Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Eine Hommage an Isaac Offenbach
(step) Im vergangenen Jahr hat Köln die Chance genutzt, um zu zeigen, wo die Heimat des weltberühmten Komponisten Jacques
Offenbach wirklich lag. Doch das musikalische Genie kommt nicht von ungefähr. Sein Vater Isaac war
30 Jahre lang Kantor der Kölner Synagoge. Er war ein begnadeter Musiker, der vier Instrumente perfekt beherrschte und der seine beiden Söhne nach Paris brachte, um ihnen dort den Weg für eine große Karriere zu ebenen. Als Isaac aus Paris zurückkehrte, brachte er viele liberale Ideen mit, die er an der Seine kennengelernt hatte. Sie wollte er auch in der Heimat verbreiten, denn Isaac Offenbach war nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein streitbarer Reformer und geistreicher Autor.
1838 erschien seine Bearbeitung der Pessach-Hagadah, die die biblische Erzählung über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und dazu rituelle Anweisungen und Lieder enthält. Traditionell wird das mehrtägige Pessach-Fest im Kreis der Familie mit der gemeinsamen Lesung der Hagadah eröffnet. Offenbach versieht diese Feier mit neuen Melodien und zeitgemäßen Erläuterungen, in denen er kluge Kritik am erstarrten liturgischen und gesellschaftlichen Formen übt. Anders als bis dahin üblich, übertrug er die traditionell in Hebräisch gehaltene Schrift ins Deutsche, erläuterte sie somit bewusst verständlich für alle Juden. Zugänglich war dieses Buch bislang nur für sehr wenige Menschen, da es kaum noch Exemplare davon gibt. Damit das aufwendig gestaltete und gut zu lesende Werk sich wieder einem neuen Publikum öffnen kann, hat der Greven Verlag Offenbachs Hagadah jetzt in einer aufwendig gestalteten neuen Ausgabe veröffentlicht. Diese wurde von Dr. Jürgen Wilhelm und Dr. Thomas Otten herausgegeben und enthält einen hochwertigen Reprint des Originals von 1838. Dazu kommt als eigener Teil eine wissenschaftliche Einführung von Dr. Christiane Twiehaus.
Thomas Otten, Jürgen Wilhelm (Hg.): Isaac Offenbach Hagadah oder die Erzählung von Israels Auszug aus Ägypten, Greven-Verlag, 148 Seiten, 18 Euro.