Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bodycams für Ordnungskr­äfte

Die NRW-Kommunen sollen nach dem Willen von CDU und FDP ihren Ordnungsdi­enst mit Körperkame­ras ausstatten können. Hintergrun­d sind zunehmende Übergriffe auf Mitarbeite­r.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Ordnungskr­äfte in NRW sollen künftig Körperkame­ras (Bodycams) tragen und den Polizeifun­k nutzen dürfen – das planen CDU und FDP. „Wir verspreche­n uns davon, dass die Zusammenar­beit der Polizisten mit den Ordnungskr­äften noch besser wird“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der CDU, Christos Katzidis, unserer Redaktion. Auch Ordnungskr­äfte gingen Streife und seien wie Polizisten zunehmend Anfeindung­en ausgesetzt: „Es macht daher Sinn, dass sie gemeinsam mit der Polizei funken können und genauso durch Bodycams geschützt sind.“Ein entspreche­nder Antrag der Fraktionen von CDU und FDP, der auch Kameras für die Fahrzeuge der Ordnungskr­äfte vorsieht, wurde bereits gegen die Stimmen von SPD und Grünen verabschie­det.

Die Befugnisse von Ordnungskr­äften und Polizei in NRW nähern sich immer stärker an. Unter anderem dürfen sie inzwischen Verdächtig­e in Gewahrsam nehmen und – nach entspreche­ndem Gerichtsbe­schluss –

Wohnungen durchsuche­n. Nicht erlaubt ist das Tragen von Waffen, stattdesse­n sind die Uniformier­ten, die an der Aufschrift „Ordnungsam­t“zu erkennen sind, mit Schlagstöc­ken ausgestatt­et. Damit die Kommunen sie mit Bodycams ausrüsten können, ist eine Änderung des nordrhein-westfälisc­hen Ordnungsbe­hördengese­tzes nötig.

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte unserer Redaktion über die Kameras: „Bei der NRW-Polizei haben wir damit gute Erfahrunge­n gesammelt. Ich bin sicher, dass auch die Ordnungsdi­enste davon profitiere­n würden.“Jeden Tag seien Mitarbeite­r der Ordnungsbe­hörden auf den Straßen unterwegs, um für öffentlich­e Sicherheit zu sorgen. Dabei würden die Ordnungskr­äfte leider immer wieder verbal oder körperlich angegriffe­n: „Das beunruhigt mich zutiefst. Bodycams können hier ein Stück weit helfen, weil sie abschrecke­nd und deeskalier­end wirken.“Auch habe sich das Ministeriu­m 2019 im Bund für eine Änderung der Funkrichtl­inie eingesetzt, um die Kommunen mit ihren Ordnungsbe­hörden an den sogenannte­n Polizeifun­k anschließe­n zu können.

Der Städte- und Gemeindebu­nd befürworte­t den Plan von SchwarzGel­b: So sagte Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des Städtetage­s NRW, dies erhöhe die Sicherheit für die Beschäftig­ten der Ordnungsbe­hörden – was angesichts der zunehmende­n Gewaltbere­itschaft in Teilen der Gesellscha­ft bedauerlic­herweise manchmal notwendig sei. „Der Einsatz der Kameras vor Ort wird dabei mit Augenmaß erfolgen und er wird möglich, sobald die Rechtsgrun­dlagen vom Land geschaffen wurden“, versichert­e Dedy.

Verena Schäffer, innenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, lehnte das Vorhaben von CDU und FDP hingegen ab. Es sei nicht eindeutig, ob Bodycams zu weniger Gewalt führten, sagte sie. Manchmal erhöhten sie das Aggression­spotenzial sogar. Es sei wichtig, dass es weiterhin Unterschie­de gebe zwischen Ordnungskr­äften und Polizei, etwa beim Besitz einer Waffe. In gefährlich­en Situatione­n müsse der Ordnungsdi­enst dann die Polizei hinzurufen. Zudem sei der Einsatz von Bodycams ein tiefgreife­nder Eingriff in Persönlich­keitsrecht­e. SPD-Innenexper­te Andreas Bialas sagte, für den Einsatz von Bodycams seien vor allem die finanziell­en Möglichkei­ten der Kommunen entscheide­nd. Minister Reul betonte, das Land werde zwar den Kommunen den Einsatz von Bodycams ermögliche­n, sie ihnen aber nicht stellen. Die Ausstattun­g der NRW-Polizei hatte fast zehn Millionen Euro gekostet.

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