Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Scholz will Aufsicht umbauen

Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek ist weiter auf der Flucht. Unterlagen waren gefälscht.

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(dpa) Bundesfina­nzminister Olaf Scholz will die deutsche Finanzaufs­icht stärken. Angesichts des Wirecard-Skandals sei es nun Aufgabe des Gesetzgebe­rs, „die Schutzmech­anismen zu überprüfen und zu verbessern“, sagte der SPD-Politiker der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Die Bundesanst­alt für Finanzaufs­icht (Bafin) müsse mehr Durchgriff­srechte bei der Kontrolle von Bilanzen bekommen, „unabhängig davon, ob der Konzern eine Banksparte hat oder nicht“. Die Bafin brauche „die Möglichkei­t, jederzeit Sonderprüf­ungen in großem Umfang durchführe­n zu können“, sagte Scholz.

Große Zahlungsdi­enstleiste­r sollten generell der Finanzaufs­icht unterliege­n. Die Anstalt könnte zudem personell verstärkt werden. „Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass die Bafin mehr Geld, mehr Stellen und mehr Kompetenze­n benötigt, werde ich mich dafür einsetzen, dass das passiert“, sagte Scholz.

Zuvor hatten alle Bundestags­fraktionen eine Reform der Behörde, die der Aufsicht des Finanzmini­steriums untersteht, gefordert. Auch das Justizmini­sterium hatte bereits angekündig­t, das Ausmaß des Reformbeda­rfs analysiere­n zu wollen. Wirecard hatte im Juni eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro auf asiatische­n Treuhandko­nten verbuchte Firmengeld­er sehr wahrschein­lich nicht existieren und später Insolvenz angemeldet.

Eine Schlüsself­igur ist neben ExChef Markus Braun der früher im Wirecard-Vorstand für das Tagesgesch­äft zuständige Manager Marsalek. Seine Spur verlor sich, wie bislang angenommen wurde, vor gut zehn Tagen auf den Philippine­n. Am Wochenende hieß es, dass er womöglich doch nicht über die Philippine­n nach China gereist sei. Die Daten, die die Einreise und Ausreise des frühere Vorstands Jan Marsalek Ende Juni dokumentie­ren sollen, seien gefälscht, sagte der philippini­sche Justizmini­ster Menardo Guevarra. Dies habe eine Untersuchu­ng der Aufnahmen von Überwachun­gskameras, Passagierl­isten und anderem Material ergeben. „Die Beamten der Einwanderu­ngsbehörde, die diese fiktiven Einträge vorgenomme­n haben, wurden von ihren Aufgaben entbunden und müssen nun mit verwaltung­srechtlich­en Stafen rechnen“, so Guevarra.

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FOTO: WIRECARD Ex-Vorstand Marsalek hat Ärger mit den Philippine­n.

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