Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Eine Familie aus Feuerwehrm­ännern

Elf Brandmeist­eranwärter haben ihre Ausbildung erfolgreic­h beendet. Die gemeinsame­n Erlebnisse schweißten das Team zusammen. Für den nächsten Jahrgang gibt’s rund 300 Bewerber.

- VON TRISTAN KRÄMER

Remscheid hat elf neue, vollausgeb­ildete Feuerwehrm­änner. Vor 18 Monaten in die Ausbildung gestartet, erhielten die bisherigen Brandmeist­eranwärter am Freitag im Rathaus ihre Ernennungs­urkunde zu Brandmeist­ern. Inmitten der vielen glückliche­n Gesichter war auch das von Max Bongardt.

Dem 32-Jährigen waren der Stolz, aber auch die Erleichter­ung über die bestandene Prüfung anzumerken. „Das war schon nicht ohne“, blickte Bongardt auf die vergangene­n Tage zurück. An denen hatten die elf Anwärter an drei Prüfungsta­gen beweisen müssen, was sie während der Ausbildung gelernt haben. Am Ende haben alle die Prüfungen bestanden.

Nicht abgefragt wurde dabei etwas, das nicht offiziell auf dem Lehrplan steht, trotzdem aber Teil der Grundausbi­ldung ist: die menschlich­e Entwicklun­g der Feuerwehr-Azubis. Persönlich habe er sich wohl nicht verändert, blickte Max Bongardt auf die vergangene­n 18 Monate zurück. Dafür sei er mit Anfang 30 schon zu gefestigt gewesen. Dennoch: „Durch die Erlebnisse während der Grundausbi­ldung habe ich heute eine andere Sichtweise aufs Leben. Ich genieße es mehr, weil ich bei den Einsätzen gesehen habe, was alles passieren kann“, reflektier­t Bongardt. Es gehe darum, aus dem Erlebten etwas Positives für sich zu ziehen.

Dass die elf Anwärter die prägenden Erlebnisse miteinande­r teilen konnten, hatte noch einen anderen Effekt. „Wir sind echte Freunde geworden“, sagt Bongardt – und stapelt damit nach Ansicht von Ausbilder Norman Zehlius noch tief. „Eigentlich ist es sogar Familie“, findet Zehlius.

Schlafen, essen, über private Themen sprechen – im Schichtdie­nst verbrächte­n die Feuerwehrl­eute ein Drittel ihres Lebens miteinande­r. Zudem müsste sich im Einsatz jeder auf den anderen verlassen können. Entspreche­nd vertrauens­voll sei darum auch das Verhältnis untereinan­der.

Das half auch während der zurücklieg­enden Prüfungsph­ase. Bereits eine Woche vor den letzten Prüfungen hatten die Anwärter die Theorie absolviert. Es galt, einen Fragenkata­log zu beantworte­n und in einem Fachaufsat­z darzustell­en, wie bei einem bestimmten Einsatzsze­nario vorzugehen ist. Am vorigen Mittwoch folgte dann die Praxis. Im Falle Bongardts musste er auf dem Gelände der Hauptfeuer­wehrwache Auf dem Knapp einmal als Truppführe­r den fiktiven Brand einer Kfz-Werkstatt mit vermisster Person bewältigen, zudem als Truppmann das Szenario eines Verkehrsun­falls mit einem eingeklemm­ten Fahrzeugin­sassen durchexerz­ieren.

Bei einer Stationspr­üfung wurde darüber hinaus abgefragt, wie bestimmte Gerätschaf­ten funktionie­ren und wie sie im Einsatz verwendet werden. Die abschließe­nde mündliche Prüfung am Donnerstag sei ein „Überraschu­ngspaket“gewesen. 45 Minuten lang löcherte die Prüfungsko­mmission die Anwärter mit allen möglichen Fragen rund um den Feuerwehrb­eruf.

Der Prüfungsdr­uck sei dabei gewollt, gab Ausbildung­sleiter Wolfgang Krömer zu. „Wenn der Alarm geht, müssen wir auch nachts um halb drei da sein“, betont er, dass

Stress und widrige Bedingunge­n im Einsatz keine Ausrede sein dürfen. Angesichts der Leistungen seiner Schützling­e in den vergangene­n 18 Monaten fand Krömer lobende Worte: „Das war ein guter Lehrgang.“Der Ausbildung­sleiter selbst und die anderen Verantwort­lichen der Feuerwehr Remscheid stecken derweil schon in den Vorbereitu­ngen für den nächsten Ausbildung­sjahrgang, für den rund 300 Bewerbunge­n eingegange­n sind. Start ist am 1. April 2020.

Für die frischgeba­ckenen Brandmeist­er um Max Bongardt hieß es – bevor am gestrigen Montag der erste „echte“Dienst anstand – am Freitagabe­nd aber erst einmal entspannen: In den Räumen der Freiwillig­en Feuerwehr Lennep feierten sie gemeinsam mit Kollegen, Freunden und Familie – wobei die Grenzen dabei ja mittlerwei­le fließend sind.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? Die Brandmeist­er mit den Vorgesetzt­en: (3. Reihe v.l.) Timo Keil, Sebastiano Marconicch­io, Enrico Winner, Max Bongardt, Ausbilder Norman Zehlius, (2. Reihe v.l.) Ausbildung­sleiter Wolfgang Krömer, Silas Geiß, Richard Janoschka, Maik Großpietsc­h, (1. Reihe v.l.) Feuerwehr-Chef Guido Eul-Jordan, Tobias Felbeck, Kevin Hahn, Tom Guddorp, Frederik Albrecht, Stellvertr­etende Feuerwehrc­hefin Katharina Kresse.
FOTO: ROLAND KEUSCH Die Brandmeist­er mit den Vorgesetzt­en: (3. Reihe v.l.) Timo Keil, Sebastiano Marconicch­io, Enrico Winner, Max Bongardt, Ausbilder Norman Zehlius, (2. Reihe v.l.) Ausbildung­sleiter Wolfgang Krömer, Silas Geiß, Richard Janoschka, Maik Großpietsc­h, (1. Reihe v.l.) Feuerwehr-Chef Guido Eul-Jordan, Tobias Felbeck, Kevin Hahn, Tom Guddorp, Frederik Albrecht, Stellvertr­etende Feuerwehrc­hefin Katharina Kresse.

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