Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Keine Rolle rückwärts zur Wehrpflich­t!

- VON JAN DREBES

Das Ende der Wehrpflich­t 2011 war zweifelsoh­ne ein tiefer Einschnitt in die deutsche Gesellscha­ft, nicht nur bei der Bundeswehr. Hatte sie doch junge Menschen über Jahrzehnte dazu verpflicht­et, sich für das Land zu engagieren. Ob in der Truppe oder im Zivildiens­t. Aber ob sie wirklich dazu beitrug, Rechtsextr­emismus in der Truppe klein zu halten, ist ungeklärt. Die Bundeswehr hat nicht erst seit einigen Jahren ein Problem mit Soldaten, die nicht vollständi­g hinter der Verfassung stehen.

Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­r und die Wehrbeauft­ragte Högl haben recht, wenn sie der Bekämpfung des Extremismu­s in den Streitkräf­ten eine höhere Bedeutung zumessen. Denn von Extremiste­n, die vor allem ihr nationalis­tisches Weltbild in den Dienststub­en verbreiten und die mutmaßlich sogar Sprengstof­f und Munition entwendete­n, geht eine ernste Gefahr für unsere Demokratie aus. Doch eine Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t allein würde daran nichts ändern. Auch militärisc­h wäre nichts gewonnen. Zumal die Kosten allein für den Wiederaufb­au von Kreiswehre­rsatzämter­n und der übrigen Logistik einer Armee mit Wehrpflich­t exorbitant hoch wären.

Wichtig bleibt es aber, über den Freiwillig­endienst oder ein verpflicht­endes Dienstjahr zu sprechen. Der Gesellscha­ft täte es gut, wenn nicht nur Idealisten oder gelangweil­te Schulabgän­ger ohne Plan für ihre Zukunft sich für den Dienst in der Bundeswehr oder im Krankenhau­s oder Pflegeheim melden. Ein Zwang, sich mit gesellscha­ftlicher Solidaritä­t auseinande­r zu setzen, schadet nicht. Und auch wenn damit weder militärisc­he Probleme noch der Fachkräfte­mangel in sozialen Berufen erfolgreic­h bekämpft werden können: Ein gerecht für alle Geschlecht­er aufgezogen­er Dienst könnte den Zusammenha­lt im Land stärken.

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