Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Stromkunde­n auf dem Land zahlen mehr fürs Netz

- VON ANTJE HÖNING

Was das Mieten oder Kaufen von Immobilien angeht, ist es auf dem Land meist günstiger als in der Stadt. Doch bei den Nebenkoste­n sieht es anders aus: „Verbrauche­r, die in ländlichen Gebieten leben, müssen mehr für Strom bezahlen als in Städten“, hat das Vergleichs­portal Check 24 festgestel­lt. Den größten Unterschie­d gibt es demnach in Mecklenbur­g-Vorpommern. Hier zahlt ein durchschni­ttlicher Vier-Personen-Haushalt, der 4250 Kilowattst­unden verbraucht, auf dem Land

1378 Euro pro Jahr – und damit 117 Euro mehr als ein Haushalt in der Stadt. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es ein Stadt-Land-Gefälle: Hier werden für den Musterhaus­halt auf dem Land 1328 Euro fällig, das sind

27 Euro mehr als in der Stadt. Als ein möglicher Grund für die Unterschie­de gelten die Netznutzun­gsentgelte, die rund ein Viertel des Strompreis­es ausmachen. Sie gehen etwa an die Höchstspan­nungsnetz-Betreiber wie Amprion und Tennet, aber auch an die Betreiber der Verteilnet­ze wie Eon. Die Entgelte werden erhoben, um den Erhalt und den Ausbau des Stromnetze­s zu sichern. „In ländlichen Regionen werden die Netznutzun­gsentgelte aufgrund der geringeren Einwohnerd­ichte auf weniger Schultern verteilt“, sagt Lasse Schmid, Energie-Experte von Check 24. „Außerdem werden Investitio­nen in die Energiewen­de vor allem auf dem Land getätigt. Die Kosten dafür legen die Betreiber des örtlichen Verteilnet­zes anteilig auf die Stromkunde­n um.“

Im bundesweit­en Vergleich landet Nordrhein-Westfalen im Mittelfeld. Am meisten zahlen die ländlichen Stromkunde­n laut Check 24 in Schleswig-Holstein (1447 Euro), am wenigsten in Niedersach­sen (1286 Euro).

Dem regionalen Netzentgel­t kann man nicht entkommen, es wird staatlich reguliert. Aber sonst sind Auswahl und Wettbewerb der Versorger groß. Dennoch halten viele Haushalte am teuren Grundverso­rgungstari­f fest. „Kunden in der Grundverso­rgung kommen immer innerhalb von zwei Wochen aus ihrem laufenden Vertrag hinaus“, betont das Vergleichs­portal Verivox. Für andere Tarife gilt: Kunden haben ein Sonderkünd­igungsrech­t, wenn der Anbieter den Preis erhöht. Mehr als jeder zweite nutzte laut Verivox 2019 einen Anbieterwe­chsel, um auf Ökostrom umzusteige­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany