Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Büroflächen werden deutlich abnehmen
Vor allem bei Büroimmobilien kann sich laut Experten einiges ändern. Der Bedarf an Büroflächen wird durch die neue Akzeptanz von Homeoffice-Lösungen und digitalen Meetings sinken.
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden weltweiten Beschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens führen zu einem erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden in allen Ländern rund um den Globus. Eine Rezession der Weltwirtschaft ist mittlerweile unvermeidlich. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf einen Bereich, der in den vergangenen Jahren nur einen Weg kannte – nach oben. Nun aber ist der Immobilienmarkt ebenfalls von der Pandemie getroffen.
Das gilt auch für Büroimmobilien, die bis zum Ausbruch der Krise eigentlich eine „sichere Bank“darstellten. Das hat sich jetzt geändert, wie der aktuelle „City Report Region Düsseldorf“von Aengevelt Immobilien herausstellt. Vor Ausbruch der Corona-Krise hatte das Düsseldorfer Immobilienunternehmen erneut einen überdurchschnittlichen Büroflächenumsatz von 450.000 Quadratmetern in der Landeshauptstadt prognostiziert. Krisenbedingt wurde diese Prognose revidiert. „Aufgrund der internationalen Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der daraus zwangsläufig resultierenden globalen konjunkturellen Unsicherheiten stellen unzählige Unternehmen zeitnah geplante Expansionspläne,
Flächenumstrukturierungen, Standortwechsel, etc. (zunächst) zurück oder gar ein. Zudem tragen kostensparende Flächenverkleinerungen und die steigende Zahl von Unternehmensinsolvenzen zur sofort wirksamen Verringerung der Flächenumsätze bei“, heißt es in dem Report.
In Zahlen ausgedrückt: Die Experten gehen jetzt für 2020 eher von einem Büroflächenumsatz zwischen 300.000 und
350.000 Quadratmetern aus. Der Durchschnitt der Jahre
2010 bis 2019 lag bei 396.000
Quadratmetern. „Es wurden bereits Anmietungsentscheidungen von Büroflächen größtenteils zunächst auf Eis gelegt. Auf dem Investmentmarkt führt dies bereits zu erkennbar verlängerten Investmententscheidungen und Portfolio-Neubewertungen“, sagt Mark Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien. Mit Blick auf den Büromarkt der Zukunft weist Aengevelt auch auf eine weitere Entwicklung hin. „Der Bedarf an Büroflächen wird sich unter anderem aufgrund der höheren Akzeptanz von Homeoffice-Lösungen und digitalen Meetings nachhaltig verändern. Erfolgreich in der Krise erprobte Alternativen der Arbeitsplatzgestaltung verstärken zumindest mittelfristig den Trend sinkender bis stagnierender Umsätze.“
Burkhard Theyssen, Vorstand von Dahlke Immobilien AG aus Hückelhoven, geht sogar so weit, diese Entwicklung als „Disruption für den Immobilienmarkt“zu bezeichnen. „Das hat mit der Dynamik der
Wirtschaft zu tun. Die Unternehmen haben ihre Strukturen jetzt zwangsläufig auf Homeoffice-Lösungen und digitale Kommunikation umgestellt und spüren bereits mehr und mehr, dass diese Modelle tragfähig sind. Warum sollten sie also dauerhaft wieder zur alten Arbeitswelt zurückkehren und große Flächen vorhalten, wenn die Mitarbeiter doch zuhause genauso effizient arbeiten und sogar Anfahrtszeiten entfallen?“Er geht daher nicht davon aus, dass sich die Zahlen der Vergangenheit in Zukunft wieder erreichen ließen. Immobilieninvestoren sollten seiner Meinung nach genau überlegen, ob ein Objekt in Zukunft noch so genutzt werden könne, wie es ursprünglich einmal geplant gewesen sei. Für Burkhard Theyssen ist eine Immobilie immer nur ein Mittel für einen bestimmten Zweck. Daher müsse dieser Zweck auch dauerhaft zu erfüllen sein – sonst seien kaum Renditen möglich. „Aus diesem Grund sollten Käufern auch mit vermeintlichen Schnäppchen vorsichtig sein, wenn sie die wirtschaftlich sinnvolle Nutzung nicht prognostizieren können. Wenn sich der Megatrend ‚Homeoffice‘ in Verbindung mit der Digitalisierung fortsetzt, werden Büroflächen in allen Lagen wesentlich weniger attraktiv, weil der Bedarf eben viel geringer ist als in der Vergangenheit. Das wiederum führt zu sinkenden Mieten oder sogar dauerhaften Leerständen.“Daher rät Burkhard Theyssen sogar dazu, bei guten Gelegenheiten solche Objekte und Beteiligungen schnell zu verkaufen.
Etwas anders sieht dies Mark Aengevelt. „Der Erwerb einer Immobilie mit passendem Nutzer zu einem lage-adäquaten Kaufpreis ist immer eine gute Idee, selbst wenn es in der aktuellen Situation zu zeitweisen Mietausfällen kommen kann. Der Sachwert ist hier entscheidend.“
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