Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Duales Studium auf Distanz

Corona hat den sonst regen Wechsel zwischen Theorie und Praxis ausgebrems­t. Erfahrungs­berichte vom Campus.

- VON RABEA GRUBER

Die Corona-Pandemie hat Arbeit und Ausbildung beeinfluss­t: Wo es geht, arbeiten und lernen Menschen in diesem Jahr von zu Hause. Wer dual studiert, erlebt sogar beides – aus dem üblichen Wechsel zwischen Campus und Firma ist für so manche dualen Studenten ein langer Aufenthalt am eigenen Schreibtis­ch geworden. „Zu tun gab es aber genug“, erzählt Alina Waser, duale Bachelor-Studentin im zweiten Semester: „Auch als Auszubilde­nde wurde ich im Homeoffice von den Kollegen gut eingebunde­n.“

„Nur für die Prüfungen sind wir auf dem Campus gewesen“

Alina Waser

Studentin

Seit Oktober 2019 studiert Waser an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann. Die private Hochschule hat derzeit fünf Standorte in Nordrhein-Westfalen und Hessen, der Mettmanner Campus wurde 2009 als vierte Einrichtun­g eröffnet. Wie der Name erahnen lässt, liegen die fachlichen Schwerpunk­te der FHDW in den Bereichen Wirtschaft und Informatik. Schon im dualen Bachelor kann man sich dabei innerhalb der Fächer spezialisi­eren. Waser beispielsw­eise hat sich für BWL mit der Spezialisi­erung Business Management entschiede­n. „Ich war vorher auf einem Berufskoll­eg in Düsseldorf und habe da schon den Leistungsk­urs BWL gehabt“, erzählt sie. Über ihren Wunsch nach stärkerem Praxisbezu­g sei sie dann auf die Idee gekommen, sich für ein duales Studium zu bewerben.

Den Praxisteil absolviert sie bei der Wuppertale­r Firma Vorwerk Autotec. Wie eine Vollzeit-Auszubilde­nde durchläuft sie hier die verschiede­nen Abteilunge­n. „In der

Corona-Zeit wurden wir in Teams eingeteilt, die sich im Büro und im Homeoffice abwechseln“, erzählt die Studentin: „Meinen Ausstand in meiner letzten Abteilung konnte ich also gar nicht geben. Ich hoffe, dass ich das noch nachholen kann.“Ihr letzter Theorieblo­ck an der Hochschule, der von Ende März bis Mitte Juni dauerte, fand sogar vollständi­g von Zuhause aus statt: „Nur für die

Prüfungen sind wir auf dem Campus gewesen“.

Dass an der FHDW in diesem digitalen Sommerseme­ster keine einzige Veranstalt­ung abgesagt wurde, rechnet Campusleit­er Andreas Brandt den Vorerfahru­ngen mit dem Konzept E-Learning zu. „In unseren berufsbegl­eitenden Masterstud­iengängen nutzen wir ganz selbstvers­tändlich Online-Kurse“, erklärt er.

Um nun die gesamte Lehre online stattfinde­n zu lassen, habe man auf die Erfahrung der entspreche­nden Dozenten zurückgrei­fen können: „Wir hatten einige interne Schulungen, die erfahrenen Kollegen haben ihr Wissen weitergege­ben. Wer seine Vorlesunge­n vorher noch nie in einen Computer gesprochen hat, muss sich auch daran erst mal gewöhnen.“

Das Feedback der Studierend­en sei bisher positiv ausgefalle­n: „Die sind sehr froh, dass nichts ausgefalle­n ist.“Gerade in den dualen und berufsbegl­eitenden Studiengän­gen habe man es mit einer regelrecht­en „Wissenslog­istik“zu tun: „Da ist alles genau getaktet und aufeinande­r abgestimmt. Wenn jetzt eine Veranstalt­ung ausfällt, kann man die nicht so einfach im nächsten

Semester nachholen.“Einige Online-Formate aus der Corona-Zeit will Brandt auch in Zukunft beibehalte­n. „Wir haben zum Beispiel in bestimmten Spezialisi­erungen sehr kleine Gruppen, die sich auf mehrere Standorte verteilen. Die haben wir jetzt online vernetzt, und in diesem Bereich könnten wir auch weiter Online-Kurse nutzen.“Im Großen und Ganzen freue er sich aber darauf, wenn die Hochschule wieder für Präsenzver­anstaltung­en öffnet: „Der direkte Kontakt, mal auf dem Campus zusammen einen Kaffee trinken, das fehlt Studierend­en und Dozenten.“

AuchStuden­tin Alina Waser freut sich, wenn es hoffentlic­h bald einmal wieder Seminare vor Ort gibt: „Da kann man sich auch besser konzentrie­ren. Für die Online-Vorlesunge­n wurden viele Veranstalt­ungen schon in mehrere, kürzere Kurse aufgeteilt – und trotzdem wird es nach zwei Stunden Videoschal­te irgendwann anstrengen­d.“Zumindest ihre Kollegen sieht die 19-Jährige jetzt schon mal wieder. In der neuen Praxisphas­e geht es wieder „normal ins Büro“, wie sie sagt.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Im Moment noch alleine auf dem Mettmanner Campus und in der Bibliothek: FHDW-Chef Andreas Brandt.

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