Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Elf Musiktipps für die Ferien
Ob Heimaturlaub oder weite Reise: Das Wichtigste ist eine gute Playlist. Sie lädt sich beim Hören mit Erinnerungen auf.
Kofferpacken kann ich nicht so gut. Oder vielmehr: Ich denke gar nicht ans Kofferpacken. Und wenn doch, dann erst kurz vor Abfahrt. Urlaubsvorbereitung bedeutet für mich: eine Playlist zusammenstellen. Darauf verwende ich ziemlich viel Zeit. Es gab schon Strandurlaube, in die ich ohne Badehose reiste. Ich konnte zwar nicht ins Meer, dafür hatte ich super Musik dabei.
Ich mag Ferien-Sampler, die eine besondere Atmosphäre haben. Die Musik muss zu folgenden Momenten passen: 1. Rückfahrt von einem langen Ausflug an den Strand. Da ist man so angenehm schwer und gedimmt. Leben in Zeitlupe. Das Auto duftet nach Sonnencreme, Fanta und giftigen Plastik-Schwimmreifen. 2. Vorbereitung aufs gemeinsame Essen. Bestenfalls trifft man Freunde am Urlaubsort, und ein guter Sampler liefert den Soundtrack fürs Zusammensein. Man reichert die Musik automatisch mit Alltagsgeräuschen an: das Knacken der Eiswürfel im Glas. Das Sprudeln des kochenden Nudelwassers. Kinderstimmen. 3. Wehmütige Momente nach der Rückkehr. Ich habe viele Urlaubssampler aus den vergangenen Jahren auf dem Handy. Und immer wenn ich etwa „Frankreich
8/13“anstelle, erinnere ich mich an damals. Und dieses Damals klingt mit jedem Hören besser.
Auf Urlaubssamplern dürfen ruhig Lieder nebeneinander stehen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Ich mag es nicht, wenn sehr bekannte Stücke darauf sind – dann könnte man ja auch gleich das Radio einschalten. Mir geht es rein um die Atmosphäre. Und um die gleich mit dem ersten Stück herzustellen, beginnt mein Sampler in diesem Jahr mit meinem Lieblingslied der vergangenen paar Monate: „Heartbreakerei“von aus Berlin. Wer das ein paar Mal gehört hat, driftet ganz angenehm mit halb geschlossenen Lidern durch den Tag. Die Ohrwurm-Gefahr ist allerdings hoch: „Hallo 110, ist da die Po-Polizei? / Ich möchte Anzeige erstatten wegen Heartbreakerei.“
Mit Synthiepop geht es weiter. Von
aus Norwegen hatte ich lange nichts gehört. Sie veröffentlichte
2005 einen tollen Sampler in der Reihe „DJ-Kicks“. Umso schöner klingt das Comeback: „American Cars“ist langsam, aber nie lahm, es glänzt dunkelgold. Dazu passt „New Person, Same Old Mistakes“von
Ein Lied, das ewig laufen könnte. Ich fühle mich darin total wohl. Rihanna hat es mal gecovert, auch ihre Version hätte gut gepasst.
Annie
Impala.
Fuffifufzich
Tame
Ewig laufen könnten auch die folgenden Songs: kommt zwar aus Wales, aber „In Sintesi“singt sie auf Italienisch. Ich habe das Stück schon so oft gehört, es macht mich immer wieder froh: Dieses „Aah!“am Anfang klingt wie aus einer Cola-Werbung aus den 80er Jahren. Ein „Ah!“hört man auch in der 28. Sekunde von „No Ordinary Love“. Sade hat da gerade jemandem gesagt, das sie ihm all ihre Liebe gegeben habe. Ah! Sade ist eine Heldin für mich. Und wenn
Roisin Murphy
ein Song von ihr läuft, erkläre ich immer meine Theorie, dass sie die einzige Pop-Künstlerin mit makellosem Gesamtwerk ist. „Und Kate Bush?“, entgegnen dann manche. Aber die hatte in den 90er Jahren einen Durchhänger. Meine Theorie auszubreiten, würde hier allerdings zu weit führen. Vielleicht, wenn wir uns im Urlaub treffen.
Es geht weiter mit und ihrer Version von Aaliyahs „More Than A Woman“. Der Waliserin ist es gelungen, aus R ’n’ B Clubmusik zu
Kelly Lee Owens
machen und auch noch einen orientalischen Touch hineinzubringen.
ist eine Künstlerin aus Kolumbien, die ich erst vor Kurzem entdeckt habe. Wer ihr „Te Queria“mag, sollte sich unbedingt das zugehörige Album anhören.
verbindet Flamenco mit HipHop. „Malamante“ist reiner Rhythmus, sehr cool. Man beginnt, mit der Zunge zu schnalzen. Das ist der Moment, in dem man lauter stellen möchte. Es folgt
aus Sansibar. Ich habe das Instrumentalstück
Lido Pimienta
Rosalía
Siti Muharam
„Mashozi Ya Huba“ausgewählt, aber eigentlich hätte ich das ganze Album von ihr hinzufügen können. „Romance and Revolution“steht auf dessen Cover, und in dieser Musik steckt beides. In dem Song baut sich etwas Geheimnisvolles auf und brodelt, kommt aber nicht zum Ausbruch.
Das habe ich zum ersten Mal auf einer Dachterrasse in Tanger gehört. Das ist Instrumentalmusik von drei palästinensischen Brüdern. Die Besitzer des Riad, in
Trio Joubran
dem wir sie hörten, hatten einen iPod mit einem Lautsprecher verbunden, und ich habe einfach abfotografiert, welche Musik auf dem Gerät war: herrliche Sachen. Das Stück „Masar“erinnert mich an diese Reise. Das Finale ist dann Kalifornien pur: im Verbund mit Michael McDonald und Kenny Loggins. „Show You The Way“ist ein zeitloses Stück, das 2017 erschien, aber auch aus den 70ern oder 80ern kommen könnte. Reise in der Zeitmaschine sozusagen. Gute Fahrt!
Thundercat