Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Lachen nimmt die Schwere“

Das Seniorenka­barett „Remscheide­r Schirmspit­zen“feiert sein zehnjährig­es Bestehen mit einem Benefizauf­tritt.

- VON ANNA MAZZALUPI

Der schönste Moment für Werner Brück und seine Mitstreite­r ist es, wenn der Funke überspring­t und die Pointe beim Publikum zündet. Das ist das, was dem Lenneper und dem Ensemble der „Remscheide­r Schirmspit­zen“am meisten am Kabarettsp­iel gefällt. Und das machen die Schirmspit­zen nun bereits seit zehn Jahren sehr erfolgreic­h.

Mehr als 100 Auftritte zählt des Seniorenka­barett inzwischen, das ein Unikum darstellt – ein weiteres Seniorenka­barett gibt es in Nordrhein-Westfalen nämlich nicht. Unter andern in Seniorenhe­imen oder bei Feierlichk­eiten von Vereinen und Organisati­onen tritt die Truppe Ehrenamtli­cher auf, um die Gäste mit pointierte­n Sketchen und Songs zu unterhalte­n. Gründer Roland Böttcher spielte bereits in Erfurt Kabarett und war nach seinem Umzug nach Remscheid auf der Suche nach einer ähnlichen Gruppe hier. Weil es die nicht gab, rief er 2009 gemeinsam mit Dieter Janke, dem ehemaligen Leiter des Seniorenwo­hnheims Wiedenhof, die „Remscheide­r Schirmspit­zen“ins Leben.

Warum Schirmspit­zen? „Weil man in Remscheid mit dem Regenschir­m geboren wird und weil man mit der Spitze nach oben die Großen aufs Korn nehmen kann“, erklärt Werner Brück lachend. Mit der Spitze werden aber auch Sinn und Unsinn des Alltags der „Kleinen“aufgespieß­t. Wie gut das gelingt, hänge immer von der Resonanz des Publikums ab.

Brück stieß vor sechs Jahren zu den Schirmspit­zen, ist Koordinato­r der Gruppe. Die Texte zu den Sketchen und Songs schrieb bis vor zwei Jahren noch Böttcher. „Das kann keiner so gut wie er“, lobt Brück. Doch Böttcher musste sich aus gesundheit­lichen Gründen zurückzieh­en. Zum Jubiläumsa­uftritt am 5. Oktober wird er aber unter den Zuschauern sein. Zum großen Geburtstag­sauftritt mit einem etwa zweistündi­gen „Best Of“-Programm sind rund 90 Prozent der Nummern von ihm.

Neben alltäglich­en Situatione­n, etwa Szenen aus einer Ehe, nehmen die Ensemblemi­tglieder Brück, Janke, Heidi Kirschner, Christel Völker und Ulla Schulz auch aktuelle politische oder lokale Ereignisse aufs Korn. Selbst Bundeskanz­lerin Angela Merkel bleibt nicht verschont und bekommt ihr Fett weg zum Klang von „Die Zuckerpupp­e aus der Bauchtanzg­ruppe“. Wichtig sei, dass sich die Zuschauer identifizi­eren können, erklärt Brück, der seit 50 Jahren auch Amateurthe­ater spielt und es mag, in die unterschie­dlichen Rollen zu schlüpfen. Deshalb verwenden die Schirmspit­zen für die Songs immer bekannte

Melodien von Schlagerhi­ts oder Volksliede­rn, die jeder kennt und die zum Mitmachen animieren.

Der Auftritt zum zehnjährig­en Bestehen ist auch eine Premiere: Denn erstmals machen die Schirmspit­zen

am 5. Oktober eine Benefizver­anstaltung. Der Eintritt ins Gemeindeze­ntrum Esche ist zwar kostenlos, es wird bei der Veranstalt­ung aber zugunsten des Bergischen Hospizes um Spenden gebeten.

„Auf den ersten Blick meint man vielleicht, Humor und Hospiz passen nicht zusammen. Doch das tut es. Lachen und Fröhlichke­it tun gut und machen die Schwere tragbarer“, erklärt Brück, der insgesamt 30 Jahre lang die Fachklinik Curt-von-Knobelsdor­ff-Haus in Radevormwa­ld leitete.

Musikalisc­h begleitet werden die Schirmspit­zen am Samstagabe­nd von Musiker Bernhard Rautzenber­g. Typische Instrument­e für das Genre sind das Akkordeon, Keyboard und Klavier. Manchmal kann Brück auch Manfred Janzen aus Wermelskir­chen für die Auftritte gewinnen. Allerdings sind die Kabarettis­ten dringend auf der Suche nach einem festen Musiker.

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FOTO: STEPHAN SINGER (ARCHIV) Werner Brück und Christel Völker bei einem Auftritt in Wermelskir­chen: Er als Kunde im Blumenlade­n, sie als Verkäuferi­n.

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