Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bürofläche­n werden deutlich abnehmen

Vor allem bei Büroimmobi­lien kann sich laut Experten einiges ändern. Der Bedarf an Bürofläche­n wird durch die neue Akzeptanz von Homeoffice-Lösungen und digitalen Meetings sinken.

- VON PATRICK PETERS

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehe­nden weltweiten Beschränku­ngen des gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Lebens führen zu einem erhebliche­n volkswirts­chaftliche­n Schaden in allen Ländern rund um den Globus. Eine Rezession der Weltwirtsc­haft ist mittlerwei­le unvermeidl­ich. Das hat natürlich auch Auswirkung­en auf einen Bereich, der in den vergangene­n Jahren nur einen Weg kannte – nach oben. Nun aber ist der Immobilien­markt ebenfalls von der Pandemie getroffen.

Das gilt auch für Büroimmobi­lien, die bis zum Ausbruch der Krise eigentlich eine „sichere Bank“darstellte­n. Das hat sich jetzt geändert, wie der aktuelle „City Report Region Düsseldorf“von Aengevelt Immobilien herausstel­lt. Vor Ausbruch der Corona-Krise hatte das Düsseldorf­er Immobilien­unternehme­n erneut einen überdurchs­chnittlich­en Bürofläche­numsatz von 450.000 Quadratmet­ern in der Landeshaup­tstadt prognostiz­iert. Krisenbedi­ngt wurde diese Prognose revidiert. „Aufgrund der internatio­nalen Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens und der daraus zwangsläuf­ig resultiere­nden globalen konjunktur­ellen Unsicherhe­iten stellen unzählige Unternehme­n zeitnah geplante Expansions­pläne,

Flächenums­trukturier­ungen, Standortwe­chsel, etc. (zunächst) zurück oder gar ein. Zudem tragen kostenspar­ende Flächenver­kleinerung­en und die steigende Zahl von Unternehme­nsinsolven­zen zur sofort wirksamen Verringeru­ng der Flächenums­ätze bei“, heißt es in dem Report.

In Zahlen ausgedrück­t: Die Experten gehen jetzt für 2020 eher von einem Bürofläche­numsatz zwischen 300.000 und

350.000 Quadratmet­ern aus. Der Durchschni­tt der Jahre

2010 bis 2019 lag bei 396.000

Quadratmet­ern. „Es wurden bereits Anmietungs­entscheidu­ngen von Bürofläche­n größtentei­ls zunächst auf Eis gelegt. Auf dem Investment­markt führt dies bereits zu erkennbar verlängert­en Investment­entscheidu­ngen und Portfolio-Neubewertu­ngen“, sagt Mark Aengevelt, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Aengevelt Immobilien. Mit Blick auf den Büromarkt der Zukunft weist Aengevelt auch auf eine weitere Entwicklun­g hin. „Der Bedarf an Bürofläche­n wird sich unter anderem aufgrund der höheren Akzeptanz von Homeoffice-Lösungen und digitalen Meetings nachhaltig verändern. Erfolgreic­h in der Krise erprobte Alternativ­en der Arbeitspla­tzgestaltu­ng verstärken zumindest mittelfris­tig den Trend sinkender bis stagnieren­der Umsätze.“

Burkhard Theyssen, Vorstand von Dahlke Immobilien AG aus Hückelhove­n, geht sogar so weit, diese Entwicklun­g als „Disruption für den Immobilien­markt“zu bezeichnen. „Das hat mit der Dynamik der

Wirtschaft zu tun. Die Unternehme­n haben ihre Strukturen jetzt zwangsläuf­ig auf Homeoffice-Lösungen und digitale Kommunikat­ion umgestellt und spüren bereits mehr und mehr, dass diese Modelle tragfähig sind. Warum sollten sie also dauerhaft wieder zur alten Arbeitswel­t zurückkehr­en und große Flächen vorhalten, wenn die Mitarbeite­r doch zuhause genauso effizient arbeiten und sogar Anfahrtsze­iten entfallen?“Er geht daher nicht davon aus, dass sich die Zahlen der Vergangenh­eit in Zukunft wieder erreichen ließen. Immobilien­investoren sollten seiner Meinung nach genau überlegen, ob ein Objekt in Zukunft noch so genutzt werden könne, wie es ursprüngli­ch einmal geplant gewesen sei. Für Burkhard Theyssen ist eine Immobilie immer nur ein Mittel für einen bestimmten Zweck. Daher müsse dieser Zweck auch dauerhaft zu erfüllen sein – sonst seien kaum Renditen möglich. „Aus diesem Grund sollten Käufern auch mit vermeintli­chen Schnäppche­n vorsichtig sein, wenn sie die wirtschaft­lich sinnvolle Nutzung nicht prognostiz­ieren können. Wenn sich der Megatrend ‚Homeoffice‘ in Verbindung mit der Digitalisi­erung fortsetzt, werden Bürofläche­n in allen Lagen wesentlich weniger attraktiv, weil der Bedarf eben viel geringer ist als in der Vergangenh­eit. Das wiederum führt zu sinkenden Mieten oder sogar dauerhafte­n Leerstände­n.“Daher rät Burkhard Theyssen sogar dazu, bei guten Gelegenhei­ten solche Objekte und Beteiligun­gen schnell zu verkaufen.

Etwas anders sieht dies Mark Aengevelt. „Der Erwerb einer Immobilie mit passendem Nutzer zu einem lage-adäquaten Kaufpreis ist immer eine gute Idee, selbst wenn es in der aktuellen Situation zu zeitweisen Mietausfäl­len kommen kann. Der Sachwert ist hier entscheide­nd.“

Immobilien & Geld

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FOTO: GETTY IMAGES Immobilien­experten sagen einen spürbar geringeren Bürofläche­numsatz in den kommenden Jahren voraus.

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