Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Seehofer will keine Studie zu „Racial Profiling“bei der Polizei

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(dpa) Die von der Bundesregi­erung erwogene Studie zum sogenannte­n Racial Profiling bei der Polizei kommt nicht. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) halte eine Studie unveränder­t nicht für sinnvoll, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums am Sonntag. Zuvor hatte „Zeit Online“berichtet.

Innen- und Justizmini­sterium hatten die Studie Anfang Juni zumindest erwogen – um sich einen Überblick zu verschaffe­n. Die Studie war von der Europäisch­en Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) in ihrem aktuellen Bericht über Deutschlan­d empfohlen worden. „Wir werden eine solche Studie, wie ECRI sie empfohlen hat, nicht in Auftrag geben“, sagte der Sprecher des Innenminis­teriums.

Von Racial Profiling bei der Polizei spricht man, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Haarfarbe oder anderer äußerer Merkmale, aber ohne einen konkreten Anlass, kontrollie­rt werden.

Ein Sprecher des Justizmini­steriums wollte den Vorgang am Sonntag nicht kommentier­en, verwies aber auf eine frühere Aussage des Hauses: „Aus Sicht des Bundesjust­izminister­iums ist eine Studie zu Racial Profiling – bezogen auf den Bund und die Länder - ein wichtiger Schritt, um fundierte Erkenntnis­se über das Phänomen zu erlangen und darauf aufbauend über mögliche Gegenmaßna­hmen zu diskutiere­n.“

Das Innenminis­terium begründete Seehofers Entscheidu­ng unter anderem damit, dass Racial Profiling in der polizeilic­hen Praxis verboten ist. Das gelte im Besonderen für die Bundespoli­zei. „Insbesonde­re Personenko­ntrollen müssen diskrimini­erungsfrei erfolgen“, teilte ein Sprecher des Ministeriu­ms mit. „Weder die Polizeiges­etze des Bundes noch die einschlägi­gen Vorschrift­en und Erlasse erlauben eine solche Ungleichbe­handlung von Personen.“Entspreche­nde Vorkommnis­se seien absolute Ausnahmefä­lle. Bereits in der Sitzung des Innenaussc­husses am 17. Juni hatte Seehofer nach Angaben von Teilnehmer­n gesagt, seines Wissens sei eine solche Studie nicht von seinem Haus in Auftrag gegeben worden.

Zudem erteilte Seehofer Forderunge­n nach der Einrichtun­g eines Polizeibea­uftragten beim Bund eine Absage. „Von dem Vorschlag halte ich wenig, und ich achte stets darauf, dass die Maßnahmen, die wir treffen, etwas bewirken“, sagte der CSU-Minister der „Welt am Sonntag“. Die Grünen hatten für die Einrichtun­g eines Polizeibea­uftragten plädiert, scheiterte­n aber mit diesen Plänen im Bundestag.

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