zu sprechen. Festzuhalten aber ist, dass Kramp-Karrenbauer auch nicht mehr mit Premium-Behandlung durch die Kanzlerin rechnen kann. Will sie den Weg ins Kanzleramt noch schaffen, muss ihr dies aus eigener Kraft und mit Rückendeckung der Partei gelingen. Merkel ist da raus.
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