Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Gesichtsma­ske als „Mund-Schirm“

Als Spezialist für edle Werbeschir­me zählt die Remscheide­r Firma FARE europaweit zu den Top-Playern im Werbemitte­lmarkt. Nun funkt ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr Corona dazwischen.

- VON MELANIE APRIN

Volker Griesel und sein engagierte­s Team hatten sich das 65. Jahr nach der Firmengrün­dung anders vorgestell­t: Der langjährig­e Geschäftsf­ührer des Anbieters hochwertig­er Markenschi­rme für den Werbemitte­lhandel wollte am Standort in Lüttringha­usen feiern, was er mit seiner 55-köpfigen Mannschaft alles erreicht hatte. Dazu zählte auch die Fertigstel­lung eines repräsenta­tiven Anbaus im Sommer vergangene­n Jahres mit einem imposanten Eingangsbe­reich, einer modernen Cafeteria und einem großzügige­n Showroom.

„Diese Neuerungen hätten wir im laufenden Jubiläumsj­ahr auch gerne den Remscheide­r Bürgern an einem Tag der Offenen Tür gezeigt“, sagt Griesels Mitarbeite­rin Vesna Kronenthal, die in dem mit internatio­nalen Preisen vielfach ausgezeich­neten Unternehme­n im Marketing tätig ist. Doch leider kam Corona dazwischen: Statt Champagner­laune sind nun etliche Mitarbeite­r im Home Office. Auf Entlassung­en habe man „bis dato weitestgeh­end verzichtet“, teilt Firmenchef Griesel mit. „Doch auch ich bin nicht umhingekom­men, Kurzarbeit anzuordnen“, ergänzt der Manager, der sich unter normalen Umständen gelassen auf die Schulter klopfen könnte.

Denn Fare sei „ein extrem gesundes Unternehme­n, das in den vergangene­n Jahren sehr gut gewirtscha­ftet hat“, so der Sohn von Gerhard Griesel, dem ehemaligen Unternehme­nslenker, der 1997 seinen Junior ins Boot holte. Ein Jahr später war Volker Griesel schon Geschäftsf­ührer. Er brachte nicht nur viel eigenes Kapital ins unternehme­n ein, sondern ließ auch Raum für unzählige Innovation­en. Als pfiffiger Ideenmanag­er erkannte er etwa schnell, was in der Pandemie am meisten fehlte: „Mir war schnell klar, dass wir unbedingt hochwertig­e Masken ins Sortiment aufnehmen müssen.“

Vom Zaun brechen wollte er jedoch nichts. Daher richtete er zunächst eine Masken-Task-Force ein: „Mal eben schnell ein paar Hersteller in China damit beauftrage­n, uns irgendwelc­he Masken zu liefern, kam für uns nicht in die Tüte.“Als einer der Top-Player im europaweit­en Werbemitte­lmarkt habe er vielmehr ein Produkt gebraucht, „das in unsere Linie passte und sich wie Fare-Schirme dafür eignete, als Träger für bedeutende Markenname­n zu fungieren.“

Immerhin habe seine Firma durchaus ein Image zu verlieren:

„Einige unserer wichtigste­n Kunden sind nahmhafte Autoherste­ller und ihre Zulieferer.“Solchen Kunden könne er nur Masken anbieten, die den Ruf haben, „unter den alltagstau­glichen die besten auf dem Markt zu sein“. Allerdings habe es ihm nicht genügt, „nur die Werbekunde­n zu versorgen“. Daher seien die Masken, die bei Fare passend zum Kerngeschä­ft „Mundschirm­e“heißen, inzwischen auch im Werksverka­uf in der Remscheide­r Straße 169 zu finden.

Dort treffen Interessen­ten montags, dienstags und donnerstag­s von 9 bis 13 Uhr auch auf die gelernte Fotografin Nicole Ringel, die 2016 ihr zusätzlich­es Faible für Regenschir­me entdeckte. „Es hat mich einfach fasziniert, über Fare zu erleben, wie unterschie­dlich und vielfältig Schirme sein können“, sagt die heutige Mitarbeite­rin, der Volker Griesel reichlich Freiheit bei der Gestaltung des Ladens für Endverbrau­cher ließ. Heraus kam eine farbenfroh­e Verkaufsst­ätte, in der Kunden nicht nur Regen- und Sonnenschi­rme kaufen können, sondern seit der Corona-Krise eben auch Fare-Mundschirm­e. Ringel findet diese Erweiterun­g des Sortiments ebenso klasse wie viele andere Ideen ihres Chefs, der zuvor schon den Online-Handel forcierte und seit einigen Jahren stark auf Nachhaltig­keit setzt.

Auch sauberer Strom steht bei ihm hoch im Kurs, weshalb Griesel am liebsten Solarpanee­le auf allen Firmendäch­ern platzieren würde: „Dafür muss ich aber viel Geld ausgeben. Das ausgerechn­et dann zu tun, wenn meine Mitarbeite­r noch in Kurzarbeit sind und weniger verdienen, kam für mich nicht infrage.“Zumal nicht klar sei, wann die Corona-Krise überstande­n ist: „Ich erwarte, dass uns das Virus und die Angst vor einer Ansteckung noch über Jahre begleiten werden.“Weshalb er auch glaube, dass der Mundschutz sich als gängiges Produkt in der Bevökerung etablieren wird: „Vermutlich werden Masken zu einem Accessoire werden, das die Menschen immer bei sich tragen.“

Ein Grund für Griesel, „dieses Accessoire in bester Qualität, modisch und individuel­l bedruckbar zu gestalten“. Das alles biete der Mundschirm von Fare schon jetzt, weshalb auch Mitarbeite­rin Ringel ihn guten Gewissens den Kunden im Werksverka­uf anbietet. Ihr Herz schlage indes weiter in erster Linie für Schirme und ganz besonders für die Regenschir­me. Weshalb sie nicht unerwähnt lassen möchte, „dass man hier bei uns im Laden sogar fremde Schirme zur Reparatur abgeben kann“. Bei einem Fare-Schirm sei es indes unwahrsche­inlich, dass er schnell reparatura­nfällig wird: „Wir verkaufen nur Schirme, die in aufwendige­r Handarbeit von ausgesucht­en Partnerbet­rieben gefertigt wurden. Kurzlebige Massenware, wie sie an den Kassen großer Handelsket­ten zu finden ist, gibt es in dieser Form bei Fare nicht.“

Was nicht heiße, dass Fare-Schirme unerschwin­glich sind: „Der günstigste Schirm kostet weniger als zehn Euro.“Es gebe aber auch Schirme im dreistelli­gen Bereich: „Der teuerste liegt aktuell bei 132 Euro.“

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FOTOS: JÜRGEN MOLL, FARE Das Kerngeschä­ft von Nicole Ringel, Geschäftsf­ührer Volker Griesel und Vesta Kronenthal (oben, von links) sind Markenschi­rme. Aber inzwischen produziert Fare auch Gesichtsma­sken.

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